Mundflora könnte Migräne triggern |
25.10.2016 15:36 Uhr |
Von Daniela Hüttemann / Forscher haben eine neue Theorie, warum der Verzehr Nitrat-haltiger Lebensmittel bei einigen Migränepatienten Kopfschmerzattacken auslöst: Es könnte an der Zusammensetzung der Mundflora liegen.
Nitrate sind beispielsweise in Wurstwaren, Rote Beete, Kohlrabi und grünem Blattgemüse wie Spinat enthalten. Nach Verzehr dieser Lebensmittel bekommen manche Menschen, insbesondere Migränepatienten, Kopfschmerzen. Aber auch medizinisch appliziertes Nitrat, etwa aus Nitrosprays für Patienten mit Angina pectoris oder Herzinsuffizienz, löst bei bis zu vier von fünf Anwendern starke Kopfschmerzen aus.
Bakterien reduzieren Nitrat
Grünes Blattgemüse sorgt bei manchen Menschen für Kopfschmerzen. Dabei könnte es sich um einen Nitratkopfschmerz handeln, vermittelt durch bestimmte Bakterien in der Mundflora.
Foto: iStockphoto/knape
In der Mundhöhle leben Bakterien, die Nitrate aus der Nahrung zu Nitrit reduzieren. Der Mensch selbst verfügt nicht über ein entsprechendes Enzym. Im Blutkreislauf kann Nitrit dann in Stickstoffmonoxid (NO) umgewandelt werden, das gefäßerweiternd wirkt. Eine starke Weitung der Adern im Gehirn gilt als wahrscheinlicher Auslöser plötzlicher Migräneattacken. Verzögerte Attacken, zum Beispiel nach Verzehr von triggernden Lebensmitteln, werden vermutlich durch andere Mechanismen ausgelöst, darunter die NO-abhängige S-Nitrosylierung.
In einer Mikrobiomanalyse fand ein Team um Professor Dr. Rob Knight von der San Diego School of Medicine in Kalifornien bei Migränepatienten mehr Nitrat-reduzierende Bakterien in der Mundhöhle als bei anderen Menschen. Die Forscher hatten das Mikrobiom in Kot- und Speichelproben aus dem »American Gut Project« analysiert, wie sie ihm Fachjournal »MSystems« schreiben (DOI: 10.1128/mSystems.00105-16). Die Spender hatten unter anderem angegeben, ob sie unter Migräne leiden. Die Speichelproben von Migränepatienten enthielten mehr bakterielle Gene, die für Nitrat-, Nitrit- und Stickoxid- metabolisierende Enzyme kodieren, als die Speichelproben von Personen ohne Migräne.
Noch lässt sich nicht sagen, ob die vermehrte Anwesenheit dieser Bakterien eine zufällige Begleiterscheinung ist oder tatsächlich für die Unverträglichkeit Nitrat-haltiger Lebensmittel sorgt. Das sollen weitere Studien zeigen. Falls ein Zusammenhang besteht, könnten einmal Probiotika zur Migräneprophylaxe entwickelt werden. /