Pharmazeutische Zeitung online
Alkohol

Die stille Last der Kinder

Wenn bei Alkohol das Limit überschritten wird, leidet das Umfeld mit. Kinder mit fetaler Alkoholspektrumstörung oder von suchtkranken Eltern brauchen Unterstützung, therapeutische Angebote und verlässliche Bezugspersonen. Aufmerksamkeit will der »Tag des alkoholgeschädigten Kindes« am 9. September wecken.
Nicole Schuster
31.08.2025  08:00 Uhr

Langfristige seelische Belastungen

Kinder alkoholkranker Eltern haben ein deutlich erhöhtes Risiko für langfristige psychische Folgen, die bis ins Erwachsenenalter persistieren. Das Risiko, selbst eine Alkoholabhängigkeit oder andere Suchterkrankungen zu entwickeln, ist bis sechsfach höher als bei Kindern aus nicht belasteten Familien. Viele beginnen früher mit Alkoholkonsum und zeigen häufiger riskantes Trinkverhalten als Gleichaltrige.

Emotionale Vernachlässigung und instabile Bindungen können zu chronischen Depressionen, generalisierten Ängsten und sozialen Phobien führen. Gewalt, Vernachlässigung oder chaotische Familienverhältnisse können Traumafolgestörungen wie eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auslösen. Unsichere Bindungen und Parentifizierung (Rollenumkehr, bei der Kinder Elternaufgaben übernehmen) begünstigen die Borderline- oder abhängige Persönlichkeitsstörung. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, ihre eigenen Gefühle zu erkennen, auszudrücken oder zu regulieren. Chronische Schuld- und Schamgefühle sowie Loyalitätskonflikte schwächen das Selbstbild. Häufig wiederholen sich die belastenden Muster, etwa durch Partnerschaften mit suchtkranken Personen oder Co-Abhängigkeit.

Trotz der Risiken entwickeln nicht alle Kinder langfristige Störungen. Resilienzfaktoren wie stabile Bezugspersonen in- und außerhalb der Familie, psychotherapeutische Frühinterventionen und Aufklärung über Suchtmechanismen können die Folgen abmildern (20, 26–32).

Frühzeitige und niedrigschwellige Hilfe

Apothekenteams können durch ihr Fachwissen und das Vertrauensverhältnis zu vielen Patienten einen Beitrag zur Früherkennung und Prävention, gerade auch in Familien, leisten.

Ein Ansatzpunkt kann die Beratung bei typischen Folgen eines übermäßigen Alkoholkonsums sein, etwa bei Schlafstörungen, Magenbeschwerden oder Nervosität. Wenn Kunden regelmäßig nach entsprechenden Präparaten fragen, kann dies auf ein tieferliegendes Problem hinweisen. Das Apothekenteam kann sensibel nachfragen, ob auch andere Beschwerden bestehen oder bereits ärztliche Abklärung erfolgt ist. Auch bei wiederholten Nachfragen nach Leberpräparaten, Vitamin B1, Magnesium oder Präparaten gegen Nervenschmerzen lohnt es sich, genauer hinzusehen. Das gilt besonders dann, wenn gleichzeitig Hinweise auf sozialen Rückzug, Erschöpfung oder psychische Belastung erkennbar sind.

In der Beratung zu Kinderwunsch oder zur Medikation in der Schwangerschaft oder Stillzeit kann Alkohol thematisiert werden. Ein kurzer Hinweis wie »in der Schwangerschaft gilt die Empfehlung: kein Alkohol und schon bei Kinderwunsch lohnt sich Vorsicht« weckt Bewusstsein und gibt Raum für Fragen. Auch bei Rezepturen mit Ethanol, bei Nahrungsergänzungsmitteln oder homöopathischen Präparaten können Apothekenteams alkoholbezogene Risiken ansprechen.

Informationsmaterial zur Alkoholprävention in der Schwangerschaft, etwa vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), oder Links zu verlässlichen Online-Angeboten geben niedrigschwellige Orientierung. Die Apotheke kann auch an regionale Beratungsangebote vermitteln. Wichtig ist immer, kein vorschnelles Urteil zu fällen, sondern eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Menschen öffnen können.

Ebenso können Apotheken auf Kinder aus alkoholbelasteten Familien achten. Wenn ein Kind häufig wegen Bauchschmerzen oder kleinen Verletzungen in die Apotheke gebracht wird, sich auffällig zurückzieht oder ungewöhnlich angepasst verhält, kann das auf eine familiäre Belastung hindeuten. Auch hier gilt es, achtsam zu sein, ohne zu urteilen. Apotheken können als niedrigschwellige Anlaufstelle auf Hilfsangebote hinweisen, sensibel informieren und bei Bedarf weitervermitteln (30–36). Flyer und Aushänge zu Programmen wie »Trampolin«, zu lokalen Beratungsstellen oder Hotlines können ausgelegt werden.

»Trampolin« ist ein wissenschaftlich evaluiertes Gruppenangebot für Kinder von acht bis zwölf Jahren aus suchtbelasteten Familien. Entwickelt wurde es vom Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) und dem Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP). Es vermittelt kindgerecht Wissen über Suchterkrankungen sowie Strategien zur Stressbewältigung und fördert Selbstwirksamkeit und Problemlösefähigkeiten. Eine bundesweite Studie mit mehr als 200 Kindern zeigte, dass diese sich psychisch stabiler fühlten und besser mit belastenden Situationen umgehen konnten. Sie hatten auch ein größeres Verständnis für die elterliche Erkrankung als Vergleichsgruppen.

Hilfreich sind auch Telefonnummern und Webadressen, bei denen Kinder und Jugendliche anonym Hilfe erhalten können, etwa das bundesweite Nottelefon Sucht (0800 2802801). KidKit und NACOA Deutschland bieten Chatangebote, Informationen und Beratung speziell für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Die bke-Jugendberatung kann mit Themenchats, Foren und professioneller Unterstützung eine Option für Jugendliche sein. Auch auf regionale Suchtberatungsstellen, Fachambulanzen und das Jugendamt kann das Apothekenteam hinweisen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa