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Pandemie

Darum steigen die Covid-19-Fallzahlen im Winter

Wird SARS-CoV-2 ein saisonales Virus wie die Influenza? Der steile Anstieg der Covid-19-Fallzahlen parallel zum Sinken der Außentemperaturen legt dies nahe. Verschiedene Faktoren tragen offenbar dazu bei, dass sich das Coronavirus im Winter leichter verbreitet.
Annette Rößler
30.10.2020  16:30 Uhr
Darum steigen die Covid-19-Fallzahlen im Winter

Die vielzitierte zweite Welle der Coronavirus-Pandemie hat Deutschland inzwischen voll erwischt. Seit Beginn des Herbstes steigen die Zahlen der an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldeten positiven PCR-Nachweise; Anfang Oktober wurde das Niveau des Frühjahrs erreicht und seitdem bringt nahezu jeder Tag einen neuen Höchststand. Dass dieser Anstieg erst jetzt stattfindet, im Sommer nach der Aufhebung des ersten Lockdowns aber ausgeblieben ist, wird allgemein als Beleg für einen saisonalen Effekt bei Covid-19 gewertet.

Diesen Effekt kennt man von der Grippe und der Erkältung – letztere trägt den Hinweis auf die sinkenden Temperaturen als vermutete Ursache ja sogar im Namen. Das ist jedoch irreführend, denn Kälte oder auch Frieren lösen keine Erkältung aus, sondern Erkältungsviren, zu denen unter anderem einige Coronaviren gehören. Sie verbreiten sich leichter, wenn Menschen sich verstärkt dicht gedrängt in schlecht belüfteten Innenräumen aufhalten und mit dem vollen Bus statt mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, wie das in der kalten Jahreszeit der Fall ist. Auch die im Winterhalbjahr geringere Vitamin-D-Produktion könnte die erhöhte Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen erklären, schreibt Dr. Sarah Pitt, Biomedizinerin an der Universität Brighton in Großbritannien, auf der Plattform »The Conversation«.

All das trifft auch auf das neue Coronavirus zu, sodass der nun beobachtete saisonale Anstieg der Fallzahlen bis zu einem gewissen Grad erwartet wurde. Zudem sprechen abgesehen von den äußeren Umständen, die SARS-CoV-2-Infektionen begünstigen, auch bestimmte Eigenschaften des Erregers selbst für diesen Effekt. Laborexperimente hätten gezeigt, dass SARS-CoV-2 kalte, trockene Bedingungen guttäten, insbesondere außerhalb des direkten Sonnenlichts, heißt es dazu auf der Nachrichtenseite des Fachmagazins »Nature«. Pitt stimmt dem zu: Allgemein überlebten Coronaviren bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit nicht lange auf Oberflächen, aber bei angenehmen Raumtemperaturen könnten sie mehrere Tage lang und im Kühlschrank sogar einen Monat oder länger überdauern.

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