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Depot-Antipsychotika

Die Galenik entscheidet

Depot-Antipsychotika bieten zahlreiche Vorteile in der Langzeitbehandlung von schizophren erkrankten Menschen. Rückfälle können verhindert und die Lebensqualität gesteigert werden. Die Medikation muss dabei sorgfältig überwacht werden. Welche Vor- und Nachteile sind zu beachten?
Martina Hahn
Sibylle C. Roll
06.10.2024  08:00 Uhr

Erstes Subkutan-Depot in den USA zugelassen

Innovationen umfassen die Entwicklung neuer Darreichungsformen wie subkutane Injektionen, die eine einfachere Anwendung ermöglichen. Aktuell schon in den USA verfügbar ist Risperidon-RBP-7000 (Uzedy®). Auch hier handelt es sich um Mikrosphärulen aus Poly-D,L-Lactid-co-Glycolid (PLGA) wie bei Risperdal consta® (34). Die Formulierung basiert auf einem biologisch abbaubaren In-situ-PLGA-Implantat, das im Gegensatz zu allen bisherigen Depot-Antipsychotika subkutan verabreicht wird (35).

Das subkutan applizierbare Depot ist in den USA als Ein- und Zweimonatsdepot zugelassen. Es wird in der Arztpraxis oder Ambulanz in die Rückseite des Oberarms injiziert (keine Selbstapplikation durch Patienten). Die Spiegel schwanken mehr als bei intramuskulären Depots (36). Der Vorteil einer subkutanen gegenüber der intramuskulären Injektion ist also nicht eindeutig. Es kann aber eine Therapieoption für Patienten mit Antikoagulation eröffnen, bei denen intramuskuläre Gaben generell nicht möglich sind.

Interessant ist, dass der subkutane Verabreichungsweg aktuell für Olanzapin geprüft wird. Bei der intramuskulären Gabe sind in den Zulassungsstudien bei 0,07 Prozent der Injektionen Postinjektionssyndrome aufgetreten, also Zustände durch hohe Serumkonzentrationen von Olanzapin, die durch Verletzung größerer Blutgefäße erreicht werden können. Dabei entwickelt der Patient innerhalb von drei Stunden starke Müdigkeit und eine delirante Symptomatik mit Desorientiertheit. Bei subkutaner Gabe würde kein Postinjektionssyndrom auftreten und somit die dreistündige Nachbeobachtungszeit entfallen. Dies wäre ein großer Vorteil für die Patienten.

Wann ist TDM sinnvoll?

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) ist bei der Anwendung von Depot-Antipsychotika nicht routinemäßig erforderlich, kann aber in bestimmten Fällen hilfreich sein. Es dient zur Optimierung der Dosierung, insbesondere bei Patienten mit Niereninsuffizienz oder bei Interaktionen oder genetischen Polymorphismen.

Bei einer Umstellung von oraler Medikation auf ein Depot kann TDM manchmal nützlich sein, um den individuellen Wirkspiegel, unter dem der Patient mit oraler Medikation stabil war, zu ermitteln. Diesen gilt es, nach erfolgter Umstellung wieder zu erreichen. Dabei muss die Blutabnahme zu Talspiegelbedingungen und im Steady State erfolgen. Dabei ist zu beachten, dass der Steady State zum Teil erst Monate nach der ersten Depotgabe erreicht wird, sodass die Wirkstoffkonzentration im Serum bis dahin noch ansteigen wird (Tabellen 3 und 4).

Die Blutentnahme erfolgt am Depottag, unmittelbar vor der Injektion. Spezifische therapeutische Bereiche für Depot-Antipsychotika sind (noch) nicht definiert; es gelten grundsätzlich die gleichen therapeutischen Bereiche wie unter oraler Applikation. In der klinischen Beobachtung und aus einigen Studien ist bekannt, dass Depotformen insgesamt etwas niedrigere, meist am unteren therapeutischen Bereich liegende, jedoch gleichmäßigere Spiegel erzeugen (31–33). Bei unerwartet niedrigem Spiegel bei sehr adipösen Patienten ist die ausreichende Kanülenlänge zu überprüfen.

Wirkstoffe, Handelsnamen Flupentixol, Fluanxol® Haloperidol, Haldol® und andere Zuclopenthixol, Ciatyl-Z®
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) (Tage) 7 bis 10 21 19
Zeit bis zu Plasma-Spitzenspiegeln (tmax) (Tage) 4 bis 8 3 bis 9 4 bis 7
Zeit bis zum Steady State (Monate) 3 2 bis 4 2
Besonderheiten bei Beginn Weitergabe der oralen Medikation für eine Woche in absteigender Dosis Absetzen der oralen Medikation sofort möglich, orale Gabe kann nötig sein Absetzen der oralen Medikation sofort möglich, orale Gabe kann nötig sein
Besonderheiten bei Vergessen oder Auslassen kein Vorgehen in Fachinfo beschrieben kein Vorgehen in Fachinfo beschrieben kein Vorgehen in Fachinfo beschrieben
Tabelle 3: Pharmakokinetische Daten zu Depotformen mit Erstgenerations-Antipsychotika und deren Auswirkungen auf die Dosierung
Wirkstoffe (alphabetisch), Handelsnamen Aripiprazol, Abilify Maintena® Olanzapin, Zypadhera® Paliperidon, Xeplion®, Trevicta® Risperidon 14 Tage, Risperdal consta® Risperidon ISM, Okedi®
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) (Tage) 29,9 bis 46,5 30 25 bis 49 (1-Monatsdepot)
84 bis 139 (3-Monatsdepot)
3 bis 6 9 bis 11
Zeit bis zu Plasma-Spitzenspiegeln (tmax) (Tage) 5 bis 7 (1-Monatsdepot)
42 (2-Monatsdepot)
4 13 (1-Monatsdepot)
33 (3-Monatsdepot)
28 2
Zeit bis zum Steady State (Monate) 4 (1-Monatsdepot)
8 (2-Monatsdepot)
7 8 bis 9 (1-Monatsdepot)
15 (3-Monatsdepot)
2 1
Besonderheiten bei Beginn Weitergabe der oralen Medikation für 2 Wochen nötig, alternativ Gabe von 2 Spritzen an Tag 1 möglich (2×400 mg bei 1-Monatsdepot oder 960 plus 400 mg bei 2-Monatsdepot) Absetzen der oralen Medikation sofort möglich, Loading dose nach 14 Tagen (bei Dosierungen >10 mg oral) Boosterung an Tag 8 erforderlich (100 mg), Einstellung auf 3-Monatsdepot nur nach Einstellung auf 1-Monatsdepot möglich Weitergabe der oralen Medikation für 3 Wochen nötig Absetzen der oralen Medikation sofort möglich
Besonderheiten bei Vergessen oder Auslassen sehr differenziertes Vorgehen je nach Anzahl bereits erhaltener Spritzen
orale Medikation und/oder Boosterung erforderlich
kein Vorgehen in Fachinfo beschrieben unterschiedliches Vorgehen für Boosterung und 2. Injektion versus Erhaltungstherapie sowie je nach Tagen, die überschritten wurden
Gabe von mehreren Injektionen erforderlich, um wieder wirksame Spiegel zu erreichen
kein Vorgehen in Fachinfo beschrieben Gabe unmittelbar möglich, keine orale Supplementation oder Boosterung nötig
neues Injektionsintervall: 28 Tage
Tabelle 4: Pharmakokinetische Daten zu Depotformen mit Zweitgenerations-Antipsychotika und deren Auswirkungen auf die Dosierung
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