Die Welt braucht mehr Apotheker |
Jennifer Evans |
13.04.2021 13:00 Uhr |
Wären sich die Patienten den Gefahren beim Arzneimittel-Shopping im Internet bewusst, nehmen sie das Risiko womöglich nicht mehr in Kauf. Das hoffen zumindest die Diskutanten des FIP-Webinars. Die Apotheker könnten statt Widerstand Aufklärungsarbeit leisten. / Foto: Getty Images/Dieter Spannknebel
Weltweit gibt es in etwa 35.000 bis 45.000 Online-Apotheken. »Davon agieren etwa 95 Prozent illegal«, betonte John Hertig, außerordentlicher Professor an der US-amerikanischen Butler Universität in Indianapolis und Präsident des Bündnisses für sichere Online-Apotheken. Pauschal verteufeln will er aber die Arzneimittelversender nicht. Vielmehr bemängelt er, dass sowohl den Apothekern als auch den Vertretern anderer Gesundheitsberufe das Wissen fehlt, schwarze Schafe im Netz zu identifizieren. Andernfalls hätten sie nämlich die Möglichkeit, ihre Patienten über die Gefahren bestimmter Online-Händler aufzuklären. Hertig ist optimistisch, dass »informierte Patienten weniger Risiken in Kauf nehmen und fundierte Entscheidungen treffen«. Wenn die Präsenzapotheker also die Rolle des Aufklärers übernehmen würden, statt die Existenz von Online-Apotheken totzuschweigen, kommen die Kunden seiner Ansicht nach in Zukunft automatisch wieder öfter in die Offizin.
Den Pharmazeuten rät er, im Beratungsgespräch nicht nur zu erfragen, welche Präparate ein Kunde in welcher Dosis einnimmt, sondern auch woher er diese in der Regel bezieht. »Wir sollten unsere Ressourcen dazu nutzen, die Patienten zu schützen, wenn sie online kaufen«, meint Hertig. Daher appelliert er auch an die Apotheker, sich weltweit zusammenzuschließen, um ein gemeinsames Logo zu entwickeln, das legale Online-Apotheken zertifiziert. Damit schütze man die Patienten vor minderwertigen Präparaten und dämme gleichzeitig die Kriminalität ein. Dabei schließt er nicht aus, dass sich auch die Global Player daran beteiligen können. Hertig nennt seine Idee dieser gemeinschaftlichen Aktion: »Das Internet aufräumen«.
Auf Aufklärung setzt auch FIP-Vizepräsidentin Manjiri Gharat aus Indien. Sie stellte in ihrem Vortrag die Vor- und Nachteile von Arzneimittelversendern für Länder mit niedrigen und mittlerem Einkommensniveau gegenüber. Ausschlaggebend für diese Bevölkerungsgruppen ist ihren Ausführungen zufolge neben den oft günstigeren Preisen im Netz auch der leichte und vor allem gleichberechtige Zugang zur Versorgung mit Medikamenten. Auch die größere Anonymität im Internet schätzen demnach die Menschen einiger Kulturkreise.
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