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Uni Bonn

Wahlpflichtmodul Nutzenbewertung

14.09.2012  18:19 Uhr

Von Katharina Arenz / An der Uni Bonn gibt es den viersemestrigen Masterstudiengang »Arzneimittelforschung/Drug Research«. Bringt der Bewerber das Zweite Staatsexamen im Fach Pharmazie als Voraussetzung mit, werden zwei Semester anerkannt. Die Masterarbeit wird in einem Schwerpunktfach angefertigt. Neben zwei Pflichtmodulen in diesem Fach sind zwei Wahlpflichtmodule zu absolvieren. Ich habe mich für das Modul »Nutzenbewertung von Arzneimitteln« entschieden, da dieses Theorie und Praxis verknüpft und man Einblicke in ein potenzielles späteres Arbeitsfeld erhält.

Die Leitung des Moduls obliegt Professor Dr. Ulrich Jaehde, Klinische Pharmazie der Uni Bonn, und Professor Dr. Eva Susanne Dietrich, Uni Bonn und HealthEcon AG in Basel.

 

Zunächst fanden in Bonn zwei Seminartage statt, an welchen vier große Themenblöcke bearbeitet wurden. In Vorlesungen wurden theoretische Kenntnisse aufgefrischt und erweitert. In Übungen und Rollenspielen wurden diese vertieft.

Im ersten Teil lautete das Thema »Qualitätsbewertung klinischer Studien«. Der zweite Teil befasste sich mit statistischen Methoden, deren Verständnis für die korrekte Analyse und Interpretation von klinischen Studien essenziell ist. Mithilfe des Review Managers wurden die Ergebnisse von drei klinischen Studien untersucht und verglichen. Im dritten Teil ging es um die Gestaltung und die wichtigen Organisationen des deutschen Gesundheitswesens wie das Bundesministerium für Gesundheit, den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Im vierten Teil wurde das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) beleuchtet, welches Anfang 2011 in Kraft getreten ist und eine Nutzenbewertung von Arzneimitteln nach § 35a SGB V parallel zum Markteintritt durch den GBA und das durch diesen beauftragte IQWiG vorsieht. In einer Übung hierzu wurden die Argumente des pharmazeutischen Unternehmers, des IQWiG und des GBA für und gegen eine neue Arzneimitteltherapie gegenübergestellt.

 

Ergänzend zu den Seminaren kann man zwischen einer Projektarbeit oder einem zweiwöchigen Praktikum bei der HealthEcon AG wählen. Für Letzteres habe ich mich entschieden. Ein Aufgabenschwerpunkt der HealthEcon liegt derzeit in der Erstellung von Dossiers zur frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln im Rahmen des AMNOG. In den zwei Wochen war ich in verschiedene wissenschaftliche Tätigkeiten rund um die Erstellung von Dossiers eingebunden. Zum Einstieg ging ich der Frage nach, wozu Nutzenbewertungen benötigt werden und wer diese durchführt. Anhand eines konkreten Beispieles aus der Onkologie wurden die Ergebnisse der vorliegenden Nutzenbewertungen verglichen und die Gründe für vorhandene Unterschiede ermittelt. Eine weitere Aufgabe bestand darin, für den Bereich Onkologie herauszuarbeiten, welche Subgruppen und Endpunkte pharmazeutische Unternehmer in ihren Dossiers nach den Erfahrungen aus den ersten Nutzenbewertungen in Zukunft vorlegen sollten. Weiterhin wurde eine systematische Leitliniensuche durchgeführt. In diesem Rahmen wurden mir Fertigkeiten zur systematischen Literaturrecherche sowie deren Verwaltung mithilfe des Reference Managers vermittelt.

 

Das Modul war sehr lehrreich und ist durch den hohen Praxisbezug sehr empfehlenswert. Die behandelten Themen sind nicht nur für Pharmazeuten, die etwa in der pharmazeutischen Industrie oder im Bereich der Pharmakoökonomie arbeiten möchten, hilfreich, sondern auch für den Apotheker in der öffentlichen oder der Krankenhausapotheke. Denn im Rahmen der evidenzbasierten Medizin ist es wichtig, dass man eine kritische Bewertung von Arzneimitteln auf der Grundlage klinischer Studien vornehmen kann, um im Dialog mit Ärzten und Patienten eine wissenschaftlich fundierte Aussage treffen zu können. / 

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