Hustenmittel senkt den Blutzucker |
18.03.2015 09:26 Uhr |
Von Annette Mende / Dem Antitussivum Dextromethorphan könnte eine zweite Karriere bevorstehen – als Antidiabetikum. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie deuten darauf hin, dass Typ-2-Diabetiker und unter bestimmten Umständen auch Typ-1- Diabetiker von der Einnahme profitieren könnten.
Wie Forscher um Dr. Jan Marquardt von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf herausfanden, fördert der NMDA-Rezeptor-Antagonist Dextromethorphan die Glucose-abhängige Insulin-Freisetzung aus den Inselzellen des Pankreas. Bei Typ-2-Diabetikern führte das zu erhöhten Insulin-Konzentrationen und einer verbesserten Glucose-Toleranz, schreiben die Forscher im Fachblatt »Nature Medicine« (DOI: 10.1038/nm.3822).
Stark Kohlenhydrat-haltige Speisen sind eine Herausforderung für die Betazellen des Pankreas. Das Hustenmittel Dextromethorphan kann ihnen offenbar helfen, diese zu bestehen.
Foto: Fotolia/Nick Freund
Der NMDA-Rezeptor, der seinen Namen von dem selektiven Agonisten N-Methyl-D-Aspartat hat, ist ein Glutamat-abhängiger Ionenkanal. Im Gehirn ist er an der Steuerung der Gedächtnisleistung beteiligt. Nach den Ergebnissen der Düsseldorfer Wissenschaftler käme er eventuell auch als Target zur Diabetes-Behandlung infrage. Ihre Experimente weisen darauf hin, dass die Hemmung des NMDA-Rezeptors durch Dextromethorphan die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse stärkt und sie möglicherweise vor dem Zelltod schützt. Davon könnten nicht nur Typ-2-Diabetiker profitieren, sondern – wenn die Substanz rechtzeitig gegeben wird – auch Typ-1-Diabetiker. Bei ihnen sterben die Insulin-produzierenden Betazellen durch Autoimmunreaktion ab. »Wir werden längerfristig unter ärztlicher Aufsicht untersuchen, ob die Gabe von Dextromethorphan bei Typ-1-Diabetikern während der Frühphase der Erkrankung eine Insulinfreiheit herbeiführen kann«, sagt Professor Dr. Eckard Lammert, Seniorautor der Studie, in einer Pressemitteilung der Universität.
In der jetzt publizierten Untersuchung verlängerte die Gabe von Dextromethorphan die Zeit, während der Glucose-stimulierte Betazellen in depolarisiertem Zustand waren. In vitro verstärkte Dextrorphan, der Hauptmetabolit des Dextromethorphans, den stimulierenden Effekt von Exendin-4 auf die Insulin-Freisetzung. Die Langzeit-Behandlung mit Dextromethorphan führte in einem Mausmodell des Typ-2-Diabetes zu einer Erhöhung des Insulin- Gehalts der Inselzellen, einer größeren Inselzell-Masse und einer verbesserten Glucose-Kontrolle. In einer kleinen klinischen Studie zeigten mit Detromethorphan behandelte Typ-2-Diabetiker ebenfalls eine verbesserte Glucose- Kontrolle und erhöhte Insulin-Konzentrationen im Blutserum. /