Novitas findet Nachahmer |
31.10.2011 18:56 Uhr |
Von Daniel Rücker / Die Strategie der Novitas BKK macht Schule. Mittlerweile bessern auch andere Betriebskrankenkassen durch rigoroses Retaxieren ihre Bilanz auf. Die BKK Hoesch und die BKK Vor Ort bedienen sich dabei wie die Novitas des Dienstleisters Protaxplus.
Drei Betriebskrankenkassen mit Hauptsitz in Nordrhein-Westfalen machen den Apothekern derzeit das Leben schwer. Sie haben sich die Betäubungsmittelrezepte der vergangenen zwölf Monaten vorgenommen und retaxieren sie bei Verstößen gegen die Abgabebestimmungen konsequent auf Null. Juristisch bewegen sie sich dabei häufig sogar auf sicherem Terrain. Apotheker haben laut Bundessozialgericht keinen Anspruch auf den Kaufpreis, wenn gegen die Abgabebestimmungen verstoßen wurde.
Horrende Nachzahlungen
Die drei Kassen nutzen dies mit aller Härte aus und gehen mit dem Geschäftspartner Apotheker um, als sei er ihr natürlicher Feind. Als Grund geben sie an, Arzneimittelsicherheit zu verbessern. Allerdings werden auch Rezepte aus dem vergangenen Jahr retaxiert. Diese Medikamente sind aufgebraucht.
Drei Betriebskrankenkassen retaxieren rigorios BtM-Rezepte.
Foto: PZ/Archiv
Es dürfte also auch andere Gründe geben. Geld kann man da zumindest nicht kategorisch ausschließen. Viele BKKs müssen derzeit prüfen, ob sie im kommenden Jahr Zusatzbeiträge erheben müssen. Das macht den Wettbewerb nicht einfacher. Die Bilanz der Retaxierungen dürfte so übel nicht sein. Betäubungsmittel sind teuer. Manchen Apothekern drohen Nachzahlungen in vierstelliger Höhe. Einige dürfte sogar noch darüber liegen.
Herstellerrabatt als Bonus
Die Kassen können über die Retaxierungen nicht nur einen Teil ihrer Versicherten zum Nulltarif mit Schmerzmitteln versorgen. Sie machen sogar ein Plus, wenn sie den für diese Medikamente anfallenden Herstellerrabatt behalten. Nach der PZ vorliegenden Informationen trifft dies zumindest teilweise zu. Eine Anfrage dazu bei der Novitas BKK blieb unbeantwortet.
Auch wenn die juristische Bewertung insgesamt positiv für die BKKs ausfällt, ist deren Vorgehen doch zumindest ungewöhnlich. Die drei Kassen schlagen auf einen wichtigen Geschäftspartner ein, obwohl die Versorgung von Patienten reibungslos funktioniert. Es ist den Kassen kein Schaden. entstanden. Gute Zusammenarbeit sieht anders aus. /