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Erhöhtes Thrombose-Risiko unter NSAR

01.10.2014  09:52 Uhr

Von Annette Mende / Patienten, die nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) einnehmen, haben gegenüber Menschen, die das nicht tun, ein signifikant höheres Risiko für venöse Thromboembolien (VTE).

 

Das ist das Ergebnis einer Metaanalyse, die US-Forscher um Dr. Patompong Ungprasert von der Columbia University in New York jetzt im Fachjournal »Rheumatology« veröffentlichten (doi: 10.1093/rheumatology/keu 408). 

 

Sie errechneten aus den gepoolten Daten von sechs Studien mit insgesamt 21 401 VTE ein um den Faktor 1,8 erhöhtes Thrombose-Risiko für NSAR-Anwender. COX2-Inhibitoren scheinen sich noch nachteiliger auszuwirken. Sie waren mit einem 1,99-fach erhöhten VTE-Risiko verbunden, allerdings war dieser Unterschied nicht statistisch signifikant.

Eine fertige Erklärung für diese Beobachtung haben die Wissenschaftler nicht parat, wohl aber eine Hypothese. Sie machen für das erhöhte VTE-Risiko vor allem die COX2-Hemmung verantwortlich, die ja auch von nicht selektiven NSAR vermittelt wird.

 

Dass Coxibe das arterielle Thrombose-Risiko erhöhen, ist bekannt und führte seinerzeit zur Marktrücknahme von Rofecoxib. Als Mechanismus vermutet man eine Verschiebung des Thromboxan-Prostacyclin-Gleichgewichts: COX2- Inhibitoren verhindern die Bildung von Prostacyclinen, potenten Hemmern aktivierter Blutplättchen, und regen diese gleichzeitig zur Freisetzung von Thromboxan an, das die Thrombozytenaggregation vermittelt. Die Aktivierung und Aggregation von Thrombozyten könnte in der Folge eine Gerinnungskaskade auslösen, was das erhöhte Risiko für eine Thrombenbildung im venösen Strombett erklären würde. Venöse Thromben sind nämlich im Gegensatz zu arteriellen nicht Thrombozyten-, sondern Fibrin-reich.

 

Einschränkend geben die Autoren zu bedenken, dass ihre Analyse lediglich eine Korrelation zeigt und keine Kausalität. Für die gefundene Assoziation kommen deshalb auch andere Erklärungen infrage. So sind zum Beispiel chronische Entzündungen, gegen die NSAR eingesetzt werden, bekanntermaßen mit einem erhöhten VTE-Risiko verbunden, sodass der beobachtete Zusammenhang nicht mit den Arzneistoffen, sondern mit der Grunderkrankung bestehen könnte. Eine weitere Schwäche der Studie ist, dass sie nicht zwischen den verschiedenen NSAR unterscheidet, obwohl die einzelnen Wirkstoffe durchaus unterschiedliche Risikopotenziale haben könnten. / 

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