Nachgefragt... zu den Auswirkungen des AMNOG |
02.11.2010 17:53 Uhr |
Von Daniel Rücker / Welche Konsequenzen hat die geplante Umstellung der Großhandelsvergütung für die Apotheken? Sollten die Apotheker reagieren, um das Gesetz womöglich doch noch erträglicher zu gestalten?
Einer überbordenden Belastung der öffentlichen Apotheken durch das AMNOG werden die Kolleginnen und Kollegen in ihren Apotheken entgegentreten müssen, um den wirtschaftlichen Verlust zu minimieren. Das heißt, die Mitarbeiterstruktur wird optimiert werden müssen, durch Entlassungen, fehlende Neueinstellungen und auch durch den Verzicht darauf, weiterhin auszubilden. Daneben werden kundenfreundliche Leistungen auf den Prüfstein gestellt, wie etwa der Zustelldienst, Kundenzeitschriften und besondere Öffnungszeiten. Darauf müssen wir unsere Kunden und Patienten hinweisen und erklären, was Ursache der Leitungseinschränkungen ist.
Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein
Die Auswirkungen auf die Einkommen aus pharmazeutischer Tätigkeit werden teilweise dramatisch sein. Die Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit werden vielfach unter die Tarifgehälter der Angestellten sinken und die Arbeitsplätze in den Apotheken durch die Entscheidungen aus der vergangenen Woche stark gefährdet werden. Wie die anfallenden Arbeiten, auch vor dem Hintergrund der geplanten Änderungen der Apotheken-Betriebsordnung, noch erledigt werden sollen, ist mir schleierhaft. Die Gesellschaft zahlt ein aufwendiges Studium, verlangt hohe Investitionen in Räume, Einrichtung, Fort- und Weiterbildung, Qualitätssicherung und vieles mehr. Diese Leistung angemessen zu honorieren, ist sie aber nicht bereit. Die Konsequenzen aus dem AMNOG müssen der Politik noch einmal in aller Deutlichkeit vor Augen geführt werden. Ich ärgere mich über Kollegen, die massive Rabatte gewähren und der Politik damit signalisieren, dass bei den Apotheken offenbar noch eine Menge Luft ist.
Rainer Töbing, Präsident der Apothekerkammer Hamburg
Ich fürchte, das wird ganz, ganz eng werden für viele Apotheken. Wir haben ja einige Änderungen erreicht. Aber unter dem Strich bleibt eine Belastung von 400 Millionen Euro für die Apotheken. Fair gegenüber den Apotheken ist das nicht. Unsere Leistungen für eine zuverlässige Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln rund um die Uhr wird politisch einfach immer noch nicht genug gewürdigt. Man kann nur hoffen, dass es dafür noch nicht zu spät ist.
Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe
Jeder selbstständige Apotheker muss den Zusatz »e. K.« im Geschäftsverkehr tragen und ist daher nicht nur Heilberufler, sondern auch »eingetragener Kaufmann«. Das AMNOG schröpft den Kaufmann, bedroht so den Heilberufler und könnte aus e. K. schnell den »eingegangenen Kaufmann« machen. Als Konsequenz aus dem AMNOG droht, dass viele Apotheken, gerade auch im Hinblick auf eine anstehende Novellierung der Apothekenbetriebsordnung, die Anforderungen an den Heilberuf Apotheker mit den Anforderungen an den Kaufmann nicht mehr zum Wohl des Patienten verknüpfen können. Qualität muss man sich leisten können. Deshalb müssen wir permanent der Politik den Mehrwert der Apotheke mit Zahlen und Fakten klar machen, um ein sinnvolles Arbeiten in den Apotheken zu ermöglichen.
Dr. Günther Hanke, Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg
Wir sind gerade dabei, eine Protestaktion zum Landesparteitag der CDU am 6. November in Bautzen zu organisieren. Wir sehen, dass die Apotheker erheblich betroffen sind. In Sachsen ist der Anteil der GKV am Gesamtumsatz sehr viel höher als im Bundesdurchschnitt, deswegen wird die Betroffenheit der sächsischen Apotheker stärker sein.
Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes