ECDC sieht keinen Grund für generelle Boosterungen |
Christina Hohmann-Jeddi |
02.09.2021 13:56 Uhr |
Das eigentliche Ziel – schwere Covid-19-Erkrankungen und Todesfälle zu verhindern – sollte nicht aus den Augen verloren werden, so die Gesundheitsbehörde ECDC. / Foto: Getty Images/FrankyDeMeyer
Basierend auf den bisherigen Daten sehe sie keine dringende Notwendigkeit für eine dritte Impfdosis in der Bevölkerung, teilt die ECDC heute mit. Einen entsprechenden Bericht hatte sie gestern veröffentlicht. Dessen Kernaussage ist: Erste Priorität der Impfkampagnen in den EU-Staaten sollte es sein, allen geeigneten Personen das empfohlene Impfschema zur Immunisierung gegen Covid-19 anzubieten. Zugelassen sind drei der Coronaimpfstoffe als Zwei-Dosis-Schema, der Impfstoff von Janssen (Johnson & Johnson) benötigt nur eine Dosis.
Es sei zudem wichtig, zwei Dinge zu unterscheiden, betont die ECDC. Man müsse Booster für normal reagierende doppelt Geimpfte von zusätzlichen Dosen bei Immungeschwächten abgrenzen. Booster gebe man Personen, die eine Grundimmunisierung abgeschlossen haben, um eine nachlassende Immunantwort aufzufrischen. Zusätzliche Dosen könne man dagegen innerhalb der Grundimmunisierung bei Immungeschwächten geben, bei denen ansonsten keine ausreichende Schutzwirkung erzielt werden kann.
Man solle das eigentliche Ziel der Impfkampagnen, nämlich schwere Covid-19-Erkrankungen und Todesfälle zu verhindern, nicht aus den Augen lassen, heißt es in der ECDC-Mitteilung weiter. Die bisherigen Real-World-Daten zeigten für alle zugelassenen Covid-19-Impfstoffe eine hohe Effektivität gegen schwere Erkrankungen, Covid-19-bedingte Hospitalisierungen und Todesfälle. Für allgemeine Booster in der Bevölkerung bestehe daher kein Anlass. Allerdings sollten zusätzliche Dosen bei Immunkomprimierten und gebrechlichen Senioren (beispielsweise in Pflegeheimen) jetzt schon in Betracht gezogen werden. Deren Umfeld, also Familie und alle Pflegenden, sollten auch vollständig immunisiert sein, rät die ECDC. Außerdem seien gerade bei vulnerablen Gruppen weiterhin die Schutzmaßnahmen wie Abstandhalten und das Tragen von Masken beizubehalten.
Die ECDC rät dazu, Durchbruchsinfektionen und Impfstoffwirksamkeit gerade in den vulnerablen Gruppen zu überwachen. Insgesamt seien mehr Daten nötig, um über mögliche Boosterungen entscheiden zu können. Dabei sollten mögliche Risiken dem Nutzen gegenübergestellt werden. So könnten Booster-Dosen das Risiko für schweres und mittelschweres Covid-19 sowie für Long-Covid verringern und die Transmission des Virus abschwächen. Als Risiken einer Auffrischung sieht die ECDC mögliche Sicherheitsbedenken oder ein Vertrauensverlust in die Impfwirksamkeit. Zudem würden Auffrischimpfungen für die allgemeine Bevölkerung die globale Impfstoffknappheit weiter verstärken und dazu beitragen, dass in anderen Teilen der Welt die Bevölkerung nicht grundimmunisiert werden kann.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.