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Selbstinjektion

Wann Luftblasen stören und wann nicht

Sind Luftblasen in Arzneimitteln zur Selbstinjektion ein Problem? In Insulinpens können sie die Dosis verfälschen, in Heparinspritzen sogar einen positiven Effekt haben. Und bei Adrenalinpens sollte man sich nicht damit aufhalten, Luftblasen zu suchen.
Brigitte M. Gensthaler
23.11.2022  18:00 Uhr
Wann Luftblasen stören und wann nicht

»In der Apotheke können wir erkennen, ob unsere Patienten mit einem Arzneimittel zurechtkommen. Kein Video kann die persönliche Schulung in der Apotheke ersetzen.« Dr. Philipp Kircher, Inhaber der St. Ulrich-Apotheke in Peißenberg, erklärte kürzlich beim Web-Kongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, worauf es bei der Selbstinjektion ankommt.

Bekanntlich stören Luftblasen im Insulinpen, denn sie bergen das Risiko für eine Unterdosierung der applizierten Insulindosis. Luftblasen können sich bilden sich, wenn der Pen mit aufgesetzter Nadel gelagert wird, oder durch Temperaturschwankungen bei aufgesteckter Nadel. Auch aus diesem Grund gilt: Die Nadel sollte nach jeder Injektion entfernt werden. Vor der Anwendung sollte die Spritze senkrecht nach oben gehalten und die Luftblase mit zwei bis drei Einheiten Flüssigkeit herausgedrückt werden.

Auch beim Inselzell-Hormon Glucagon zur subkutanen oder intramuskulären Selbstinjektion bei schwerer Hypoglykämie können Luftblasen ungünstige Effekte auslösen, erklärte Kircher. Denn: Luftblasen im Muskel verursachen Schmerzen

Fingerspitzengefühl ist bei Omalizumab gefragt, das auch zur subkutanen Selbstinjektion bei allergischem Asthma und chronisch-spontaner Urtikaria zugelassen ist. Kircher berichtete von einem gut geschulten Diabetespatienten, der die Luftblase in der Spritze – wie vom Insulinpen gewohnt – mit einer kleinen Menge Lösung herausdrückte. »Dabei ging sehr viel Omalizumab verloren.«

Bei Blutgerinnungshemmern wie Enoxaparin sei eine Luftblase eher vorteilhaft, sagte der Apotheker. Denn eine Luftblase im Stichkanal sorge dafür, dass kein blauer Fleck entsteht. In der Anleitung zur Selbstinjektion wird darauf hingewiesen, die Luftblase nicht zu entfernen, um kein Arzneimittel zu verlieren. Auch bei monoklonalen Antikörpern und Interferonen »sind Luftblasen ok«. In der Bedienungsanleitung von Teriparatid wird erklärt, das eine kleine Luftblase keinen Einfluss auf die Dosis habe.

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