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Raucherentwöhnung

Schrittweise rauchfrei

02.11.2010  16:36 Uhr

Von Maria Pues / Entweder ganz oder gar nicht, so hieß lange Zeit die Devise, wenn es darum ging, mit dem Rauchen aufzuhören. Eine Metaanalyse legt nahe, dass es auch anders geht.

Nicotin ist eine der Substanzen mit dem höchsten Suchtpotenzial. Wen sie in ihren Fängen hat, lässt sie nur schwer wieder los. Schlagartig ganz aufzuhören, fällt daher den meisten Rauchern schwer und lässt sie nach einem erfolglosen Versuch meist entmutigt zurück. Von einem auf den anderen Tag ganz aufhören müssen sie auch nicht. Dies zeigte die Auswertung zehn verschiedener Studien mit insgesamt fast 4000 Teilnehmern (Lindson et al., Reduction versus abrupt cessation in smokers who want to quit. Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, Issue 3, Art. No.: CD008033. doi: 10.1002/14651858.CD008033.pub2). Danach kann es ebenfalls zum Erfolg führen, die Zahl der Zigaretten zunächst langsam zu reduzieren, um dann schließlich ganz mit dem Rauchen aufzuhören. In drei der eingeschlossenen Studien erhielten die Teilnehmer eine medikamentöse Unterstützung in Form verschiedener Nicotinersatzpräparate.

Vor allem wer Unterstützung in Nicotinersatzpräparaten sucht, erhielt bislang die Auskunft: entweder oder. Nico­tinersatzpräparate zu verwenden und, für eine Übergangs­zeit, weiterhin zu rauchen, galt als unvereinbar. Das schreckte manche Entwöhnwillige ab und ließ die Hürde zu einem rauchfreien Leben noch höher erscheinen. Die Ergebnisse der Metaanalyse belegen nun den möglichen Erfolg des Versuchs, die rauchfreien Intervalle zwischen zwei Zigaretten auch mit Unterstützung von Nicotinkau­gummis schrittweise zu verlängern.

 

Sinnvollerweise kombiniert man dies mit Strategien für eine glimmstängelfreie Zukunft, zum Beispiel Entspan­nungs­techniken, die den Wunsch nach dem nächsten »Nicotin-Kick« in immer weitere Fernen rücken lassen, bis man das Rauchen letztendlich ganz aufgeben kann. Je nach Ersatzpräparat und Intensität der Nicotinab­hän­gigkeit ist dafür eine Übergangszeit von drei bis sechs Monaten vorgesehen. Wichtig für die Anwendung: Säure­haltige Getränke wie Kaffee und Limonaden können die Resorption über die Mundschleimhaut vermindern und sollten in zeitlichem Abstand von mindestens 15 Minuten zum Nicotinkaugummi konsumiert werden.

 

Welche Technik sich für wen individuell am besten eignet, lässt sich nur schwer voraussagen. Der Fagerström-Test erlaubt mit wenigen gezielten Fragen eine erste Abschät­zung, wie stark die Sucht nach der Zigarette ist. Wichtig für die Entwöhnwilligen ist auch, sich durch einen Fehlver­such nicht entmutigen zu lassen. Schließlich ringen sie mit einer Substanz mit hohem Suchtpotenzial. Und: Die es geschafft haben, berichten oft von mehreren Anläufen. / 

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