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Gesund oder nicht?

Das Mikrobiom von Krankenhäusern

Nicht nur Menschen haben ihr eigenes, ganz persönliches Mikrobiom, sondern auch Gebäude. Ist das Gebäude ein Krankenhaus, gewinnt das Mikrobiom mit Blick auf nosokomiale Infektionen an Interesse. Untersuchungen zeigen, dass man auch Kliniken mit Probiotika behandeln kann.
Annette Rößler
06.05.2025  16:20 Uhr

Desinfektion als Teil des Problems?

Warum reichern sich Resistenzen gerade in Krankenzimmern an, obwohl diese doch so häufig desinfiziert werden? Womöglich gerade weil sie so oft desinfiziert werden, lautet die Annahme einiger Forschender. Der häufige Einsatz von Desinfektionsmitteln stresse die Mikroorganismen, sodass resistente Erreger selektioniert würden.

Eine möglicherweise Erfolg versprechendere Strategie gegen resistente Klinikkeime als das Desinfizieren ist gemäß dieser Theorie die Förderung eines gesunden Raummikrobioms, in dem resistente Bakterien zwar vielleicht auch vertreten sind, aber eben nur als einzelne unter vielen, von denen die meisten für den Menschen unschädlich sind. In Studien wurde dieser Ansatz bereits getestet; als Raumprobiotikum kamen dabei vor allem Bakterien der Gattung Bacillus zum Einsatz.

Klassert und Kollegen veröffentlichten 2022 im Fachjournal »Clinical Microbiology and Infection« die Ergebnisse eines direkten Vergleichs verschiedener Reinigungsstrategien von Patientenzimmern auf der Neurologie der Charité. Verwendet wurden dabei entweder Detergenzien, Desinfektionsmittel oder ein Bacillus-haltiges Raumprobiotikum. In wöchentlich genommenen Proben vom Fußboden, von der Türklinke und aus dem Abfluss wurden dann unter anderem per 16S-rRNA-Sequenzierung jeweils die Vielfalt des bakteriellen Keimspektrums bestimmt und Antibiotika-Resistenzgene (ARG) ermittelt.

Insgesamt weniger und diverser

Die Forschenden berichteten, dass die Probiotika-Putzstrategie das Mikrobiom der untersuchten Oberflächen veränderte: Die absolute Biomasse verringerte sich und die Diversität der Bakteriengemeinschaft stieg an, ohne dass dabei die zuvor dominanten Taxa des jeweiligen Standorts komplett verdrängt wurden. Bei den Proben aus dem Abfluss waren diese Verschiebungen gegenüber der Putzstrategie unter Verwendung von Desinfektionsmittel statistisch signifikant. Gleichzeitig waren signifikant weniger ARG nachweisbar, wenn mit Probiotika statt mit Desinfektionsmittel geputzt wurde.

Als Limitationen der Studie weisen die Autoren darauf hin, dass mit ihrer Methode keine Unterscheidung zwischen lebenden und abgestorbenen Bakterien getroffen werden könne und dass nur auf eine begrenzte Anzahl an ARG getestet wurde. Gleichwohl halten sie randomisierte klinische Studien mit dem Endpunkt nosokomiale Infektionen für gerechtfertigt, um zu überprüfen, ob sich die beobachteten Effekte tatsächlich in diesem patientenrelevanten Outcome niederschlagen.

Weitere Studien seien anzuraten und möglich, weil bisher keine negativen Auswirkungen der Probiotika-Reinigung auf die Gesundheit von Patienten beobachtet worden seien. Dies in weiteren Studien zu untermauern, dürfte darüber entscheiden, ob sich das Konzept durchsetzen wird. Denn es gibt durchaus auch Kritiker, die vor unübersehbaren Folgen für die Gesundheit von Patienten warnen, wenn das Mikrobiom von Kliniken gezielt verändert wird. Angesichts der massiven Probleme mit zunehmend multiresistenten Erregern wird aber womöglich die Bereitschaft steigen, die Probiotika-Putzstrategie zumindest einmal auszuprobieren.

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