Die neue Variante: Immer neue Details |
Theo Dingermann |
26.11.2021 17:00 Uhr |
Foto: Getty Images/BlackJack3D
Schnell kumulieren die Informationen zur neuen SARS-CoV-2-Variante B.1.1.529. Ob alles stimmt, was berichtet wird, kann bezweifelt werden. Vielfach wird auf Basis von Plausibilität argumentiert. Professor Dr. Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, sagt, dass sich zum einen im Spike-Protein (S-Protein) von B.1.1.529 an vielen Stellen Mutationen befinden, die bei den bislang bekannten Varianten nicht vorkommen. Anlass zur Sorge bereite die Tatsache, dass die neue Variante auch viele Mutationen trägt, die bereits aus anderen besorgniserregenden Varianten bekannt sind.
»Viele dieser Veränderungen fallen in Regionen, an die Antikörper binden«, so Neher gegenüber dem Science Media Center Germany. Zudem finden sich Mutationen innerhalb der Rezeptorbindestelle und der Furin-Erkennungsstelle (Furin-Cleavage Site). »Es ist also durchaus vorstellbar, dass die Variante sowohl besser übertragen werden könnte als auch Teilen der Immunantwort entkommt«, fürchtet Neher.
Dem stimmt auch Professor Dr. Wendy Barclay vom Imperial College in London zu. Sie betont, dass B.1.1.529 nicht nur neue Mutationen im S-Protein enthält, sondern eben auch in anderen kritischen Strukturen, darunter beispielsweise auch in Nucleocapsid-Protein (N-Protein). Solche Mutationen könnten dazu führen, dass das Virus fitter wird, was durchaus Anlass zur Besorgnis gibt.
Professor Dr. Tulio de Oliverira, Direktor des Center for Epidemic Response & Innovation (CERI) in Südafrika, sendete auf Twitter einen bemerkenswerten Appell in die Welt: »Die B.1.1.529-Variante hat uns einen geschäftigen Tag beschert.« Die neue Variante, könnte von großer Bedeutung für die Welt werden. »Daher sollte die Welt Südafrika und Afrika unterstützen und die Region nicht diskriminieren oder isolieren! So wie wir Unterstützung erfahren, schützen wir die Welt!«, so de Oliverira.
Das CERI lieferte bisher extrem schnell wichtige Informationen, denn das Surveillance-System in Südafrika funktioniert hervorragend – ganz anders als in vielen anderen Regionen dieser Erde, wo Virusvarianten erstmals nachgewiesen wurden. 40 Mutationen wurden am CERI charakterisiert . Neun dieser Mutationen fallen in den N-teminalen Bereich (NTD) des S-Proteins, 20 charakteristische Mutationen wurden in der Rezeptorbindedomäne (RBD) identifiziert und elf Mutationen fallen in die Region, wo die beiden S-Protein-Domänen enzymatisch in den S1- und den S2-Teil hydrolysiert werden (Furin-Erkennungsregion).
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.