Berichte zu niedriger Wirksamkeit bei Älteren |
Inzwischen hat auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die Berichte über eine geringere Wirksamkeit des Astra-Zeneca-Impfstoffs zurückgewiesen. In einem Statement vom 26. Januar heißt es, dass es auf den ersten Blick so scheine, »dass in den Berichten zwei Dinge verwechselt wurden«. Rund 8 Prozent der Probanden der Astra-Zeneca-Wirksamkeitsstudie waren zwischen 56 und 69 Jahren, nur 3 bis 4 Prozent über 70 Jahre (MHRA Public Assessment Report). Daraus lasse sich aber nicht eine Wirksamkeit von nur 8 Prozent bei Älteren ableiten.
Im MHRA-Dokument selbst ist angegeben, dass zur Wirksamkeit bei Teilnehmern im Alter von 65 Jahren oder älter »nur begrenzte Informationen vorliegen, obwohl nichts auf einen mangelnden Schutz hindeutet«. In dieser Subpopulation gab es nur zwei Covid-19-Fälle in der primären Analyse. Bei Betrachtung aller Fälle ab der ersten Dosis gab es zwei Fälle unter AZD1222 im Vergleich zu acht Erkrankungen in der Placebogruppe. Das entspricht einer Wirksamkeit von 76 Prozent, obwohl »dieses Ergebnis mit einem breiten Konfidenzintervall verbunden war«, was bedeutet, dass es nicht sehr zuverlässig ist.
Das BMG weist in der Mitteilung auch darauf hin, dass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Studien derzeit auswerte. Bekannt ist seit dem Herbst, dass in den ersten eingereichten Studien von Astra-Zeneca weniger Ältere beteiligt waren als bei den Studien anderer Hersteller.
Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will sich nicht an Spekulationen über eine angeblich schlechtere Wirksamkeit des Impfstoffs bei über 65-Jährigen beteiligen. Er wolle warten, bis die Daten aus den Studien ausgewertet worden seien. »Ich halte wenig davon, das jetzt in Überschriften spekulativ zu machen«, sagte Spahn am Dienstag im ZDF-»Morgenmagazin«. Man werde auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse nächste Woche entscheiden, »welche Altersgruppen zuerst mit diesem Impfstoff geimpft werden«, so Spahn.
Ältere Menschen werden in Deutschland wie auch in Großbritannien und anderen Ländern mit Priorität geimpft, weil sie ein besonders großes Risiko für schwere Verläufe bei Covid-19 haben. Deshalb ist es wichtig, dass ein Impfstoff gerade auch Senioren gut schützt. Es war erwartet worden, dass der Impfstoff von Astra-Zeneca am Freitag in der EU zugelassen wird, in Großbritannien wird er auf Basis einer Notfall-Zulassung bereits in großem Stil eingesetzt. Zuletzt hatte es Streit gegeben, weil das Unternehmen vorerst weniger Impfstoff an die EU liefern will als zugesagt.