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Stabilität

Biontech-Impfstoff jetzt auch verdünnt transportierbar

mRNA ist ein sehr empfindliches Molekül. Neue Stabilitätsdaten von Biontech zeigen jedoch, dass auch der verdünnte Covid-19-Impfstoff Comirnaty® innerhalb der sechs Stunden Haltbarkeit transportfähig ist, sogar mit dem Auto. Vorsicht ist trotzdem angezeigt.
Daniela Hüttemann
17.01.2021  11:58 Uhr

Bislang galt, dass der mRNA-Impfstoff Tozinameran (Comirnaty®, BNT162b2) von Biontech und Pfizer nach der Verdünnung nicht mehr transportiert werden soll. Das erschwerte die Handhabung für die mobilen Impfteams. Vielerorts sind Apotheker und PTA mit unterwegs, um das Impfen in Pflegeheimen zu ermöglichen. Manche haben sogar mobile Reinräume in LKW eigens dafür eingerichtet. Ursprünglich war zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen geplant, dass der Impfstoff in Apotheken mit Reinräumen rekonstituiert werden sollte, was dann jedoch aufgrund der fehlenden Stabilitätsdaten verworfen wurde.

Die liegen nun aber vor, wie Biontech am Samstag mitteilte. Bereits am Donnerstagabend informierte das Unternehmen in einem Webinar für Heilberufler darüber, dass auch der verdünnte Impfstoff nun innerhalb der sechs Stunden Haltbarkeit und bei 2 bis 8 Grad Celsius transportiert werden dürfe, auch motorisiert, das heißt mit PKW oder LKW. Dies sei mit entsprechenden Schwingungsversuchungen untersucht worden. In den Fahrradkorb sollte man das empfindliche Gut dagegen nicht legen, hier sind die Erschütterungen womöglich zu groß.

»In der Tat liegen aktuelle Stabilitätsdaten vor, die einen anderen Transport des verdünnten Impfstoffes ermöglichen«, bestätigte eine Biontech-Sprecherin auf Nachfrage der Pharmazeutischen Zeitung. Dies gelte sowohl für die verdünnte Suspension noch in der Ampulle als auch für die aufgezogenen Spritzen. Die entsprechenden Dokumente und Website-Inhalte wurden entsprechend überarbeitet.

Gefragt wurde auch, wie es mit dem Transport innerhalb einer Einrichtung, zum Beispiel einem Krankenhaus aussieht. Dort wird der Impfstoff im Erdgeschoss rekonstituiert, wird dann in geeignete Behälter oder ein Tablett gelegt und auf die Stationen getragen. Beim Tragen sollte es auch bleiben, riet Michael Ginap, Manager für Logistik und Distribution bei Biontech. Die fertige Impfsuspension sollte dagegen nicht auf Rollwagen geschoben werden.

Die aktualisierten Hinweise von Biontech noch einmal im Überblick und zum Download (Stand 16.01.2021):

  • Die Haltbarkeit des verdünnten Impfstoffs beträgt maximal 6 Stunden bei 2 bis 30 °C.
  • Der verdünnte Impfstoff darf vorsichtig bei 2 bis 8 °C transportiert werden. Der Impfstoff kann somit bereits im Impfzentrum verdünnt und bei Bedarf als fertige Impfdosis in der Spritze vorbereitet und an dezentrale Impfstationen transportiert werden.
  • Das Umpacken des verdünnten Impfstoffs für den Transport sollte in einer Umgebung von 2 bis 8 °C erfolgen. Kann dies nicht gewährleistet werden, setzen Sie den Impfstoff bitte nur so kurz wie möglich Raumtemperatur (bis 30 °C) aus.
  • Während des Transports sollten Durchstechflaschen und/oder vorbereitete Spritzen sicher verpackt sein, sodass sie aufrecht stehen und nicht lose sind oder rollen. Außerdem sollten sie nicht direkt mit Kühlmaterial (zum Beispiel Gelpacks) in Berührung kommen.
  • Für den Transport empfehlen wir, ausschließlich qualifizierte Kühlboxen zu verwenden, die eine permanente Temperatureinhaltung (2 bis 8 °C) garantieren.
  • Wichtig: Die Durchstechflaschen und/oder Spritzen müssen sicher gelagert werden. Erschütterungen während des Transports sind unbedingt zu vermeiden, da der Impfstoff sonst unbrauchbar wird. Der Impfstoff muss während des Transports durchgehend bei 2-8 °C gekühlt werden, um die Stabilität zu bewahren.

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