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Zukunftsmodell

»Das Interesse der Kassen wird steigen«

06.12.2011  18:04 Uhr

Von Daniel Rücker, Berlin / Das Zukunftsmodell von ABDA und KBV ist Teil des GKV-Versorgungsstrukturgesetzes geworden. Für die Apotheker ist dies zwar ein Erfolg, aber kein Triumph. ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf und Vizepräsident Friedemann Schmidt sind mit der gefundenen Regelung nicht vollends zufrieden.

PZ: Das Zukunftsmodell von ABDA und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) hat es ins Versorgungsstrukturgesetz geschafft. Sind Sie mit diesem Ergebnis zufrieden?

 

Wolf: Erst einmal möchte ich feststellen, dass wir uns natürlich riesig freuen, weil die Politik etwas aufgegriffen hat, woran wir jahrelang gearbeitet haben. Zufrieden sind wir zwar nicht völlig, aber wir haben manches erreicht. Erstmals gibt es ein gesetzlich fixiertes Modell für die strukturierte Versorgung chronisch Kranker, an dem wir Apotheker maßgeblich beteiligt sind. Jetzt müssen wir alles dran setzen, damit aus dem Zukunftsmodell ein Erfolgsmodell wird.

 

PZ: Im Gesetz ist nur von einem Modellversuch die Rede. ABDA und KBV haben drei vorgeschlagen. Welche Konsequenzen hat das?

 

Schmidt: Bevor ich die Frage beantworte, will ich Heinz-Günter Wolf beipflichten. Allein die Tatsache, dass das Zukunftskonzept ins Versorgungsstrukturgesetz aufgenommen wurde, ist schon ein kleiner Erfolg für uns. Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass wir unser Modell bundesweit allen Patienten anbieten können oder zumindest in drei Regionen parallel testen können. So könnten wir ermitteln, wie es auf dem Land, in der Großstadt, im Osten und im Westen funktioniert. Wir sollten uns jetzt aber nicht immerzu beklagen, nur weil wir nicht das Maximum erreicht haben. Wir müssen in die Zukunft schauen.

Wolf: Es stimmt, dass wir nun in einer Region starten. Wenn das Zukunftsmodell funktioniert, dann wird es sich aber auch so durchsetzen. Ich bin sicher, dass es funktioniert und dann werden wir schnell mehr Regionen haben, in denen Apotheker und Kassenärzte ihre Patienten nach unserem gemeinsamen Konzept versorgen

 

PZ: Steht schon fest, in welcher Region der Modellversuch aufgelegt wird?

 

Wolf: Wir werden dies jetzt gemeinsam mit unseren Partnern von der KBV und den Krankenkassen diskutieren. Es gibt mehrere Bewerber auf Ärzte- und Apothekerseite. Wir werden uns aber sicher die Zeit nehmen, den Test sorgfältig zu planen.

 

PZ: Ist es möglich, dass in anderen Regionen als der ausgewählten Testregion Ärzte, Apotheker und Kassen auch ohne gesetzlichen Auftrag vereinbaren, ihre Patienten und Versicherten nach dem Konzept zu behandeln?

Schmidt: Das wäre möglich und wünschenswert, aber ohne gesetzliche Rückendeckung ist der Start natürlich schwierig. Aber wie gesagt: Sobald das Modell erste Erfolge zeigt, dürfte das Interesse der Kassen, die ja ihre Versicherten bestmöglich versorgen wollen, sprunghaft steigen.

 

PZ: Die Ärzteschaft steht nicht geschlossen hinter dem Zukunftsmodell. Wie große Probleme bereitet Ihnen das?

 

Wolf: Ganz klar: Uns wäre am liebsten, alle Ärzte wären sofort begeistert. Aber innerhalb der Ärzteschaft sind solche Kontroversen keine Ausnahme. Ich gehe davon aus, dass die Zustimmung zum Zukunftsmodell deutlich größer wird, wenn es in der Testregion erste Erfolge zu vermelden gibt. Und wir dürfen nicht vergessen: Mit der KBV-Vertreterversammlung hat das größte Gremium der Ärzteschaft dem Modell zugestimmt. Dass die in einer Abstimmung unterlegenen hinterher das Ergebnis kritisieren, gehört zur Demokratie dazu. Damit können wir leben.

 

Schmidt: Manche Ärzte sind grundsätzlich skeptisch, wenn es um die Zusammenarbeit mit Apothekern geht. Wenn es uns aber mit dem Pilotversuch gelingt, ihnen die Angst vor Kompetenzgerangel oder Kassenregressen zu nehmen, dann werden viele ihre Einstellung überdenken, da bin ich sicher.

 

PZ: Im Gesetz steht, dass Apotheker und Ärzte an den mit dem Zukunftskonzept erwirtschafteten Überschüssen beteiligt werden. Sind Sie mit dieser Regelung zufrieden?

 

Schmidt: Wir haben immer gesagt, dass es eine Honorierung für unsere Mehrarbeit geben muss. Die Formulierung im Gesetzentwurf bleibt hier zu unverbindlich. Die Leistungen der Apotheken müssen von Anfang an angemessen vergütet werden. Das ist unsere klare Verhandlungsposition für die Erarbeitung des Modellversuchs. Wir gehen fest davon aus, dass wir mit dem Zukunftsmodell Einsparungen für die Krankenkassen erwirtschaften, und das werden wir in dem Modellversuch zeigen. / 

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