Viel Reserve, weniger Defizit |
09.12.2015 09:21 Uhr |
Von Ev Tebroke / Die Krankenkassen haben in den ersten drei Quartalen 2015 ein Minus von 395 Millionen Euro verbucht – im Vorjahreszeitraum fehlten unterm Strich 763 Millionen Euro. Auch die Ausgabenzuwächse je Versicherten sind geringer als erwartet. Der Zusatzbeitrag soll dennoch steigen.
Wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) bekannt gab, stehen Einnahmen in Höhe von rund 159,06 Milliarden Euro Ausgaben in Höhe von 159,45 Milliarden Euro gegenüber. Das aktuelle Defizit resultiere aus dem niedrigeren Zusatzbeitrag von 0,83 Prozent (statt der bisherigen 0,9 Prozent), den etliche Kassen von ihren Versicherten gefordert hatten. Ansonsten hätten die 123 Kassen in den ersten neun Monaten laut BMG sogar einen Überschuss von 0,2 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Arzneimittelausgaben
Foto: Fotolia/ Gina Sanders
Je Versicherten sind die Ausgabenzuwächse im Vergleich zum Vorjahr abgeflacht. So stiegen die Ausgaben in den ersten drei Quartalen 2015 um 3,7 Prozent (Vergleichszeitraum 2014: 5,1 Prozent). Die Ausgaben für Arzneimittel erhöhten sich im aktuellen Zeitraum um 4,4 Prozent. Im Vorjahr hatte der Ausgabenzuwachs in den ersten neun Monaten bei 9,3 Prozent gelegen. Einen großen Anteil am aktuellen Anstieg haben laut BMG dabei die Ausgaben für neu zugelassene Medikamente zur Behandlung von Hepatitis C. Diese beliefen sich demnach in den ersten neuen Monaten auf gut 1 Milliarde Euro. Andererseits konnten die Kassen durch Rabatterlöse 13 Prozent mehr Geld einsparen als im Vergleichszeitraum 2014. Die Rabattvereinbarungen mit Pharmaunternehmen führten demnach bislang zu Einsparungen in Höhe von 2,54 Milliarden Euro.
Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen stiegen je Versicherten in den ersten drei Quarten 2015 um 3,1 Prozent und lagen damit rund 1,9 Milliarden Euro höher als im Vorjahreszeitraum. Für die Ärzte gaben die Kassen 4 Prozent mehr aus. Für Krankengeldzahlungen mussten die Kassen 5 Prozent mehr Geld aufbringen. Insgesamt bewegten sich die aktuellen Ausgabenzuwächse leicht unterhalb der Erwartungen des Schätzerkreises, so das BMG. Dennoch rechnet das Ministerium für 2016 nach wie vor mit einer Erhöhung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags um 0,2 Prozentpunkte auf dann 1,1 Prozent.
Dies scheint mit Blick auf die aktuellen Zahlen aber nicht zwingend nötig, denn die Finanzreserven der Kassen sind kaum geschmolzen. Lagen sie Ende 2014 bei rund 15,5 Milliarden Euro so belaufen sie sich aktuell auf 15,3 Milliarden Euro. Auch der Gesundheitsfonds kann weiterhin auf eine solide Liquiditätsreserve bauen. Der Schätzerkreis geht für Ende 2015 von einem Plus von mehr als 10 Milliarden Euro aus (2014: 12,5 Milliarden Euro). Grundsätzlich profitiere die Gesetzliche Krankenversicherung auch weiterhin von der positiven Lohn- und Beschäftigungsentwicklung, betonte das BMG. /