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Omikron

Die neue Variante: Immer neue Details

Gründe für die extrem schnelle Verbreitung der Mutante

Wirklich besorgniserregend ist laut de Oliverira die Beobachtung, dass sich die neue Variante extrem schnell verbreitet hat. In weniger als zwei Wochen entwickelte sich B.1.1.529 zur dominanten Variante unter allen Neuinfektionen in Südafrika, das bereits eine verheerende Delta-Welle durchlebt hat. Im Moment repräsentieren bereits 75 Prozent der Virusgenome, die in Südafrika detektiert werden, die B.1.1.529-Variante. De Oliverira schätzt, dass 90 Prozent der Fälle in der südafrikanischen Provinz Gauteng, wo es derzeit mindestens 1000 Neuinfektionen pro Tag gibt, auf die B.1.1.529-Variante zurückzuführen sind.

Am späten Nachmittag hat die WHO B.1.1.529 als besorgniserregende Variante (VOC) eingestuft und ihr den Namen »Omikron« verliehen. Da war das Resultat eines kleinen Politikums. Denn der nächste freie Buchstabe im griechischen Alphabet war »Ny«, was nach Ansicht der Verantwortlichen bei der WHO zu leicht mit »neu« hätte verwechselt werden können. Der nächste Buchstabe erwies sich als noch komplizierter: »Xi«, Teil des Names des chinesischen Staatschefs Xi Jinping. Also verzichtete man auf diese beiden Buchstaben und nannte die neue Variante »Omikron«.

Eine gute Nachricht ist, dass B.1.1.529 durch eine normale qPCR nachgewiesen werden kann. Dies ist möglich, da die Variante die Delta 143-145-Deletion an der Spike-Aminosäureposition 69-70 (Del69/70) und die N501Y-Mutation trägt, die auch in der Alpha-Variante vorliegen. Auf diese Mutation wird derzeit routinemäßig getestet.

Eine gute Quelle, die Verbreitung der Variante zu verfolgen ist BNO News.

Wirksamkeit der zugelassenen Impfstoffe

Gefragt zu der Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe weist Barclay darauf hin, dass man tatsächlich damit rechnen muss, dass der Immunschutz abnimmt. Allerdings werden die Impfstoffe nicht wirkungslos. Denn es werden T-Zell-Epitope unmodifiziert bleiben, über die sich dann ein Immunschutz etablieren kann.

Dem stimmt auch Neher zu: »Da die Impfstoffe gegen alle bisherigen Varianten effizient sind, gehe ich davon aus, dass auch gegen diese Variante Impfschutz besteht. Gerade die T-Zell-Antwort sollte gegenüber den Veränderungen robust sein. Allerdings ist es durchaus vorstellbar, dass es vermehrt zu Durchbruchinfektionen kommt, sodass eine dritte Dosis umso wichtiger wird.«

Christian Drosten, Chef der Virologie der Berliner Charité, merkt in einem ZDF-Beitrag an, dass man nach derzeitigem Ermessen davon ausgehen sollte, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich weiterhin schützen. »Der beste Schutz auch gegen die neue Variante ist daher das Schließen aller Impflücken in der Bevölkerung und die schnelle Verabreichung von Auffrischungsimpfungen«, betont Drosten zum wiederholten Mal.

Neher weist auch darauf hin, dass man bislang keine intermediären Varianten zwischen B.1.1.529 und denen von Anfang 2020 beobachtet hat. »Die Variante kam also unerwartet. Eingehende klinische und virologische Untersuchungen stehen noch aus«, betont er.

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