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Typ-1-Diabetes

Gliflozin als Add-on von Nutzen

27.09.2017  11:24 Uhr

Von Sven Siebenand / SGLT-2-Inhibitoren könnten sich zukünftig auch in der Therapie von Typ-1-Diabetes etablieren. Hinweise auf einen Nutzen liefert eine Phase-III-Studie, in der Dapagliflozin als orale Zusatztherapie zu Insulin bei Typ-1-­Diabetikern den HbA1c-Wert im Vergleich zu Placebo signifikant senkte.

Wie das Pharmaunternehmen Astra-Zeneca mitteilt, wurden die Studienergebnisse der DEPICT-1-Studie (Dapagliflozin Evaluation in Patients with Inadequately Controlled Type 1 Diabetes) mit dem Wirkstoff Dapagliflozin auf der Jahrestagung der Europäischen Diabetes Gesellschaft in Lissabon aktuell präsentiert und gleichzeitig in »The Lancet Diabetes and Endocrinology« veröffentlicht DOI: 10.1016/S2213-8587(17)30308-X).

 

Mehrere positive Effekte

 

In der randomisierten und doppelblinden Studie erhielten rund 800 Typ-1-­Diabetiker mit unzureichend kontrolliertem Blutzucker (mittlerer HbA1c- Wert: 8,5 Prozent) zusätzlich zu ihrer ­Insulintherapie entweder 5 beziehungsweise 10 mg Dapagliflozin pro Tag oder Placebo. Nach 24 Wochen hatten beide Dapagliflozin-Dosierungen den HbA1c-Wert im Vergleich zur Placebo­gruppe signifikant gesenkt. Während der HbA1c-Wert in der Pla­cebogruppe erwartungsgemäß annähernd gleich blieb, sank er in den beiden anderen Gruppen um 0,4 bis 0,5 Prozent.

Auch bei der benötigten Tages­insulinmenge zeigten sich Effekte. Diese blieb unter Placebo annähernd gleich (etwa 62 I.E. Insulin), ging aber unter Zusatztherapie mit Dapagliflozin zurück (5 mg Dapagliflozin: von 63 auf 56 I.E. Insulin; 10 mg Dapagliflozin: von 60 auf 52 I.E. Insulin). Ferner wirkte sich die Zusatzbehandlung auf das Körpergewicht aus. In der Placebogruppe sah man eine marginale Veränderung von 84,4 auf 84,5 kg. Unter 5 mg Dapagliflozin sank das Gewicht von durchschnittlich 81,7 auf 79,4 kg, unter 10 mg Dapagliflozin von 81,7 auf 78,7 kg.

Last but not least senkte die Therapie mit Dapagliflozin in beiden Dosierungen den mittleren Blutzuckerspiegel, reduzierte Schwankungen im Blutzuckerspiegel und erhöhte den Anteil an Blutzuckermesswerten innerhalb des Zielbereichs von 70 bis 180 mg/dl signifikant. Positiv ist auch, dass ­Hypoglykämien in den Dapagliflozin-Behandlungsgruppen im Vergleich zu Placebo nicht erhöht waren.

 

»Es gibt nach wie vor einen sehr großen therapeutischen Bedarf bei Millionen von Patienten, die unter Typ-1-­Diabetes leiden und mit den Komplikationen umgehen müssen, welche die Erkrankung mit sich bringt. Es ist essenziell, dass wir die klinische Forschung mit neuartigen Therapien weiter vorantreiben«, so Studienleiter Professor Dr. Paresh Dandona von der Universität Buffalo in New York (USA).

 

Bislang off Label

 

Bislang sind die SGLT-2-Hemmer nicht bei Typ-1-Diabetes zugelassen und jeglicher Einsatz in dieser Indikation stellt einen Off-Label-Use dar. Über dieses Einsatzgebiet nachzudenken, ist aber ein logischer Schritt, denn das Wirkprinzip müsste auch bei Typ-1-Diabetikern funktionieren: Normalerweise wird Glucose in den Nieren glomerulär filtriert und später im proximalen Tubulus aktiv resorbiert. SGLT 2, ein Natrium-abhängiger Glucose-Kotransporter (Sodium dependent Glucose Transporter, SGLT), ist der Haupttransporter, der für die Wiederaufnahme von Zucker an dieser Stelle verantwortlich ist. Paradoxerweise ist die Expression von SGLT 2 bei Diabetes mellitus sogar hochreguliert. Das gilt sowohl für Typ-2-Diabetes als auch für Typ-1-Diabetes und führt in beiden Fällen zu einer zusätzlichen Verschlechterung der Stoffwechsellage. Durch die selektive Blockade von SGLT 2, zum Beispiel mithilfe von Dapagliflozin, lässt sich die Rückresorption von Zucker reduzieren und somit die Ausscheidung überschüssiger Glucose mit dem Harn forcieren.

 

Fazit: Die SGLT-2-Hemmer werden nicht dazu führen, dass Typ-1-Diabetiker auf Insulin verzichten können, aber als Zusatztherapie bei schlecht eingestelltem Blutzucker können sie offensichtlich eine Bereicherung sein. /

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