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Erkältung

Evidenzbasiert beraten

20.09.2017  10:26 Uhr

Welche OTC-Präparate Apotheker bei Erkältungskrankheiten evidenzbasiert empfehlen können, berichtete Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main in einem Vortrag in der Pharma-World. Der Apotheker ging dabei auf die Säulen der leitliniengerechten Behandlung einer Rhinosinusitis ein: Nasenspülung, Phytopharmaka, Analgetika und Dekongestiva.

 

Prinzipiell müsse zunächst abgeklärt werden, ob der Kunde seine Symptome selbst behandeln kann oder ob er besser an einen Arzt verwiesen werden sollte, so Schubert-Zsilavecz. Nasenduschen stufte der Apotheker auf Basis eines Cochrane-Review von 2010 als wirksam im Sinne einer ergänzenden Therapie ein: «Man kann sie ins Auge fassen». Es sollten jedoch nur isotonische Lösungen verwendet werden.

 

Im Segment der Phytopharmaka kann Schubert-Zsilavecz zufolge eine eindeutige Empfehlung für Cineol/Myrtol und Pelargonium-Extrakte ausgesprochen werden. «Hier gilt es aber, die Studien- und Zulassungslage des individuellen Produkts im Blick zu haben.« Nicht empfehlenswert hingegen seien Echinacea-Produkte und die Traditionelle Chinesische Medizin.

 

Nicht steroidale Antirheumatika hätten in Studien belegt, dass sie effektiv Symptome wie Abgeschlagenheit oder Kopf-, Hals-, Ohren- und Gliederschmerzen lindern können. Der Referent verwies auf ein Cochrane-Review von 2013 mit Ibuprofen. Für Paracetamol und Acetylsalicylsäure gebe es ähnliche Ergebnisse. Sowohl lokale als auch systemische Dekongestiva seien prinzipiell geeignet zur symptomatischen Behandlung einer verstopften Nase. Schubert-Zsilavecz betonte, dass bei der Anwendung lokaler Vasokonstringenzien der Hinweis auf eine zeitliche Beschränkung essenziell sei: «Wer das nicht macht, macht einen Fehler.«

 

Hinsichtlich der Frage lokal oder systemisch verwies der Referent auf die aktualisierte deutsche Leitlinie Rhinosinusitis. Laut einem aktuellen Cochrane-Review gebe es keine Unterschiede im Sicherheitsprofil und zudem fanden sich für die systemische Gabe mehr belastbare Daten. Die europäische Leitlinie favorisiert den Einsatz systemischer Dekongestiva, da bei lokaler Gabe keine Belüftung der Nasennebenhöhlen erfolge. /

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