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Risikogruppe

Diabetes und Covid-19 als gefährliches Duo

Diabetiker gelten als Risikogruppe für einen schweren Covid-19-Verlauf. Zwei aktuelle Publikationen nennen mögliche Gründe, auch einen neuen. Zudem beschreiben sie, was im Krankheitsverlauf anders ist als bei Nicht-Diabetikern und welche potenziellen Covid-19-Arzneistoffe gerade bei Diabetikern geeignet sein könnten.
Sven Siebenand
17.04.2020  14:10 Uhr

Ein Forscherteam um Weina Guo von der Huazhong University of Science and Technology in Wuhan präsentiert im Fachjournal »Diabetes / Metabolism Research and Reviews« eine Fallserie mit 137 Covid-19-Patienten ohne Diabetes und 37 Covid-19-Patienten mit Diabetes (DOI: 10.1002/dmrr.3319). Zusätzlich vergleichen die Autoren die Untergruppen dieser beiden Kollektive ohne Komorbiditäten (26 Nicht-Diabetiker und 24 Diabetiker). Die Patientenzahlen, insbesondere in den Untergruppen, sind sicher zu klein, um allgemeingültige Aussagen treffen zu können. Hinzu kommt, dass die beiden Untergruppen auch hinsichtlich des durchschnittlichen Alters extrem weit auseinander lagen (32 versus 61 Jahre).

Dennoch weisen die chinesischen Forscher auf einige Trends hin, die interessant sein könnten. So manifestierte sich die Covid-19-Erkrankung in dieser Fallserie bei den Diabetikern anders als bei den Nicht-Diabetikern.  Während Fieber in der ersten Gruppe bei 59,5 Prozent der Patienten auftrat, war dieses Symptom in der zweiten Gruppe mit 83,2 Prozent betroffenen Patienten deutlich häufiger. Auch Schüttelfrost (56,8 versus 71,5 Prozent), Husten (21,6 versus 35,0 Prozent), Engegefühl in der Brust (13,5 versus 29,2 Prozent) und Atemnot (13,5 versus 27 Prozent) traten bei den Patienten mit Diabetes seltener auf.

In einem begleitenden Kommentar äußern Dr. Ernesto Maddaloni und Raffaella Buzzetti, beide von der Universität La Sapienza in Rom, deshalb die Sorge , dass die Schwere von Covid-19 bei Diabetes durch eine anfänglich mildere Darstellung der SARS-CoV-2-Infektion verborgen werden könnte (DOI: 10.1002/dmrr.3321).  »Dieses Phänomen, das den stillen Symptomen ähnelt, die Diabetiker auch bei anderen Erkrankungen wie Myokardinfarkt haben, kann zu einer lebensbedrohlichen Verzögerung bei der Bereitstellung von ärztlicher Hilfe und letztlich zu einer schlechteren Prognose führen«, warnen sie. Basierend auf diesen Ergebnissen sei es wichtig, den Schweregrad von Covid-19 bei Patienten mit Diabetes auch ohne das Auftreten der klassischen Symptome nicht zu unterschätzen.

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