Chronische Gicht durch mangelnde Therapietreue |
Allgemeiner Konsens ist, dass der Nutzen einer harnsäuresenkenden Therapie zur Vorbeugung schwerwiegender Folgeerkrankungen wie der Gicht-Arthritis oder Gicht-Niere mit der Häufigkeit der Gichtanfälle steigt. Auch wenn sich nationale und internationale Leitlinien hier widersprechen: »Es existiert eine zunehmende Evidenz für den sofortigen Einsatz der harnsäuresenkenden Therapie nach Abklingen der Symptome, um Folgeerkrankungen zu vermeiden«, unterstrich Staufenbiel.
Als ein Therapiepfeiler könne, wenn angezeigt, zudem Gewichtsreduktion bei ausgewogener Ernährung nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu einem sinkenden Harnsäurespiegel und somit verminderten Risiko von Folgeerkrankungen führen. Weiterhin empfehlenswert sei es, regelmäßige körperliche Bewegung in den Alltag zu integrieren beziehungsweise Stressfaktoren zu identifizieren und zu reduzieren.
»So schmerzhaft akute Gichtattacken auch sind – die große Gefahr besteht in der Chronifizierung der Erkrankung mit Zerstörung von Gelenken bis hin zur Invalidität«, warnte die Referentin. Durch Erläuterung der Pathogenese sowie Schilderung der Therapieziele, Wirkmechanismen und Einnahmemodalitäten der Dauermedikation müsse die Apotheke hier gegensteuern.
»Professionelle Beratung zeigt dem Patienten, was er durch das Arzneimittel gewinnt. Nur durch adäquate pharmazeutische Betreuung lässt sich die Motivation und somit auch die dringend notwendige Compliance der Patienten erhöhen«, ist Staufenbiel überzeugt.
Circa 950.000 Menschen sind in Deutschland von einer Gicht als Erkrankung des rheumatischen Formenkreises betroffen. Bei der seit dem 18. Jahrhundert als »Krankheit der Reichen« bekannten Stoffwechselstörung handelt es sich keinesfalls um ein verstaubtes Leiden. Im Gegenteil: Die Zahl der Gicht-Patienten nimmt nicht zuletzt aufgrund der höheren Prävalenz der Risikofaktoren und des demografischen Wandels zu. So ist seit 1970 eine Verdreifachung der Erkrankungshäufigkeit zu registrieren.