Oberhänsli will »Edikt von Salerno« in Frage stellen |
Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli will die Trennung zwischen Arzt und Apotheker hinterfragen. / Foto: picture alliance/dpa
Mitte Juli wurde bekannt, dass der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose das Münchener Unternehmen Teleclinic übernimmt. Zur Rose ist der Mutterkonzern des niederländischen Arzneimittel-Versenders Doc Morris, die Teleclinic vermittelt Kontakte zwischen Ärzten und Patienten, damit Patienten von diesen Ärzten online beraten werden können. Im Interview mit der PZ hatte die Teleclinic-Chefin Katharina Jünger den Verkauf ihres Unternehmens an Zur Rose unter anderem mit finanziellen Argumenten begründet.
Nicht nur bei den Apothekern, sondern auch in der Gesundheitspolitik hat die Übernahme allerdings für viel Aufsehen gesorgt. Denn: Ärzten ist es in Deutschland strikt verboten, Rezepte an bestimmte Apotheken zuzuweisen. Auch das Anti-Korruptionsgesetz sieht eine strikte Trennung der beiden heilberuflichen Schienen vor. Beim heutigen Kongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA) äußerte sich Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli zu den Vorwürfen gegen seine Unternehmenspolitik.
Oberhänsli stellte klar, dass er wenig Verständnis für die Sorgen der Apotheker und der Politik habe. Schließlich sei das »in Frage stehende Unternehmen kein Leistungserbringer«. Vielmehr sei die Teleclinic nur eine »Plattform«, die Patienten und Ärzte verbindet. Allerdings äußerte sich Oberhänsli auch noch politisch: Er prophezeite, dass sich das sogenannte »Edikt von Salerno«, also die Trennung von verordnenden Ärzten und abgebenden Apothekern, »zum Teil auflösen« werde. Diese »Grenzen werden sich verändern«, so der Zur Rose-Chef.
Bislang ist nicht klar, wie die Teleclinic in die Doc Morris-Angebote eingebaut werden soll. Durchaus denkbar ist aber, dass der Versandkonzern die Teleclinic-Leistungen in seinen »Marktplatz« integrieren will, der auch für OTC-Bestellungen und zur E-Rezept-Abwicklung genutzt werden soll. Wie genau die Telelicnic in den Zur Rose-Konzern integriert werden soll, dazu äußerte sich auch Oberhänsli nicht. Allerdings stellte er mit Blick auf das »Edikt von Salerno« die Frage, welchen Stellenwert eine seit 800 Jahren existierende Regelung heutzutage noch habe.