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Insulinpens

18.10.2011  16:10 Uhr

ZL / Regelmäßig erhält das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker Einsendungen von Insulinpens, deren Funktion bemängelt wird. Besonders häufig werden Fertigpens beanstandet. Meistens sind die Reklamationen unberechtigt. Vielmehr sind die aufgetretenen Probleme auf Handhabungsfehler zurückzuführen.

Der häufigste Grund für eine Beanstandung ist, dass sich der betreffende Pen nach Einstellen der Dosis nicht mehr auslösen lässt. Der Grund hierfür ist in nahezu allen Fällen eine verstopfte Nadel. Leider ist es in Deutschland – anders als in europäischen Nachbarländern – immer noch nicht allen Anwendern in Fleisch und Blut übergegangen, dass es sich bei Nadeln um Einwegartikel handelt, die, auch aus hygienischen Gründen, keinesfalls mehrfach benutzt werden sollten.

Zum Einen verliert die Nadel bereits bei der ersten Benutzung einen Großteil ihres Gleitfilms aus Silikon, der das Einstechen in das Gewebe erleichtert. Außerdem können Mikroverformungen entstehen, die sich bei wiederholter Benutzung durch Schmerzen bemerkbar machen. Es kann zu Gewebetraumata, kleineren Blutungen und Lipohypertrophien kommen. Zum Anderen führt eine Lagerung des Pens mit aufgesetzter Nadel dazu, dass sich in der Nadel Kristalle aus Flüssigkeitsresten der letzten Injektion bilden können, die dann einen Verschluss der Nadel bewirken.

 

Zudem kann bei dieser Lagerungsform, insbesondere bei Temperaturschwankungen, auch Insulin austropfen. Dieses Phänomen ist auch der Grund für Beanstandungen, die gehäuft in der warmen Jahreszeit im ZL eintrafen. Die eingesendeten Pens wiesen einen losen Dichtungsring in der Insulinampulle auf. Durch mehrmaliges Drehen des Dosierrades und Drücken des Auslöseknopfes (»Aufholen der ausgetropften Flüssigkeit«) konnte dieser jedoch wieder an seine richtige Position zwischen Kolbenstange und Dichtung gebracht werden. Selten werden Insulinpens auch wegen Undichtigkeit zur Untersuchung eingereicht. Hier war bisher immer ein Riss oder Sprung in der Ampulle nachweisbar, der durch eine mechanische Einwirkung von außen, wie einen Transportschaden oder ein Herunterfallen des Pens, verursacht worden sein muss.

 

Gelegentlich können vom ZL allerdings auch Defekte in der Mechanik von Insulinpens oder am Dichtungsring einer Insulinampulle bestätigt werden, die nicht auf Anwenderfehler zurückzuführen sind. Eine neuerdings aufgetretene Problematik sind Deckel von Insulinpens, die durch kleine Einkerbungen nur dann vom Pen abgezogen werden können, wenn die Bewegung vollkommen gerade und parallel zum Pen ausgeführt wird (Beispiel: Firma Lilly, Huminsulin Profil III KwikPen). Häufig versuchen Patienten jedoch, die Kappe mit einer leichten Drehbewegung abzuziehen, was in diesem Fall nicht möglich ist. Aus den geschilderten Schwierigkeiten rund um die Nutzung zeigt sich, dass die Anwendung von Insulinpens nach wie vor ein beratungsintensives Feld bleibt. / 

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