DEMIS-Portal oftmals noch nicht zugänglich |
Um DEMIS nutzen zu können, muss in vielen Apotheken eine entsprechende Konnektor-Route eingerichtet sein. Diese können nur die Softwarehäuser einstellen. / Foto: Imago Images/dashark
Schon lange hatte die Gematik angekündigt, einen Zugang für Apotheken zum DEMIS-Meldeportal zu ermöglichen. Seit Mitte November sollen Apotheken nun einen Online-Zugang über die Telematik-Infrastruktur (TI) zu dem Portal haben, über das digital positive Corona-Schnelltestergebnisse an Gesundheitsämter übermittelt werden können. Diese technische Möglichkeit könnte den Apotheken den Alltag vereinfachen, insbesondere im Zuge der derzeit stark ansteigenden Coronavirus-Fallzahlen und der verstärkten Nachfrage nach den Schnelltests. Zudem sind die Bürgertests seit dem 13. November für die Bevölkerung wieder kostenlos.
Allerdings erklärten einige Apothekerinnen und Apotheker gegenüber der PZ, dass sie das DEMIS-Portal über Tage hinweg nicht aufrufen können, obwohl sie an die TI angeschlossen sind. Selbst mit verschiedenen technischen Einstellungen konnten sich die Apotheken nicht selbst einen Zugang verschaffen. Das Problem: Die URL des Meldeportals greift auf eine IP-Adresse zurück, die nicht in einem definierten IP-Adressenbereich der TI steht, sondern eine »ganz normale« IP-Adresse darstellt. Damit können nur Apotheken, die ihren TI-Konnektor in Reihe geschalten haben, ohne Probleme diese URL und damit das Portal öffnen. Für Apotheken, die allerdings den Konnektor parallelgeschaltet haben, also zwischen TI und normalem Netzwerk wählen können, muss für diese IP-Adresse eine spezielle Konnektor-Route eingerichtet werden, die die Portal-URL quasi in die TI überführt. Oder kurz gesagt: Sie brauchen dafür technische Unterstützung seitens der Softwarehäuser, beziehungsweise IT-Dienstleister.
»In der Regel sind in den Apotheken die Konnektoren der Apotheken parallel zum lokalen Router für den eigentlichen Zugriff auf das Internet geschaltet«, so Gerhard Haas, Gesamtprojektleiter TI der ADG. »Damit verhindert man, den gesamten Internetverkehr der Apotheke inklusive der kritischen Anwendungen für Securpharm und Großhandelsbestellung auch noch von der Betriebsbereitschaft des Konnektors abhängig zu machen«, sagte Haas der PZ. »Dafür ist der Konnektor eigentlich auch nicht ausgelegt. Fällt er zeitweise aus oder muss neu gestartet werden, bleibt durch die gewählte Konfiguration der restliche Zugang zum Internet ungestört«, so Haas, der auch Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apotheken-Softwarehäuser (ADAS) ist.
»Um jetzt aber sämtliche Zugriffe der Apothekensysteme auf die TI über den Konnektor zu leiten, sind im lokalen Netzwerk entsprechende Umleitungen (Routing) einzurichten, bevor dieser dann die sichere Kommunikation mit der TI per VPN über das Internet vornimmt«, sagte Haas. Dazu wurde laut Haas von der Gematik ein fester Bereich von Internet-Adressen festgelegt, innerhalb dessen sich die verschiedenen Dienste der TI ansprechen lassen. Diese Einstellungen in den lokalen Netzwerken der Apotheken seien bereits vorgenommen worden. »Dies geschah auch insbesondere so frühzeitig, da vor einigen Wochen auch kurzfristig der Zertifikatsdienst des DAV in die TI und damit in diesen Internetadressenbereich umgezogen wurde.«
Mit dem DEMIS-Portal verhalte es sich ähnlich, da dieser Dienst ebenfalls nur über die TI erreichbar sein soll, so Haas. Allerdings besitzt DEMIS noch keine Internetadresse aus dem festgelegten Adressen-Bereich. Die Gematik hat zwar bereits angekündigt das DEMIS-Meldeportal auch bald mit einer solchen IP-Adresse aus dem TI-Bereich auszustatten. Dazu befindet sich die Gematik derzeit in der Umsetzung, kann aber noch kein konkretes Datum zum Start nennen, sagte eine Gematik-Sprecherin auf Nachfrage der PZ. Auch Haas ist diesbezüglich mit der Gematik im Gespräch.
Das Problem ist weiter, dass Haas aufgrund der bisherigen DEMIS-Pilotierung und der Tatsache, dass es sich mit dem Portal neben den schriftlichen Übermittlungen der Testergebnisse um eine digitale Alternative handelt, davon ausgegangen ist, diese Routen lediglich auf Anfrage weniger einrichten zu müssen. Da hier aber keine kurzfristige Umstellung zu erwarten sei und im Gegenzug die Infektionszahlen und damit auch der Bedarf an Covid-19- Schnelltests in Apotheken wieder steigt, müssen die beschriebenen Einstellungen flächendeckend vorgenommen werden, so Haas. »Wir werden zwar wie gewohnt, unsere Kunden dabei unterstützen, aber wir brauchen auch hier Zeit, das flächendeckend einzurichten. Falls uns jetzt nicht kurzfristig die Gematik mit einer Alternative unterstützt, darf aber davon ausgegangen werden, dass in einem Zeitraum von zwei bis drei Wochen eine flächendeckende Einrichtung stattfinden kann«, betonte er.
Auch Noventi erklärte gegenüber der PZ, dass sie aufgrund der Problematik im Dialog mit ihren Kunden stehe und an einer Lösung arbeitet, um »schnellstmöglich hier unsere Kunden zu unterstützen«. Der Dienstleister Pharmatechnik ist optimistischer und geht davon aus, dass Apotheken ab dieser Woche über die TI auf das DEMIS-Portal zugreifen können. CGM Lauer blieb auf Nachfrage der PZ etwas vage und erklärte lediglich, dass sie das Verfahren in den kommenden Wochen weiter intensiv beobachten werden, um einen reibungslosen Ablauf zu unterstützen. Zudem habe CGM Lauer keine Anfrage der Gematik »bezüglich einer betreuten DEMIS Pilotierung vorliegen«.
Es bleibt die Frage, warum das Portal nicht von Anfang an direkt im TI-Bereich angesiedelt wurde. Auf eine entsprechende Nachfrage bei der Gematik hieß es dazu lediglich: »Die noch recht neue Option, eine IP-Adresse aus dem TI-Bereich zu verwenden, konnte beim Start des DEMIS-Meldeportals nicht mehr berücksichtigt werden.« Dies soll aber »in den kommenden Wochen« auch über diesen Weg zugänglich gemacht werden.
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