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Lippenherpes

Mensch ärgere Dich nicht

20.09.2011  16:04 Uhr

Von Elke Wolf, Frankfurt am Main / Stress und Erschöpfung schwächen die Immunabwehr des Körpers. Dadurch werden Krankheiten auf den Plan gerufen, die sonst nicht ausbrechen würden. Dies gilt zum Beispiel für Herpesbläschen.

Für Herpes labialis werden viele Auslöser verantwortlich gemacht: Erkältung und Fieber, Sonneneinstrahlung, Mens­truation, Ekel, Stress, Traumata sowie Überlastung und Erschöpfung. Sie alle rufen das Herpes-simplex-Virus auf den Plan, weil sie das Immunsystem schwächen. »Eine Hauptrolle unter ihnen scheinen jedoch Stress und Erschöpfung, verbunden mit negativen Emotionen wie Unzufriedenheit, depressive Verstimmungen, Angst oder Ekel einzunehmen«, informierte Privatdozentin Dr. Angelika Buske-Kirschbaum, Psychodermatologin an der Universität Dresden, auf einer Presseveranstaltung der Firma Novartis.

So nannten in einer französischen Studie aus dem Jahr 2006 bis zu 60 Prozent der 2056 Patienten diese beiden Faktoren als Trigger für ihre Herpesrezidive. Buske-Kirschbaum stellte zudem eine Studie aus den USA vor, die diese Erkenntnisse untermauert. Personen, die über eine längere Zeit unter Stress leben, wie Menschen, die einen Angehörigen pflegen, oder Studenten vor großen Prüfungen, haben demnach eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, einen Lippenherpes zu bekommen, wie Personen, die keinen erhöhten Anforderungen unterliegen.

 

Versuche an gestressten Ratten zeigten denn auch eine höhere virale Aktivität im Ganglion als bei entspannten Artgenossen. Gleichzeitig werden vermehrt Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin sowie Cortisol ausgeschüttet, was die virale Replikationsrate zusätzlich nach oben treibt. Daneben hemmen die Stresshormone die Aktivierung von Makrophagen durch Interferone und die Migration von natürlichen Killerzellen. Letztere dienen der spezifischen Erkennung und Vernichtung virusinfizierter Zellen durch Zytotoxine und Apoptose.

 

Laut Buske-Kirschbaum empfinden Lippenherpes-Betroffene die optische Veränderung oft belastender als die eigentlichen Symptome wie Jucken, Brennen und Schmerzen. »Von anderen Dermatosen wissen wir, dass es dadurch zu einer deutlichen Absenkung der Stresstoleranz kommt.« Für die meisten Betroffenen sei es sehr unangenehm, dass der Lippenherpes die Blicke des Umfeldes auf sich zieht. Ein weißer Cremetupfer der verschiedenen Therapeutika mache den Herpesausbruch sogar noch auffälliger. Viele Betroffene wünschten sich daher eine optisch unauffälligere Therapieoption wie eine hautfarbene Creme, zu Beispiel Fenistil Pencivir. / 

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