Meist kein Totalausfall der Insulinfabriken |
15.10.2013 17:19 Uhr |
Von Sven Siebenand / Die meisten Typ-1-Diabetiker haben auch noch Jahre nach Ausbruch der Autoimmunerkrankung intakte insulinproduzierende Betazellen. Dieses Ergebnis einer aktuellen Studie widerspricht der bisherigen Annahme, dass nach wenigen Jahren der Erkrankung alle Betazellen zerstört sind.
Wie Forscher um Dr. Richard Oram von der University of Exeter Medical School in »Diabetologia« berichten, besitzen rund drei Viertel aller Erkrankten offenbar dauerhaft eine kleine Menge an arbeitenden Betazellen, die Insulin auch als Antwort auf eine Kohlenhydrat-Aufnahme produzieren (doi: 10.1007/s00125-013-3067-x).
Drei von vier Typ-1-Diabetikern haben noch Betazellen, die auf zuckerhaltige Nahrung mit Insulin-Produktion reagieren.
Foto: Fotolia/Sandra van der Steen
Mithilfe eines neuen ultrasensitiven Messverfahrens konnten die Wissenschaftler bei 74 Typ-1-Diabetikern, die alle mehr als fünf Jahre zuvor erkrankt waren, messen, ob und wie viel Insulin sie nach einem Essen selbst produzierten. Insgesamt fand sich bei 73 Prozent der Patienten in vivo produziertes Insulin – unabhängig davon, wie lange die Erkrankung bereits bestand.
Oram zufolge sind die aktiven Betazellen entweder resistent gegenüber der Attacke des Immunsystems oder sie haben sich wieder regeneriert. Eventuell kann diese Erkenntnis eines Tages dazu beitragen, dass viel mehr Zellen wieder reaktiviert werden. Auch die Antwort auf die Frage, warum offenbar nur drei Viertel aller Typ-1-Diabetiker funktionierende Betazellen im Körper aufweisen, könnte wichtig sein, um die Autoimmunerkrankung möglicherweise zu kurieren.
Aber eines nach dem anderen: In einer größeren Studie wollen die britischen Wissenschaftler nun erst einmal das Genom und das Immunsystem von Typ-1-Diabetikern, die weiterhin Insulin produzieren können, genauer unter die Lupe nehmen. Zudem wollen sie herausfinden, ob diese Subgruppe von Patienten tatsächlich auch weniger Diabetes-bedingte Komplikationen hat. /