Doppelter Checkpoint-Inhibitor vor Zulassung |
Annette Rößler |
25.07.2022 16:04 Uhr |
Relatlimab bindet an ein anderes Oberflächenprotein als Nivolumab, nämlich an LAG-3 (Symbolbild). / Foto: Adobe Stock/Tatiana Shepeleva
Der seit 2015 verfügbare Antikörper Nivolumab (Opdivo®) ist gegen den Checkpoint-Rezeptor PD-1 (Programmed Death 1) auf aktivierten T-Zellen gerichtet. Er wird bei verschiedenen Krebsarten eingesetzt, bei denen die Immunantwort auf den Tumor abgeschwächt ist, und verstärkt in diesen Fällen die Tumorabwehrreaktion der T-Zellen. Allerdings sprechen nicht alle Patienten gleich gut auf die Therapie an, sodass nach Möglichkeiten gesucht wird, die Wirksamkeit zu verbessern.
Eine solche Möglichkeit wird in Opdualag realisiert: Die Kombination mit einem weiteren Checkpoint-Inhibitor mit anderem Target. Relatlimab ist gegen das Lymphozyten-Aktivierungs-Gen 3 (LAG-3) auf der Oberfläche von T-Zellen gerichtet, das als negativer Regulator der T-Zell-Proliferation und der Funktion von T-Effektorzellen fungiert. Laut einer Publikation aus dem Januar 2022 im »New England Journal of Medicine« ist LAG-3 in vielen Tumoren hochreguliert, darunter auch bei malignem Melanom. Die Gabe von Relatlimab stelle bei betroffenen Patienten die Effektorfunktion von erschöpften T-Zellen wieder her und zeige zusammen mit Nivolumab auch bei Patienten, bei denen Anti-PD-1-Therapien versagt hätten, noch eine Wirksamkeit.
Das jetzt von der EMA zur Zulassung empfohlene Konzentrat zur Zubereitung einer Infusion enthält 240 mg Nivolumab und 80 mg Relatlimab pro ml. Es ist zur Erstlinientherapie von Patienten mit fortgeschrittenem (nicht resezierbarem oder metastasiertem) Melanom ab einem Alter von zwölf Jahren vorgesehen, deren Tumor weniger als 1 Prozent PD-L1 exprimiert. Bei diesen Patienten habe in der randomisierten, doppelblinden Zulassungsstudie ein Vorteil von 3,7 Monaten beim progressionsfreien Überleben gezeigt werden können, so die EMA. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten unter anderem Fatigue, muskuloskelettale Schmerzen und Ausschlag.