Pharmazeutische Zeitung online
Bundesverbandstagung

Treffpunkt Mainhattan

18.11.2013  15:02 Uhr

Von Tobias Köpcke, Frankfurt am Main / Delegierte der Fachschaften von den 22 Pharmaziestandorten Deutschlands kamen Anfang November an der Uni Frankfurt zusammen, um auf der zweimal im Jahr stattfindenden Tagung des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) aktuelle hochschulpolitische Sachverhalte zu diskutieren und um sich mit zukünftigen Themen des Pharmaziestudiums zu beschäftigen.

Nachdem sich alle Teilnehmer nach ihrer Anreise bei einem gemütlichen Empfang erholen konnten, begrüßte BPhD-Präsident David Reiner zusammen mit Maira Deters, ehemalige Beauftragte für Bildung und Tagung des BPhD, die rund 150 Delegierten der Pharmaziestudierenden in Deutschland zur 115. Bundesverbandstagung (BVT). Danach konnten sich alle Teilnehmer im Festvortrag von Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz zum Thema »Arzneimitteltherapiesicherheit – ein erster Überblick« auf die kommende Tagung einstimmen, die unter diesem Hauptthema stattfand.

Im Anschluss konnten alle Teilnehmer einen tieferen Einblick in die Thematik durch den Vortrag von Professor Dr. Theo Dingermann zu dem Thema »Stratifizierte Arzneimitteltherapie« erhalten. Auch konnte Dr. Matthias Pfannkuche von Boehringer Ingelheim nützliche Informationen zu dem Thema Nutzenbewertung von Arzneimitteln beisteuern. Generell stellt die Arzneimitteltherapiesicherheit ein wichtiges Kerngebiet innerhalb der pharmazeutischen Betreuung dar. Deshalb sollten die angehenden Apotheker bereits früh im Pharmaziestudium mit dieser Thematik in Kontakt treten, weshalb Maira Deters genau dieses Themenfeld für die BVT gewählt hat.

 

Mit Interesse wurde der Beitrag von Otto Quintus Russe zum Thema: »Promovieren, lohnt sich das?«, gerade im Hinblick auf die Zukunftsperspektiven verfolgt. Eine Promotion ist mit Sicherheit eine Thematik, über die jeder Studierende früher oder später im Verlauf seines Studiums nachdenken wird. Zudem gab Daniel Rücker, Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung, einen kleinen Ausblick in die Zukunft der Apotheken und fasste es unter dem Thema: »Was will die große Koalition von den Apothekern?« zusammen. Mit viel Witz und einigen Spekulationen konnte er die Aufmerksamkeit der Pharmaziestudierenden für sich gewinnen und dazu anregen, über die aktuellen politischen Verhältnisse nachzudenken und aufzeigen, dass sich ein frühes Befassen mit der Berufspolitik lohnen kann. Ulrich Brunner, pharma4u GmbH, lieferte für bevorstehende Herausforderungen erste Tipps gegen die Prüfungsangst in seinem gleichnamigen Vortragsprogramm.

 

Vier Ämter neu besetzt

 

Zur BVT standen Neuwahlen von einigen Ämtern im Mittelpunkt der Tagung, wobei insgesamt vier Ämter zur Wahl standen. Wir möchten den neu gewählten Vorstandsmitgliedern herzlich zu ihrer Wahl gratulieren. Zum einem wurde Nadin Kersten (Halle/Saale) zur neuen Schatzmeisterin des BPhD gewählt und übernimmt somit die Aufgaben von Maria Bannier. Außerdem wurde Carolin Kiesewetter (Jena) für das Amt der Beauftragten für Bildung und Tagung vom Plenum bestimmt und tritt die Nachfolge von Maira Deters an. Des Weiteren konnte sich Christian Roth (Regensburg) die Zustimmung bei der Wahl zur IPSF Contact Person sichern. Er löst damit Karin Walter bei ihrer bisherigen Arbeit ab. Sascha Manier (Saarbrücken) übernimmt nun die Außendarstellung des BPhD und tritt die Nachfolge von Tobias Köpcke als Internet- und Pressebeauftragter an. Außerdem wurde eine neue Presse-Assistenzstelle geschaffen, wodurch sich zum einen mehr Fachschaftsvertreter engagieren und einbringen können und zum anderen der BPhD seine Außendarstellung erweitern kann.

Der gesamte Vorstand des BPhD freut sich bereits auf die bevorstehende Zusammenarbeit und möchte sich bei allen ausgeschiedenen Mitgliedern herzlichst für das ehrenamtliche Engagement bedanken. Daneben wurde auch der Austragungsort der 117. BVT gewählt, wobei die Wahl auf Marburg fiel. Die Entscheidung dazu wurde mit Beifall begrüßt, zumal die letzte Tagung dort im Jahre 1991 stattfand.

 

Umfangreiches Workshop-Programm

 

An diesem Wochenende gab es auch die Zeit für mehrere Workshops, in denen sich die Teilnehmenden nach ihren eigenen Interessen eintragen konnten. In dem Workshop »Pharmazie 2020« konnte gemeinsam über die Zukunft der Pharmaziestudierenden diskutiert und Schwerpunkte für die Weiterarbeit dieser weiterführenden Arbeitsgruppe festgehalten werden. Dabei ging es dann um Themen wie die Anpassung von Lehrinhalten im Hinblick auf deren Aktualität, die einheitliche Durchsetzung der Lehrinhalte an allen pharmazeutischen Universitäten gemäß der Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) oder die Integration von Nischenthemen wie die Katastrophenpharmazie, Social Pharmacy, BWL und Recht. Dabei wurde durchaus auch der Vorschlag unterbreitet, diese Themen gegebenenfalls in den Semesterferien oder als zusätzliche Wahlpflichtfächer zu integrieren.

 

Weiterhin wurde festgestellt, dass eine strukturiertere Anordnung der einzelnen Lehrinhalte dazu beitragen kann, dass diese Inhalte nachhaltig in den Köpfen der Pharmaziestudierenden verbleiben würden. Der Stundenplan ist manchmal so organisiert, dass viele verschiedene Inhalte aus unterschiedlichen pharmazeutischen Disziplinen an einen Tag vermittelt werden, sodass die Studierenden ständig dazu angehalten werden, sich mitunter alle zwei Stunden in eine neue Thematik hineinzudenken. Dabei wäre nach der Meinung einiger Workshop-Teilnehmer ein Themenblock-basierter Stundenplan sinnvoller. Außerdem wurde bemängelt, dass an einigen Standorten zum Teil externe Referenten mehr über ihre eigenen inhaltlichen Forschungsschwerpunkte reden, ohne dabei auf die vorgeschriebenen Themen des IMPP oder der AAppO einzugehen. Hierbei sahen einige Pharmaziestudierende ebenfalls einen gewissen Verbesserungsbedarf.

 

Um möglichst viele Informationen über den aktuellen Stand der Lehre an den einzelnen Pharmaziestandorten zusammenzutragen, gab es den Workshop »Vergleich pharmazeutischer Curricula in Deutschland«. Es sollten hierbei die Fragen geklärt werden, worauf ein solcher Vergleich hinauslaufen sollte oder anhand welcher Kriterien ein solcher Vergleich verlaufen kann und wie man entsprechend mit den erhaltenen Ergebnissen umzugehen hat. Dabei kann diese Arbeitsgruppe im Verlauf des kommenden Semesters erste Inhalte zusammentragen und die Arbeitsgruppe »Pharmazie2020« inhaltlich unterstützen.

Auch zu Themen der internationalen Verbände EPSA (European PharmaceuticalStudents´ Association) und IPSF (International Pharmaceutical Students´ Federation) gab es einige Workshops. Dazu zählte unter anderem der Workshop »IPSF&EPSA – GetPrepared«, bei dem es zum einem um neue mögliche Themen für den Weltaidstag ging. Dabei wurden unter anderem Themenvorschläge wie »Aids und Schwangerschaft« oder »Wie verändert sich mein Leben« diskutiert, bei denen Umsetzungsvorschläge für Aktionen an den einzelnen Pharmazie-standorten am 1. Dezember besprochen wurden. Zum anderen ging es in diesem Workshop um die Vorstellung des Individual Mobility Project (IMP). Hierbei konnte Johanna Schäfer (IMP National Coordinator, Leipzig), die als Assistentin des BPhD dieses Programm betreut, wertvolle Informationen weitergeben. Beim IMP bekommen Pharmaziestudierende die Möglichkeit, an professionellen Langzeitpraktika im Ausland teilzunehmen, um so neue Erfahrungen sammeln zu können und um den Einblick in die Arbeit des Apothekers in der Industrie, Krankenhäusern und Kliniken zu vertiefen. Des Weiteren konnte David Cechlovsky (EPSA Trainer) seinen Workshop-Teilnehmern wichtige Tipps mit auf den Weg geben.

 

Für viele Pharmaziestudierende ist es mit Sicherheit auch interessant, dass im Rahmen der BVT in Frankfurt wieder der Rahmen für ein Stipendium geschaffen wurde, welches zwei Pharmaziestudierenden aus Deutschland die Teilnahme an einem Kongress der EPSA (European PharmaceuticalStudents´ Association) und IPSF (International Pharmaceutical Students´ Federation) ermöglicht (Kasten).

 

Sieben Fragen auf Zeit

 

Ein weiteres Highlight war an diesem Wochenende das Clinical Skill Event (CSE). Dieses wurde erstmalig in Deutschland im Rahmen der 113. BVT organisiert. Dieses Projekt der IPSF gab den deutschen Studierenden die Möglichkeit, sich mit dem Thema Klinische Pharmazie praktisch auseinanderzusetzen. Die Teilnehmer mussten in jeweils sieben Minuten sieben Fragestellungen bearbeiten (mögliche Fehlerquellen in der Arzneimitteltherapie; Fallbeispiele zu Johanniskraut, Hypertonie, Schmerzmitteln und Typ-2-Diabetes, Grapefruitinteraktionen, Medikation in der Schwangerschaft). Dafür wurden verschiedene Quellen bereitgestellt, da tatsächlich die Anwendung dieser Wissensressourcen und nicht unbedingt der bisherige Wissensstand der Studierenden auf den Prüfstand gestellt wurde. Dieses Projekt wird jährlich beim IPSF-Weltkongress auf internationaler Ebene durchgeführt. Wir möchten Hannah Lueffe (Freiburg), der Gewinnerin des CSE (Clinical Skill Event), herzlich zu ihrem Erfolg gratulieren.

 

Die BVT in Frankfurt am Main bot mit ihren Vorträgen viele Informationen für alle Delegierte und konnte durch das gelungene Rahmenprogramm, welches durch die ansässige Fachschaft organisiert wurde, die Pharmaziestudierenden der 22 Standorte Deutschlands wieder ein Stück näher zusammenbringen und zur Vernetzung der Pharmaziestudierenden untereinander beitragen. Daher gilt der Fachschaft Pharmazie Frankfurt ein besonderer Dank. Durch dieses Wochenende konnten alle Teilnehmer auch ein Stück mehr hessische Kultur mit in ihre Heimat nehmen.

 

Der BPhD freut sich bereits auf die nächste Bundesverbandstagung (29. Mai bis 1. Juni 2014) in Düsseldorf und geht davon aus, dass diese genauso produktiv und bereichernd sein wird, wie die BVT in Frankfurt am Main und wieder alle 22 Pharmaziestandorte vertreten sein werden.

 

Wir danken unseren Unterstützern dafür, dass sie diese tolle Veranstaltung möglich gemacht haben: Deutsche Ärzte Finanz Beratungs- und Vermittlungs AG, Noweda eG Apothekergenossenschaft, Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Emramed Arzneimittel GmbH, Internationale Arzneimittel Ludwigs-Arzneimittel München, Deutscher Apotheker Verlag, Ravati Seminare, Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft, Infectopharm Arzneimittel und Consilium GmbH, Landesapothe- kerkammer Hessen, Merck KgaA, Govi-Verlag, ARZ Service GmbH, Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH, Aliud Pharma GmbH, Campus Career Network, Hessischer Apothekerverband, Caesar & Loretz GmbH, Hevert-Arzneimittel GmbH & Co. KG, Pierre Fabre Dermo-Kosmetik GmbH, Procter & Gamble Germany GmbH & Co OperationsoHG, Sanacorp Pharmahandel, H&S Tee-Gesellschaft, Rausch AG, Dr. Theiss Naturwaren, Ohropax GmbH, Treuhand Hannover GmbH, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Soldan Holding + Bonbonspezialitäten GmbH, Der Katerkiller /

Stipendien des BPhD

Dieses Wintersemester gibt es vom BPhD ein besonderes Angebot: Studenten bekommen die Möglichkeit, an den Kongressen von der International Pharmaceutical Students‘ Federation (IPSF) und der European Pharmaceutical Students‘ Association (EPSA) teilzunehmen. Für die nächsten beiden Kongresse wird der BPhD für einen Studenten oder einen Pharmazeuten im Praktikum die kompletten Teilnehmergebühren übernehmen.

 

Der nächste IPSF World Congress findet vom 31. Juli bis 10. August 2014 in Porto, Portugal, statt. Der nächste Annual Congress der EPSA wird Ende April/Anfang Mai stattfinden, der Austragungsort steht noch nicht fest.

 

Interessenten müssen bis zum 30. November 2013 ein Motivationsschreiben verfassen, warum sie sich um das Stipendium bewerben. Sie sollen darlegen, was sie sich von dem Kongress erwarten, wie sie davon profitieren können und was sie bereits über IPSF beziehungsweise EPSA wissen.

 

Wichtig: In dem Schreiben sollte man sich für einen der beiden Kongresse entscheiden. Das Schreiben wird an stipendium(at)bphd.de geschickt. Alle Bewerbungen werden von David Reiner (Präsident des BPhD) anonymisiert und danach von den anderen zehn Vertretern des Vorstandes bewertet. Die Information, wer die Stipendien erhalten hat, wird zeitnah bekannt gegeben. Bei Fragen zu den Stipendien und der Bewerbung kann man auch an ausland(at)bphd.de. schreiben.

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