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Covid-19-Impfstoff

Curevac will die Zulassung

Das Tübinger Unternehmen Curevac strebt für seinen mRNA-Impfstoff CVnCoV gegen Covid-19 offenbar weiter die EU-Zulassung an, obwohl dieser in der Zulassungsstudie enttäuschte. Denkbar wäre etwa ein Einsatz nur in bestimmten Altersgruppen.
Annette Rößler
01.09.2021  09:00 Uhr

Bereits seit Anfang Juni ist bekannt, dass der nach Comirnaty® von Biontech/Pfizer und Spikevax® von Moderna dritte mRNA-Impfstoffkandidat gegen Covid-19 von Curevac in seiner Wirksamkeit deutlich hinter den Konkurrenten zurückbleibt. Curevac musste damals mitteilen, dass sein Kandidat CVnCoV in der zulassungsrelevanten Phase-IIb/III-Studie Herald über alle Altersgruppen hinweg lediglich eine Schutzwirkung von 48 Prozent gegen Covid-19 jeglichen Schweregrads erreicht hatte. Anlässlich der Veröffentlichung der finalen Ergebnisse auf dem Preprint-Server des Fachjournals »The Lancet« informiert Curevac jetzt über seine weiteren Pläne mit dem Impfstoffkandidaten der ersten Generation.

Man stehe »in engem Kontakt mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) mit der Absicht, die behördliche Zulassung zu beantragen«, lässt Curevac wissen. Das überrascht insofern, als CVnCoV die Kriterien der EMA für eine Zulassung, eine Wirksamkeit von mindestens 50 Prozent, nicht erfüllt. Curevac weist aber darauf hin, dass die Schutzwirkung in der Herald-Studie bei 18- bis 60-Jährigen bezogen auf Covid-19 jeglichen Schweregrads bei 53 Prozent und bezogen auf moderate und schwere Krankheitsverläufe bei 77 Prozent gelegen habe. Mit der angestrebten Zulassung beabsichtige man, »den Impfstoff der großen Bevölkerungsgruppe zur Verfügung zu stellen, für die er nachweislich eine hohe Schutzwirkung bietet«.

Ob diese den Impfstoff im Fall einer Zulassung überhaupt noch haben will, scheint jedoch fraglich. Denn in Deutschland und vielen anderen Industrienationen ist mittlerweile nicht mehr Impfstoffknappheit, sondern mangelnde Impfbereitschaft das Hauptproblem, das die Impfkampagnen stocken lässt. Curevac weist aber darauf hin, dass der Mangel an wirksamen Impfstoffen in anderen Teilen der Welt nach wie vor eine Herausforderung darstelle. Insofern könne CVnCoV seinen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten, zumal er »in einem von Varianten dominierten Umfeld getestet wurde«.

Anders als Comirnaty und Spikevax, die bereits viel früher im Pandemieverlauf getestet und zugelassen wurden, hatte es CVnCoV in der Herald-Studie mit vielen verschiedenen Varianten von SARS-CoV-2 zu tun – laut aktueller Veröffentlichung insgesamt 15. Dies ist einer der Gründe, die für die vergleichsweise schlechtere Wirksamkeit des Kandidaten genannt werden. Eine andere wahrscheinliche Ursache ist, dass Curevac anders als die Konkurrenz aus patentrechtlichen Gründen in seiner mRNA keine modifizierten Nukleotide verwenden kann, was die Verträglichkeit verbessern und eine höhere Dosierung erlauben würde.

Das Unternehmen arbeitet zusammen mit seinem Partner Glaxo-Smith-Kline an einem Impfstoffkandidaten der zweiten Generation mit der Bezeichnung CV2CoV. Dieser hat in präklinischen Untersuchungen stärkere Antikörperantworten induziert als der Vorgänger. 

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