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Grippe-Impfstoff

Engpass zieht Kreise

23.10.2012  17:52 Uhr

Von Ev Tebroke / Der Versorgungsengpass mit Grippe-Impfstoffen insbesondere in Bayern, Schleswig-Holstein und Hamburg hat nun auch Auswirkungen auf andere Bundesländer. So wird vo­raussichtlich auch das Saarland, wo die Kassen keine Ausschreibung bei Grippe-Impfstoffen durchgeführt haben, in den kommenden Wochen von den Lieferschwierigkeiten der Grippe-Impfstoffhersteller betroffen sein. Das geht aus einer gemeinsamen Presserklärung der saarländischen Apothekerkammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland hervor.

Nach Angaben der dort ansässigen pharmazeutischen Großhändler sei zum aktuellen Zeitpunkt und auf absehbare Zeit kein Grippe-Impfstoff lieferbar. Grund dafür sei, dass noch vorrätiger Impfstoff in die von der Ausschreibung betroffenen Regionen geliefert wurde und es dadurch in der gesamten Bundesrepublik zu wenig Impfstoff gäbe. Eine kurzfristige Nachlieferung sei nicht möglich, da die Produktion von Impfstoffen einen längeren Vorlauf benötige und zudem äußerst störanfällig sei, heißt es in der Pressemitteilung.

 

Auch in Norddeutschland bleibt die Lage weiterhin angespannt. Dr. Thomas Friedrich, Geschäftsführer des Hamburger Apothekervereins und des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, sagte der PZ: »Novartis behauptet zwar, 98 Prozent der bestellten Impfdosen ausgeliefert zu haben. Aber das deckt sich nicht mit den Rückmeldungen einzelner Apotheken.« Die Bestände anderer Hersteller seien leer. Es gebe aber Signale von einzelnen Pharmaunternehmen, dass noch Reserven, die eigentlich fürs Ausland vorgesehen seien, mit einem neuen Label versehen für den deutschen Markt genutzt werden könnten. »Hier braucht es aber einen Impuls durch die Kassen und die zuständigen Aufsichtsbehörden, wie beispielsweise dem Paul-Ehrlich-Institut«, sagte Friedrich. Auch in Bayern ist nach wie vor nicht ausreichend Impfstoff vorhanden.

 

Angesichts der andauernden Versorgungsschwierigkeiten hat sich nun auch die Politik eingeschaltet. »Bei Impfstoffen müssen wir das Instrument der Ausschreibungen überprüfen«, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), der Deutschen Presse-Agentur. /

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