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OTC-Analgetika

Stichpunkt Magenverträglichkeit

14.12.2010  11:53 Uhr

Von Elke Wolf, Frankfurt am Main / Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Ibuprofen: Welches OTC-Analgetikum ist das magenverträglichste und hinterlässt an der Magenschleimhaut die wenigsten Läsionen? Eine aktuelle Untersuchung gibt Antwort.

Danach ist die gastrointestinale Verträglichkeit von Diclofenac bei äquipotenten Tagesdosen mindestens mit Ibuprofen vergleichbar und signifikant besser als die von Acetylsalicylsäure, fasste Professor Dr. Christopher Hawkey vom Universitätsklinikum Nottingham seine Studienergebnisse auf einer Pressekonferenz von Novartis zusammen.

Für seine endoskopische 4-Arm-Vergleichsstudie rando­misierte er 132 freiwillige Probanden. Sie bekamen als Einzeldosen entweder zweimal 12,5 mg Diclofenac als Tablette (n = 36), 25 mg Diclofenac in Form einer Weich­kapsel (n = 36), zweimal 500 mg Acetylsalicylsäure in Tablettenform (n = 36) oder zweimal 200 mg Ibuprofen als Weichkapsel (n = 24). Einen Placeboarm gab es nicht. Die Zahl der Gesamtdosen entsprach einer fünftägigen Behandlung, wobei die Probanden zwei Dosen am ersten, drei Dosen am zweiten bis fünften und eine Dosis am sechsten Tag erhielten. »Das entspricht der Dosis und Behandlungsdauer, die zur Selbstmedikation in Europa maximal zugelassen ist. In Deutschland ist diese auf vier Tage begrenzt«, erklärte Hawkey.

 

Bevor die Probanden die Prüfmedikation einnahmen, wur­den ihnen Biopsien im Gastrointestinaltrakt entnommen, um die Ausgangskonzentrationen an Prostaglandin E2 zu bestimmen. Erst nach Abheilung der dadurch entstandenen Läsionen begann die eigentliche Test-Phase. Am Ende der Studie wurden die Probanden gastroskopiert und das Ausmaß der Hemmung der gastralen PGE2-Synthese bestimmt.

 

»Die Acetylsalicylsäure-Tablette war die Formulierung, die für die meisten gastroduodenalen Schäden sorgte«, informierte Hawkey über die Studienergebnisse. In der Tat: Die Inzidenz von Erosionen und Ulcera lag bei 94,3 Prozent. Die Ibuprofen-Weichkapsel setzte in 75 Prozent der Fälle Läsionen und lag damit numerisch etwas über den Inzidenz-Werten der beiden Diclofenac-Darreichungsformen. Deren Inzidenz für Ulcera und Erosionen war indes vergleichbar (52,8 Prozent für Weichkapsel, 61,1 Prozent für Tablette). Hawkey: »Alle Probanden, die Acetylsalicylsäure einnahmen, hatten drei oder mehr Läsionen. Die Einnahme von Ibuprofen oder Diclofenac brachte dagegen deutlich weniger Läsionen mit sich. Die gefürchteten Nebenwirkungen auf die Magenschleimhaut fielen besonders bei Diclofenac geringer aus als erwartet.«

 

Die Hemmung der PGE2-Synthese korrelierte mit den Befunden hinsichtlich der gastroduodenalen Verträglichkeit. Mit 78,6 Prozent war sie unter Acetylsalicylsäure signifikant stärker ausgeprägt als unter den Diclofenac-haltigen Tabletten (64,4 Prozent), Diclofenac-haltigen Weichkapseln (51,7 Prozent) und Ibuprofen-Weichkapseln (50,3 Prozent). / 

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