Bisacodyl bei Kindern auch bei Langzeitanwendung sicher |
Daniela Hüttemann |
11.06.2021 13:30 Uhr |
Am häufigsten leiden Kinder zwischen zwei und vier Jahren unter Verstopfung – oft genug stecken psychische Gründe dahinter. / Foto: Getty Images/dragana991
Bei Kindern spricht man von chronischer Verstopfung, wenn sie über mindestens zwei Monate weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang haben und der Stuhlgang hart und schmerzhaft ist. Oft geraten Kinder hier in einen Teufelskreis, da sie aufgrund der unangenehmen Erfahrung den Stuhl weiter zurückhalten. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge 5 bis 30 Prozent aller Kinder unter Verstopfung – Tendenz steigend durch Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung. Bei einem Drittel wird das Problem chronisch. Am häufigsten sind Kinder zwischen zwei und vier Jahren betroffen.
Die Ursachen sind vielfältig, besonders häufig ist jedoch die sogenannte funktionelle Obstipation, bei der keine anatomischen Ursachen oder Vorerkrankungen zugrunde liegen. Zu den ersten Maßnahmen gehört, die Eltern über Ursache und Entstehung von Verstopfung aufzuklären und wenn möglich, bei Eltern und Kindern den Druck herauszunehmen. Die Kinder sollten sich ausreichend bewegen, trinken und Ballaststoffe zu sich nehmen. Zuckerreiche und verstopfungsfördernde Lebensmittel sollten gemieden werden. Empfehlenswert für Kinder ab drei Jahren ist ein Toilettentraining.
Reicht das nicht aus, kommt als Mittel der Wahl Macrogol oder auch Lactulose zum Einsatz. Beide stuhlregulierende Medikamente sind osmotisch wirksam und eignen sich für die Langzeitanwendung, was meist auch nötig ist, um den Stuhl weich zu halten. Zusätzlich können Klistiere und Glycerol-Suppositorien angewendet werden, um den Stuhlgang auszulösen.
Stimulierende Laxanzien wie Bisacodyl werden mitunter bei starker Verstopfung zur Therapieeinleitung oder als »Rescue«-Medikation kurzfristig eingesetzt. Ein langfristiger Einsatz wird nicht empfohlen, aber wohl durchaus häufig praktiziert. In einer retrospektiven Studie der Harvard School of Medicine wurde nun die Langzeitanwendung von Bisacodyl untersucht. Ausgewertet wurden 164 Fälle, bei denen die Betroffenen im Alter von einem Jahr bis 21 Jahren (Durchschnitt 9,45 Jahre) aufgrund hartnäckiger funktioneller Verstopfung sogar ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Sie hatten unter Basistherapie mit osmotischen Abführmitteln höchstens zweimal Stuhlgang pro Woche. Die Kinder wurden nun zusätzlich mit Bisacodyl über mindestens vier Wochen behandelt (Durchschnitt 14 Monate). Im Schnitt lag die Bisacodyl-Dosis bei 5 mg pro Tag.
Das Autorenteam um Dr. Silvana Bonilla, pädiatrische Gastroenterologin am Boston Children’s Hospital, stellte die Ergebnisse bereits vor Längerem im »Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition« vor. 57 Prozent der 164 Kinder hätten darauf angesprochen. Demnach konnte die mittlere Stuhlfrequenz nach Therapiebeginn mit Bisacodyl von zwei auf vier Stuhlgänge pro Woche verdoppelt werden.