Post von der Abgeordneten |
23.11.2016 09:18 Uhr |
Von Anna Pannen / Viele Apotheker sind wütend über das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Einer wandte sich nun an seinen Wahlkreisabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen. Die Antwort kam direkt. Und zwar von der Gesundheitsexpertin der Grünen, Kordula Schulz-Asche. Sie kündigt Lösungen abseits eines Versandverbots an.
Wer Politikern sein Leid klagt, kriegt mitunter sogar Antwort. Das konnte jetzt ein Berliner Apotheker erfahren. Nach dem EuGH-Urteil zum Ende der Preisbindung für ausländische Versandapotheken hatte er sich per E-Mail an seinen Grünen Wahlkreisabgeordneten gewandt und ihn gebeten, sich für ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Medikamente einzusetzen. Die Antwort kam einige Tage später und stammte von Kordula Schulz-Asche, Partei-Sprecherin für Prävention und Gesundheitswirtschaft und Mitglied im Gesundheitsausschuss.
Der Versandhandel sei kein Ersatz für die Leistung der Apotheken vor Ort, findet die Grünen-Politikern Kordula Schulz-Asche.
Foto: Imago/Ralph Peters
»Wie kann ich Sie davon überzeugen, dass die leistungsstarke Apotheke im Kiez vor Ort wertvoller ist als ein paar Versandapotheken außerhalb Deutschlands?«, hatte der Apotheker seinen Wahlkreisabgeordneten gefragt. »Wir beraten, informieren, verleihen, zeigen, helfen, stellen her, messen, bringen, prüfen, reden, hören zu, raten ab, ersetzen, motivieren, leisten – andere rabattieren, kassieren und liefern«, so seine Klage. »Uns gibt es persönlich, fast täglich, regelmäßig nachts, unter vier Augen, beim Patienten zu Hause – andere sind online.«
Ein Versandverbot sei juristisch schwer umsetzbar, sagte Schulz-Asche in ihrer Antwort an den Apotheker. Denn der Onlinekauf von Rx-Medikamenten bilde für viele Patienten einen »wichtigen Baustein« ihrer Arzneimittelversorgung, etwa für Chroniker. Der Bundestag solle sich deshalb aus Sicht der Grünen nicht »mit Schnellschüssen befassen, die einer juristischen Prüfung eventuell gar nicht standhalten würden«. Gleichzeitig räumte die Politikerin ein, der Versand sei kein Ersatz für die persönliche Beratung der Apotheker vor Ort, die auch kurzfristig Medikamente herstellten und nachts und am Wochenende arbeiteten. Diese wichtigen Leistungen müssten weiter gewährleistet sein.
Fachgespräch geplant
Für Ende November planen die Grünen deshalb ein Fachgespräch mit Verbrauchern, Apothekern und Wissenschaftlern zum Thema, erzählte Schulz-Asche. Dort würden mögliche Lösungen besprochen, etwa eine Reform der Preisbindung und die Einführung einer Höchstpreisregelung.
Der Apotheker zeigte sich erfreut über die Reaktion der Politikerin, merkte aber in seiner Antwort an Schulz-Asche an, man dürfe den Verkauf von Arzneimitteln nicht dem freien Spiel der Märkte überlassen. »Man stellt Regeln auf, insbesondere wenn sie der Behandlung schwer kranker Menschen dienen und aufgrund ihrer Risiken besonders erklärungsbedürftig sind«, so der Pharmazeut. Ohne feste Preisbindung für alle könnten Medikamente in strukturschwachen Regionen teurer werden, da dort weniger Wettbewerb herrsche. »Der Preis sollte sich aber nicht an der Apothekendichte oder der Schwere einer Erkrankung orientieren«, argumentierte der Apotheker.
Wenn die Politik den Versand mit Rx-Arzneien partout nicht verbieten wolle, solle sie ihn wenigstens reglementieren, schlug er vor. Etwa, indem sie das Apothekenhonorar an die Abgabe vor Ort kopple, den Versand nur Vollapotheken mit Präsenzpflicht und Teilnahme an Nacht- und Notdiensten erlaube oder festlege, dass bei jeder Bestellung auch die Abholung vor Ort inklusive Beratung und Einweisung möglich sein müsse. /