Biontech setzt auf Container für Impfstoffproduktion in Afrika |
Auch »Ärzte ohne Grenzen« begrüßte grundsätzlich die Schritte hin zu einer Produktion von mRNA-Impfstoffen in afrikanischen Ländern, äußerte aber auch Kritik. Der Plan des Unternehmens dauere zu lange, sagte die Impfstoff-Expertin der Organisation, Lara Dovifat. »So viel Zeit haben wir in der fortschreitenden Pandemie nicht.« Man habe in einer Studie 120 Pharmafirmen im globalen Süden identifiziert, die in der Lage seien, innerhalb von Monaten in die Produktion von mRNA-Impfstoffen einzusteigen, würde Biontech einem Technologietransfer zustimmen.
»Zudem ist es ist ein Skandal, dass Biontech versucht, über eine intransparente Stiftung in Malta die Bemühungen der WHO zu sabotieren, einen mRNA-Impfstoff in Südafrika zu entwickeln«, erklärte Dovifat. »Damit versucht die Firma, ein Projekt zu unterminieren, das auch mit deutschen Steuermitteln gefördert wird. Dieses Verhalten zeigt, dass es Biontech eben nicht um eine nachhaltige Impfstoffproduktion geht, sondern um die Ausschaltung unliebsamer Konkurrenz.«
Vergangene Woche hatten die Tageszeitung »Die Welt« und das »British Journal of Medicine« enthüllt, wie die von Biontech finanzierte maltesische Siftung Kenup Lobbyismus gegen den »Technology Transfer Hub« der WHO in Südafrika betrieb. Die Stiftung schrieb an mehrere afrikanische Regierungen, das WHO-Projekt zur Entwicklung eines patentfreien Impfstoffs müsse schnell beendet werden. Kenup unterstützt Biontech beim Aufbau der afrikanischen Produktionsstätten, für die das gemeinnützige WHO-Projekt eine potentielle Konkurrenz darstellt.
Ein Jahr nach Beginn der internationalen Verteilung von Corona-Vakzinen sind auf dem afrikanischen Kontinent nach offiziellen Angaben bislang erst elf Prozent der Menschen vollständig geimpft. Ein Grund sei, dass viele der Länder lange Zeit nur wenig Impfstoff bekommen hätten, heißt es in einem Papier des Entwicklungsministeriums, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Allerdings ist die Lage in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich, wie ein Analyseinstrument der Entwicklungsorganisation One zeigt. So sind laut Afrika-Corona-Tracker auf den Seychellen 79,8 Prozent der Menschen mit zwei Dosen geimpft, auf dem Inselstaat Mauritius 71,9 Prozent und im nordafrikanischen Marokko 62,9 Prozent. Die Staaten haben allesamt umfangreichere Lieferungen bekommen oder diese mit bilateralen Abkommen beschafft. Die schlechtesten Impfquoten haben Burundi (0,1 Prozent), die Demokratische Republik Kongo (0,2 Prozent) und Tschad (0,8 Prozent).
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