Blasenentzündung ohne Antibiotika behandeln |
Ruhe und Wärme: Das sind die beiden Basismaßnahmen für die Therapie einer akuten Harnwegsinfektion. / Foto: Adobe Stock/agnieszka_marcinska
Eine akute unkomplizierte Zystitis ist primär antibiotisch zu therapieren. So empfiehlt es die S3-Leitlinie zu Harnwegsinfektionen unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Die Experten weisen jedoch darauf hin, dass die Diagnose kritisch zu stellen ist, um eine unnötige antibiotische Therapie zu vermeiden sowie einer weiteren Resistenzentwicklung vorzubeugen.
Als vorrangiges Therapieziel einer unkomplizierten Blasenentzündung nennen die Experten das zügige Abklingen der belastenden Beschwerden. So könne bei leichten bis mittelgradigen Beschwerden eine alleinige symptomatische Therapie als Alternative zu Antibiotika erwogen werden. Vor dem Hintergrund einer relativ hohen Selbstheilungsquote von 30 bis 50 Prozent innerhalb einer Woche, einer geringen Komplikationsrate (etwa in Form einer Nierenbeckenentzündung) von rund 2 Prozent und einer zunehmenden bakteriellen Resistenzentwicklung ist dies eine pragmatische Vorgehensweise.
Die symptomorientierte Behandlung der akuten Zystitis ist möglich mit Ibuprofen, sind es doch vor allem die Schmerzen im Unterleib und das Brennen beim Wasserlassen, die den Patientinnen zu schaffen machen. Hintergrund für diese Empfehlung ist eine Studie, die eine dreitägige Therapie mit Ibuprofen (3 x 400 mg) mit der sofortigen Einmal-Fosfomycin-Gabe vergleicht. Das nicht steroidale Antiphlogistikum schneidet darin nur geringfügig schlechter ab. Mit Ibuprofen waren nach einer Woche 70 Prozent der Frauen beschwerdefrei, mit dem Antibiotikum waren es 80 Prozent. Etwa zwei Drittel der Patientinnen mit der rein symptomatischen Behandlung haben kein Antibiotikum benötigt. Allerdings klangen die Symptome unter Ibuprofen weniger rasch ab als unter dem Antibiotikum.
Die oft ausgesprochene Empfehlung, viel zu trinken, wird von den Leitlinienautoren dahingehend relativiert, dass 1,5 Liter pro Tag nicht überschritten werden sollten, damit im Urin befindliche antibakterielle Substanzen nicht zu sehr verdünnt und damit zu schnell ausgeschieden werden. Diesen Hinweis gilt es, im Beratungsgespräch an die Kundin weiterzugeben, und zwar vor allem dann, wenn der Urologe ein Bedarfsrezept für ein Antibiotikum mitgegeben hat.
Erfolgt zunächst eine Durchspülungstherapie mit Aquaretika wie Birkenblätter, Goldrute, Ackerschachtelhalm oder Hauhechelwurzel oder eine symptomatische Therapie mit Ibuprofen oder Phytopharmaka, wird die Trinkmenge hochgefahren. Kommt dann, falls sich die Beschwerden verschlechtern, doch noch ein Antibiotikum zum Einsatz, ist die Trinkmenge auf 1,5 Liter zu begrenzen.
Bei der Entscheidung für eine Therapie sollten die Präferenzen der Patientin angemessen berücksichtigt und das Für und Wider der verschiedenen Therapieoptionen erklärt werden, schreiben die Leitlinienautoren. Dies gelte besonders für die primär nicht antibiotische Behandlung, die mit der Inkaufnahme einer höheren Symptomlast und auch höheren Komplikationsrate einhergehen kann.