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Psoriasis-Arthritis

Schuppige Haut, entzündete Gelenke

26.11.2013  17:27 Uhr

<typohead type="1">Von Maria Pues, Mannheim / Zu Unrecht wird die Psoriasis-Arthritis häufig als harmlosere »kleine Schwester der rheumatoiden Arthritis« betrachtet. Oft wird sie nicht nur verkannt, sondern bleibt auch lange unerkannt.

»Psoriasis-Aarthritis wird häufig unterschätzt«, sagte Professor Dr. Georg Schett, Erlangen, im Rahmen eines Satellitensymposiums während des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, das sich mit Pathogenese, Risiken sowie aktuellen und zukünftigen Therapiemöglichkeiten der Erkrankung beschäftigte. 

Psoriasis-Arthritis gehe mit einem hohem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko einher, betonte er. Wie die rheumatoide Arthritis (RA) habe die Psoriasis-Arthritis (PsA) starke Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten. PsA-Patienten hätten zudem nicht nur im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung, sondern auch gegenüber RA-Patienten ein deutlich höheres Risiko, an Krebs oder an einer kardiovaskulären Erkrankung zu versterben. Unter anderem Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und Typ-2-Diabetes kommen bei ihnen signifikant häufiger vor. Das Risiko von PsA-Patienten für eine Arbeitsunfähigkeit sei sieben- bis achtmal höher als bei der Durchschnittsbevölkerung, führte Schett aus.

 

Psoriasis-Arthritis tritt bei 5 bis 30 Prozent der Patienten mit Schuppenflechte auf. Bei der überwiegenden Zahl (etwa 70 Prozent) tritt die Hauterkrankung vor den Gelenkbeschwerden auf. Bei etwa 20 Prozent kommt es zu Gelenkbeschwerden, noch bevor sich Psoriasis-Symptome an der Haut zeigen, und bei rund 10 Prozent treten Haut- und Gelenksymptome gleichzeitig auf. Kommt es zuerst zu Gelenkbeschwerden oder treten diese gleichzeitig mit Psoriasis-Symptomen auf, bemerkten Patienten die häufig minimalen Anzeichen oft nicht, erläuterte Professor Dr. Diamant Thaçi, Lübeck. Psoriasis-Plaques fänden sich zuweilen an versteckten Stellen, beispielsweise hinter dem Ohr, am Bauchnabel oder an der Pofalte. Ein erhöhtes PsA-Risiko haben Psoriatiker mit Symptomen an den Finger- und/oder Zehennägeln.

 

Anders als eine RA beginnt eine PsA meist schleichend, und anders als bei einer RA treten die Gelenkbeschwerden oft asymmetrisch auf. Charakteristisch ist ein Befall »im Strahl«, das heißt, dass (meist zunächst) die Gelenke eines Fingers oder einer Zehe betroffen sind, der dabei anschwellen kann (»Wurstfinger«, »Wurstzehe«). Fingerendgelenke können beteiligt sein, ebenso (in bis zu 40 Prozent) die Wirbelsäule. Häufig treten Veränderungen an den Sehnenansätzen auf. Thaçi zitierte eine Untersuchung, in der 70 Prozent der Patienten mit Schuppenflechte eine Verdickung an der Achillessehne aufwiesen, darunter auch viele symptomfreie Patienten.

 

Diagnose mittels Ausschlussverfahren

 

Die Diagnose PsA ist meist eine Ausschlussdiagnose, vor allem, wenn die Gelenkbeschwerden vor oder mit nur wenigen Psoriasis-Symptomen einhergehen. PsA ist rheumafaktor-negativ, und es zeigen sich auch keine Rheumaknoten. Obwohl es sich um eine entzündliche Erkrankung handelt, sind Entzündungswerte wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) oder das C-reaktive Protein (CRP) allenfalls mäßig erhöht. Häufig erhöht sind die Harnsäurewerte, ohne dass eine Gicht vorliegt.

 

»Im Vergleich zur RA findet man bei einer PsA zwar ähnliche Zytokinexpressionen, dennoch handelt es sich um ein eigenes Krankheitsbild«, betonte Schett. Bei beiden Erkrankungen spielt der Tumornekrosefaktor TNF-α eine zentrale Rolle. Während dieser bei einer RA zur Ausschüttung von Interleukin-6 (IL-6) führt, sind dies bei einer PsA vor allem IL-17 und IL-23. Sie vermitteln in der »Haut-Knochen-Achse«: Über einen verstärkten Knochenstoffwechsel mit einem Überwiegen der Osteoklastenfunktion kommt es zu einem Verlust an Knochenmasse. Dieser Knochenverlust tritt bei Psoriasis-Patienten mit und ohne Arthritis auf. In der bei der PsA ebenfalls wichtigen »Haut-Sehnen-Knochen-Achse« übernehmen T-Zellen sowie Dickkopf-1 (Dkk-1) eine wichtige Vermittlerrolle. Durch Bildung hypertropher Chondrozyten entstehen charakteristische Knochenneubildungen und ein Remodeling, die auch im Röntgenbild sichtbar sind. Der erhöhte Zellumsatz ist der Grund für die erhöhten Harnsäurewerte.

Therapie erfolgt symptomatisch

 

Zur Behandlung der PsA kommen – bei leichten Formen – vor allem nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. Im Gegensatz zur RA zeigten sie bei einer PsA oft eine gute Wirksamkeit, berichtete Professor Dr. Jürgen Wollenhaupt, Hamburg. Auch krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARD) wie Methotrexat werden verwendet. Bei einer aktiven PsA zeigten TNF-Hemmer zumeist eine gute Wirksamkeit. Die European League agains Rheumatism (EULAR) empfiehlt ihn unter anderem bei axialem Befall sowie bei Patienten, die auf klassische DMARDs nicht ansprechen oder sie nicht vertragen. Nur ausnahmsweise sollten sie bei Patienten angewendet werden, die noch keine klassischen DMARDs bekommen haben. Zugelassen sind Etanercept, Infliximab, Adalimumab, Golimumab und seit Kurzem Ustekinumab. Weitere Substanzen befinden sich für diese Indikation in der klinischen Prüfung, unter anderem Secukinumab und Certulizumab pegol.

 

Als mögliche neue Therapieoptionen führte Wollenhaupt das peroral anwendbare small molecule Apremilast an, einen Hemmstoff der Phosphodiesterase-4 (PDE-4). Dieser befindet sich derzeit in Phase-III der klinischen Prüfung. PDE-4 induziert die Umwandlung von cyclischem Adenosinmonophosphat (cAMP) in AMP. Durch die Hemmung des Enzyms steigt der Gehalt an cAMP an, das die Bildung von TNF und damit die Entzündungsreaktionen bei Psoriasis und Psoriasis-Arthritis hemmt. Zusätzlich wird die Bildung antiinflammatorischer Mediatoren gesteigert. Phase-II- und -III-Studien hätten eine gute Wirksamkeit bei PsA gezeigt, ohne dass es Anhaltspunkte für ein spezifisches Nebenwirkungsprofil gebe. /

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