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Anaphylaxie nach Covid-19-Impfung

Das sollten Apotheker wissen

Apotheker sollen zukünftig auch gegen Covid-19 impfen. Zwar sind anaphylaktische Reaktionen infolge der Impfung extrem selten, kommen aber vor. Was im Notfall zu tun ist.
Elke Wolf
17.12.2021  18:00 Uhr

Anaphylaktische Reaktionen sind sehr selten beobachtete Komplikationen aller vier zugelassenen Covid-19-Vakzinen. Laut des aktuellen Sicherheitsberichts des Paul-Ehrlich-Instituts beträgt die Melderate einer Anaphylaxie in Deutschland etwa sechs Fälle auf eine Million Erstimpfungen für jeden der beiden mRNA-Impfstoffe Comirnaty® und Spikevax® und etwa ein bis zwei Fälle auf eine Million Zweitimpfungen. Ähnliches gilt für die beiden Vektorimpfstoffe: Die Melderate einer anaphylaktischen Reaktion liegt für Vaxzevria® in Deutschland etwa gleich hoch wie für die beiden mRNA-Impfstoffe und mit zwei Fällen pro eine Million Impfungen etwas niedriger für die Covid-19-Vakzine von Janssen (Johnson & Johnson). Damit treten diese schweren allergischen Reaktionen im Zuge einer Covid-19-Impfung etwa genauso selten auf wie im Durchschnitt nach allen bisherigen anderen Impfungen.

Die erste Maßnahme im Fall schwerer Reaktionen ist die Applikation von Adrenalin mithilfe eines Autoinjektors. Es wird in standardisierten Dosen von 150, 300 oder 500 µg für Patienten verschiedenen Alters und Gewichts intramuskulär verabreicht. Hierzulande sind vier verschiedene Modelle an Adrenalin-Autoinjektoren im Handel. Diese sind Fastjekt® von Meda (als Importpräparat Epipen®), Jext® von Alk Abelló, Anapen® von Bioprojet sowie Emerade® von Bausch + Lomb. Da sich die Handhabung der einzelnen Pens unterscheidet, muss sie regelmäßig trainiert werden (am besten mit einem Dummy). Da alle Pens beim Auslösen blockieren können, sollten Patienten immer zwei Pens mit sich führen. Das gilt natürlich auch für das Impfteam in der Apotheke. Von Emerade® und Fastjekt® ist eine N2-Doppelpackung verfügbar, vom Jext® nicht. Man sollte nicht vor einer zweiten Injektion zurückschrecken, wenn nach fünf bis zehn Minuten keine Besserung eintritt.

Wie macht man es richtig? Schutzkappe entfernen, den Penschaft mit der dominanten Hand inklusive Daumen fest umfassen und den Autoinjektor in etwa 10 cm Abstand zum Oberschenkel halten. Merkhilfe: blaue Kappe (beim Fastjekt®) zum Himmel, orange Seite zum Oberschenkel beziehungsweise gelbe Kappe (beim Jext®) zur Sonne, schwarze Seite zum Oberschenkel. Anapen® hat einen roten Auslöseknopf, Emerade® keine farbliche Kennzeichnung. Kräftig im 90-Grad-Winkel einstoßen, auch durch Kleidung, sicherheitshalber 10 Sekunden halten, Injektor langsam entfernen und Injektionsstelle massieren. Wichtig: Die Nadel ist nicht sichtbar und man muss den Pen nicht aktiv auslösen.

Nach der Adrenalin-Injektion sind das Antihistaminikum (wie Dimetinden, Cetirizin oder Desloratadin) und das Corticoid (wie Betamethason in Celestamine® Tropfen 0,5 liquid) einzunehmen. Beide sollten im Notfallset in flüssiger Form vorliegen; sie können auch von Patienten mit Schwellungen im Rachen- oder Kehlkopfbereich gut geschluckt werden. Im Akutfall sollte etwa die Hälfte der jeweiligen Flasche getrunken werden. Die Antihistaminika gibt man wegen der Hautreaktionen, die mehr als 90 Prozent der Personen entwickeln. Die Corticosteroide stellen eine Art Rezidivprophylaxe und wegen ihres membranstabilisierenden Effekts eine Vorbeugung von Spätreaktionen dar. An der Akutreaktion ändern sie wenig, da die Zeit bis zum Wirkeintritt zu lange dauert.

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