Pharmazeutische Zeitung online
Männer

Ab in den Pharmacopter

17.12.2013  12:49 Uhr

Von Daniel Rücker / Männer arbeiten immer seltener in öffentlichen Apotheken. Ein ehemaliger Staatsbetrieb nimmt sich des Problems jetzt an und arbeitet, ohne es zu wissen, an der Remaskulinisierung der Arzneimittelversorgung. Dabei dürfen aber auch hygienische Aspekte nicht unterschätzt werden.

Für junge Männer ist die Arbeit in Apotheken derzeit offenbar maximal uncool. In Pharmaziehörsälen sind sie seltener anzutreffen als der bengalische Tiger in Indien. Allein die strengen Kriterien der Weltnaturschutzorganisation IUCN haben bislang verhindert, männliche Apotheker in die Liste der aussterbenden Säugetierarten aufzunehmen. Nicht einmal 20 Prozent der Pharmaziestudierenden tragen nur ein X-Chromosom pro Zelle.

Damit ist jetzt Schluss. Vom Tunnel­ende strahlt es gleißend hell. Das Licht kehrt zurück in die Offizinen. Eine Laune des Logistikunternehmens DHL schafft ein neues Arbeitsfeld in der Apotheke, das für Männer wie gemalt ist. Mit einer DHL-Drohne lieferte in der vergangenen Woche eine Bonner Apotheke rezeptfreie Arzneimittel in die Zentrale des ehemaligen Staatsunternehmens Deutsche Post. Wer dabei das unbemannte Flugobjekt steuerte, ist ebenso unbekannt wie unerheblich. Klar ist aber: Spätestens, wenn aus dem Test Regelbetrieb wird, kann es nur eine Lösung geben. Pharmazeutischer Drohnenpilot kann nur werden, wer eine Approbation hat. Diese Funktion muss apothekerpflichtig werden.

 

Keine Frage, mit der Aussicht auf diesen Job lassen sich auch wieder Männer finden, die bereit sind, sich in der Universität einen Wolf zu titrieren, seitenlange Reaktionsgleichungen auswendig zu lernen und das Hamburger Telefonbuch gleich mit. Die Schinderei hat wieder Sinn, wenn am Ende die Fernbedienung und der Pharmacopter locken. Die einmalige Chance, mehr Männer in die Apotheke zu locken, darf nicht ungenutzt verstreichen.

 

Deshalb ist auch die Frage zweitrangig, ob die Auslieferung von Arzneimitteln mit Drohnen von der Apothekenbetriebsordnung gedeckt ist. Wenn ABDA und Bundesapothekerkammer die Zeichen der Zeit erkennen wollen, dann muss die Apothekenbetriebsordnung eben doch noch einmal angefasst werden. Herr Gröhe weiß doch gar nicht, dass sie erst 18 Monate alt ist. Natürlich muss auch die Fortbildung zum pharmazeutischen Drohnenpiloten so schnell wie möglich kommen. Die Aussicht, Menschen gesund zu machen und dabei gleichzeitig Teil des Luftverkehrs zu werden, ist mehr als ein Köder. Es ist die ultimative Gelegenheit, naturwissenschaftliches Interesse mit Pioniergeist und Wagemut zu verbinden. Wen dies nicht lockt, der ist schon tot.

 

Schmutzfinger weg von der Drohne

 

Die Rückkehr der Männer in die Apotheken müsste allerdings von langer Hand geplant werden. Vor allem braucht es Schilder. Schilder? Ja! Und zwar auf den Toiletten. Dort wäscht sich nämlich nach einer amerikanischen Untersuchung ein Viertel der Männer nicht die Hände. Inwieweit ungereinigte Hände beim Steuern von Drohnen hinderlich sind, geht aus dieser Untersuchung nicht hervor. Aber schon der Gedanke, mit einem Kollegen zusammenzuarbeiten, für den hygienische Standards Ermessenssache sind, wird die Lust von Apothekerinnen an der Arbeit nicht unerheblich schmälern. Das kann nun auch nicht gewollt sein.

 

Gut, dass die Studienleiter nicht nur den Status quo erhoben, sondern auch Lösungen erarbeitet haben. Jetzt kommen die Schilder ins Spiel. Werden diese auf der Toilette angebracht und mit dem Satz versehen: »Vier von fünf Männern waschen sich ihre Hände«, dann beeindruckt dies die Y-Chromosomenträger derart, das die Zahl der Händewascher auf 86 Prozent steigt. Bleiben zwar immer noch 14 Prozent, die Mutti zur Hygiene ermahnen muss. Offen bleibt, ob diese sich den Regeln der Reinlichkeit widersetzen oder mit dem Alphabet hadern. Egal, ein paar Drop-outs gibt es immer.

 

Weil dieser Text bis hierhin so jugendfrei daherkommt, wie alle PZ-Beiträge in diesem Jahr, lassen wir es jetzt noch einmal krachen. Ein sinnvoller Zusammenhang zum oben geschriebenen lässt sich nicht herstellen, das ist aber auch egal. Die Bedeutung guter Textübergänge in Zeitschriften wird ohnehin überschätzt. Immerhin geht es im Folgenden wieder um Männer, genauer, um Spinnenmänner. Wobei letztlich egal ist, ob wir von Vertretern der Arachnidae oder von Hominiden sprechen. In der Zahl der Beine und der Augen mögen sie sich unterscheiden, im Verhalten tun sie es nicht.

 

Wie Greifswalder Wissenschaftler erforscht haben, machen Spinnenmännchen den Weibchen bisweilen Geschenke, wenn sie sich ihnen nähern wollen. Die Weibchen gehen, wie bei den Menschen, gerne darauf ein. Wie die Greifswalder Spinnenforscher festgestellt haben, schieben die Männchen den Weibchen während des Aktes eingesponnene Bienen oder Käfer als Geschenk ins Maul. Als Dank dafür lagern diese Spermien in ein dafür vorgesehenes intrakorporales Behältnis. Dabei handeln die Weibchen sehr pragmatisch. Hat der Spinnenlover viele Geschenkpäckchen dabei, lagert das Weibchen viele Spermien ein. Ist er knickrig, nun, dann müssen auch einige wenige ausreichen. Entsprechend weniger wahrscheinlich ist es für das Sparbrötchen dann auch, dass der Spinnennachwuchs von ihm stammt, weil die Spinnenweibchen mit mehreren Spinnenmännchen kopulieren.

 

Zum Abschluss noch ein physikalisches Wunder, dass trefflich in die Weihnachtszeit passt: Manche Männer könnten unter bestimmten Bedingungen über die Oberfläche eines Sees laufen. Für diese Erkenntnis erhielt ein internationales Forscherteam um Alberto Minetti den Ig (Ignorable) Nobelpreis für Physik. Mit Jesus, der es ihnen vor 2000 Jahren vorgemacht hat, können sie dennoch nicht mithalten. Nach den Berechnungen der Physiker müsste sich der See auf dem Mond befinden – eine nicht unerhebliche Einschränkung. So bleibt zum Schluss des Jahres die Erkenntnis, dass auch Männer in ihren Möglichkeiten begrenzt sind. Und Wunder etwas länger dauern. /

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