»Doc Morris+« mit direktem Link zur Teleclinic |
Jennifer Evans |
21.12.2020 10:30 Uhr |
Nutzer finden in der neuen »Doc Morris+«-App derzeit hauptsächlich den Arzneimittel-Online-Shop. Nach und nach sollen weitere Funktionen hinzukommen. / Foto: PZ/Screenshot
Bei der neuen Plattform »Doc Morris+«, die pharmazeutische und medizinische Dienstleistungen bündelt, sind bislang fünf Apotheken an Bord. Wie der niederländische Versender auf Anfrage der Pharmazeutischen Zeitung sagte, handelt es sich bei den Partnern um die Bienenapotheke und die Sankt Ursula Apotheke in München sowie die Online-Händler Besamex, Eurapon und Doc Morris selbst. Grundsätzlich stehe die Gesundheitsplattform sowohl Vor-Ort-Apotheken als auch Versandapotheken offen. »Im Laufe der Testphase werden weitere Apotheken hinzukommen«, betonte Doc Morris. Das Konzept des Konzerns ist auf die Kooperation mit Offizinen angelegt. Erst kürzlich hob der Konzern gegenüber der PZ hervor, eine vierstellige Anzahl von Apotheken zu benötigen, um künftig schnelle Lieferkonzepte wie etwa den Botendienst anbieten zu können.
Jede Partner-Apotheke entscheide dabei selbst, welches Sortiment sie auf der neuen Gesundheitsplattform präsentiere, so Doc Morris. Also auch FFP2-Masken? Der niederländische Versender schließt das offenbar nicht aus und sagte der PZ, diese Frage »nicht abschließend beantworten« zu können, zumal sich das Produktangebot stetig verändere.
Fest steht aber: Ein Modul für elektronische Rx-Rezepte wird »erst in der Ausbauphase freigeschaltet, wenn über bestehende Kooperationen oder durch gesetzgeberische Maßnahmen ein relevantes E-Rezept-Aufkommen entsteht«. Die Doc Morris Apotheke werde aber, wie auch alle anderen Versandapothekenpartner auf »DocMorris+« keinen Bonus auf E-Rezepte anbieten, heißt es.
Was der Kunde aber bereits in der App findet, ist ein Link zur Teleclinic. Die Zur Rose-Gruppe hatte die Teleclinic im Juli dieses Jahres übernommen. Viele Gesundheitspolitiker hatten die Nähe zwischen einer Online-Arztpraxis und einer Versandapotheke kritisiert. Gegenüber der PZ bestätigte Doc Morris nun, dass der neue Marktplatz direkt zur Teleclinic verlinkt, wenn man auf »Arztsuche« klickt.
Rund um den Münchener Telemedizin-Anbieter hatte es zuletzt auch rechtlichen Ärger gegeben. Eine Zeit lang hatte das Unternehmen nämlich Rezepte exklusiv an nur eine deutsche Versandapotheke geschickt, während es auf seiner Website aber weiterhin damit warb, der Kunde könne die Verordnung in einer Apotheke seiner Wahl einlösen. Ein bayerischer Apotheker hatte dann mit Unterstützung der Apothekengenossenschaft Noweda dagegen geklagt und in dem Zusammenhang gleich noch andere irreführende Praktiken der Teleclinc angeführt. Das Landgericht Aschaffenburg hatte daraufhin im November dieses Jahres mit einer einstweiligen Verfügung reagiert und unter anderem erklärt, die Teleclinic dürfe die Ausstellung von Online-Rezepten nur bewerben, wenn Patienten die Verordnungen in allen deutschen Apotheken einlösen können.
Auch die Übernahme selbst hatte bereits für Aufregung gesorgt: Viele Heilberufler hatten die Fusion zwischen der Teleclinic und dem Versandkonzern Zur Rose als Aufweichung der strikten Trennung zwischen verordnendem Arzt und abgebendem Apotheker heftig kritisiert. Der Zur Rose-Chef sah den Schritt entspannter und sagte voraus, dass sich die Grenzen beim sogenannten »Edikt von Salerno« künftig ohnehin etwas verschieben würden. Auch das Bundgesundheitsministerium (BMG) hatte bislang keinen Grund gesehen, den Zusammenschluss rechtlich zu prüfen.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.