Pharmazeutische Zeitung online
Paralympics

Helden mit Handicap

11.09.2008  13:40 Uhr

Paralympics

Helden mit Handicap

Von Thomas Bellartz, Peking

 

Mit dem Startschuss zum Deutschen Apothekertag werden in Peking die Paralympics, die olympischen Spiele der Behindertensportler zu Ende gehen. Die Apothekerschaft ist seit einigen Monaten Partner des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) und Förderer der paralympischen Bewegung. Das Ziel ist gesteckt: mehr Resonanz und Akzeptanz für gehandicapte Sportlerinnen und Sportler.

 

Heinrich Popow, Kirsten Bruhn, Rainer Schmidt, Thomas Schroeder: Nur vier Namen von 170. Vier Namen von 4000. Vier Namen, die Millionen Deutschen mittlerweile viel mehr sagen als vor dem 6. September 2008. Denn Popow, Bruhn, Schmidt und Schroeder zählen zu der deutschen Mannschaft, die vom 6. bis 17. September 2008 in Peking um Medaillen kämpfte. Sie alle kämpften vor Zigtausenden Zuschauern, im Vogelnest, dem Nationalstadion, im herrlichen Schwimmstadion, an der Tischtennisplatte, im Boot, mit Handbike oder beim Rollstuhl-Rugby. Bewegende TV-Bilder wurden mehr als 100 Stunden von den Wettkampfstätten aus dem Reich der Mitte übertragen. Zum ersten Mal nach Jahrzehnten des ungewollten und zuweilen wenig integrativen Understatements ist der Behindertensport dort angekommen, wo er hingehört: in der Mitte der Gesellschaft. Die Aufmerksamkeit als Lohn für die Qualen des Trainings, für den Erfolg sportlicher Höchstleistung, für den immer ganz persönlichen und oft unendlich schweren Aufbruch zu ganz neuen Ufern.

 

Es ist einer dieser besonderen Zufälle, der die deutschen Apotheken zu einem wesentlichen und wichtigen Partner des Behindertensports gemacht hat. Bei einer Veranstaltung des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) in Berlin im Januar 2008 entwickelte sich die Idee, miteinander mehr zu machen, jenseits der üblichen Sympathiebekundungen. Der DBS vertritt die Interessen von fast einer halben Million deutscher Behindertensportler und ist zudem das nationale Paralympische Komitee, analog zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Die Nähe von Apothekerschaft und DBS kommt nicht von ungefähr: Karl-Hermann Haack war nicht nur lange Jahre als SPD-Bundestagsabgeordneter auch Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, sondern seit einiger Zeit auch Chef des DBS. Und: Haack ist Apotheker. Die Vision von DBS und ABDA wurde schnell Realität. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

 

Hoffnungsträger Heinrich Popow

 

»Das ist der erfolgreichste Tag meiner Karriere. Ich kann es kaum fassen«, rang Heinrich Popow wenige Minuten nach seinem Zieleinlauf nach Worten. Der 25-jährige Leichtathlet hatte am vergangenen Sonntag vor rund 90.000 Zuschauern im Nationalstadion in Peking als Zweiter im 100-Meter-Lauf die Ziellinie überquert - und wurde mit der Silbermedaille belohnt. Popow, als Folge einer Krebserkrankung bereits seit Kindertagen oberschenkelamputiert, zählt zu den Stars und Hoffnungsträgern der Szene. Und Millionen Menschen kennen seit Ende August das Gesicht des sympathischen Systemadministrators aus der Sportequipe von Bayer Leverkusen.

 

Denn die ABDA hatte in den vergangenen Monaten in Gesprächen mit Sportlern, DBS-Vertretern eine ganzheitliche Kommunikationsstrategie entwickelt, rund um den Behindertenspitzensport, rund um das Apotheken-A. Schon am Rande einer Veranstaltung »80 Tage bis zu den Paralympics« in Berlin hatte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf in Gesprächen mit Mitgliedern des DBS und des Sportausschusses des Bundestages betont, dass man das Engagement für den Sport langfristig und in der Fläche angehen wolle. Offiziell ist die ABDA ein Förderer des DBS sowie der paralympischen Mannschaft. An das Projekt geglaubt hatten auch die Mitglieder des PR-Ausschusses der ABDA, allesamt Apothekerinnen und Apotheker. Sie stützten den Ansatz ebenso wie die übrigen Gremien, auch die Kommunikationsexperten aus den Kammern und Verbänden. Nur wenige Wochen vor dem Beginn der Paralympics war der Zeitplan für eine erfolgreiche Umsetzung denkbar eng und dicht. Wolf: »Wir sind kein klassischer Sponsor, denn das passt nicht zu uns. Wir fördern und unterstützen als Partner.«

 

Im engen Kontakt mit den Programmplanern von ARD und ZDF wurde zudem deutlich, dass die Aufmerksamkeit für die Paralympics in diesem Jahr um ein Vielfaches höher sein würde als bei den vergangenen Veranstaltungen in Athen oder Sydney. Übertrugen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten 2004 noch 8 Stunden aus Griechenland, waren es aus Peking mehr als 100 Stunden live und in Zusammenfassungen. Und mit den deutschen Apotheken wurden diese Übertragungen erstmals von einem TV-Presenter unterstützt. Insgesamt 46 mal liefen die Spots im Ersten und im Zweiten Programm, jeweils vor und nach den Übertragungen. Und die erste Analyse der Einschaltquoten bestätigt die Erwartungen im Vorfeld: Die Paralympics haben das Schatten- und Nischendasein als Anhängsel der olympischen Berichterstattung verlassen.

 

TV-Presenter setzt Maßstäbe

 

Der TV-Presenter setzte aber auch in anderer Hinsicht Maßstäbe: Neueste digitale Bildtechnik wurde eingesetzt, um Heinrich Popow perfekt in Szene zu setzen. Popow und die ABDA hatten wenige Wochen vor den Aufnahmen am Rande einer Veranstaltung zueinander gefunden. Der smarte junge Sportler ist der ideale Botschafter für das neue Engagement der deutschen Apotheken für eine gute Sache. Heinrich Popow steht in diesem Presenter stellvertretend für alle Sportler und Menschen mit Handicap. Er hat mit unglaublicher Kraft und Enthusiasmus die Produktion des TV-Spots getragen und das ganze Team begeistert. Erst Mitte Juli, wenige Wochen vor der Eröffnungsfeier in Peking, fanden die Dreharbeiten zum Trailer in einer der größten Berliner Produktionshallen statt. Denn Popow und das fast 30-köpfige Produktionsteam brauchten viel Platz. Die ganze Dynamik und die Intensität der Bewegungsabläufe des Sportlers sollte, neben dem Apotheken-A, zum Schwerpunkt des Spots werden. Und so wurde Popow beim Weitsprung und beim Sprint-Start gedreht. Dutzende Male sprintete und startete Popow. Bis Regisseur und Kameramann schließlich der Produktion ihren Segen gaben. Das Finetuning des digitalen Datenmaterials wurde TV-gerecht aufbereitet, Übrigens ist die Technik das Ergebnis einer Diplomarbeit - von der Theorie also auch an dieser Stelle ohne Umwege in die Praxis.

Die Paralympics: Daten und Fakten

Rund 4000 Sportler und 2000 Betreuer nahmen an den Paralympischen Spielen in Peking teil. Damit ist es die zweitgrößte Sportveranstaltung der Welt. Das deutsche Team umfasst 171 Teilnehmer, hinzu kommt ein 111-köpfiges Betreuerteam (davon vier Begleitläufer für die sehbehinderten Leichtathleten). Gastgeber China stellte mit 332 Athleten und 215 Funktionären die größte Delegation.

 

472 Medaillensätze wurden in Peking vergeben. Dabei standen 20 Sportarten auf dem Programm. Das langfristige Ziel ist, die Zahl der Entscheidungen auf 450 zu reduzieren und die Sportarten auf 22 zu erhöhen. In den 20 Sportarten in Peking nahmen die Teilnehmer in fünf Oberklassen und bis zu neun Unterklassen an den Wettkämpfen teil. Die Oberklassen sind Amputierte, Cerebralparetiker, Sehbehinderte, Rollstuhlfahrer und »Les Autres« (»Die anderen«).

 

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) zeichnet für die Spiele der Behinderten verantwortlich; es hat als eigenständige Organisation auch ein eigenes Emblem. Vergeben werden Olympia und Paralympics seit 1988 nur noch gemeinsam und finden am gleichen Ort statt. Dies resultierte aus der Weigerung der Organisatoren der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles, die Wettbewerbe der Behinderten auszutragen.

 

Die paralympischen Sportarten unterscheiden sich von denen bei Olympia vor allem darin, dass sie den Bedürfnissen der behinderten Sportler angepasst sind. Rudern und Judo ähneln beispielsweise stark dem gewohnten Ablauf. Andere Sportarten wie Fechten, Rugby, Basketball und Tennis finden einfach nur im Rollstuhl statt, unterscheiden sich darüber hinaus aber nicht wesentlich von den Wettkämpfen der Nicht-Behinderten. Boccia und Goalball stellen im Gegensatz dazu völlig andere Sportarten dar und sind speziell für Menschen mit Behinderungen entwickelt worden.

 

Erste Dopingtests im Behindertensport gab es 1983. Seither wurde der Kampf gegen unlautere Methoden sukzessive verstärkt. In Peking waren bis zu 1000 Kontrollen geplant; es gab mehrere Dopingfälle.

Die Sprung- und Laufbewegungen wurden vervielfältigt, die Dynamik multipliziert und so springt und spurtet Popow im Presenter zu chinesischer Trommelmusik diagonal über den Bildschirm und wirkt dabei wie ein Drache. Abgeschlossen wird die Bildsequenz mit dem roten Apotheken-A und dem gesprochenen Presenter-Text. Das etwa sechsminütige »Making of« des Trailers mit Interviews und fachlichen Anmerkungen wurde in den vergangenen Tagen bereits tausendfach unter www.youtube.de und unter www.abda.de angeschaut.

 

Doch bereits vor den Übertragungen wurden die Deutschen, zumindest die Apothekenkunden, auf die Paralympics aufmerksam gemacht. Mehr als 3 Millionen Programmfaltblätter hatten die Apotheken vor und während der Paralympics an ihre Kunden verteilt. Die ABDA stellte jeder Apotheke einen Dispenser mit rund 100 Faltblättern zur Verfügung. Diese informierten über die Sendezeiten in ARD und ZDF sowie den Spartenkanälen sowie über die Kooperation von Apotheken und paralympischer Bewegung.

 

Lob vom Verbandspräsidenten

 

DBS-Präsident Haack lobte in Peking das Engagement seiner Kolleginnen und Kollegen: »Es ist unglaublich, dass uns die deutschen Apotheken mit ihren Aktionen so stark unterstützen. Das hilft der Akzeptanz des Behindertensports enorm weiter.« Perfekt scheinen die ähnlichen Strukturen von DBS mit seinen Landesorganisationen und den Strukturen der Apothekerschaft aufeinander abgestimmt. Und so haben sich bereits auf Landesebene viele Kontakte und Gespräche ergeben. Denn nicht nur in der Spitze wollen Behindertensport und Apothekerschaft auf Tuchfühlung gehen und Synergien entdecken, sondern die föderalen Chancen nutzen.

 

ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf hatte schon vorab erklärt: »Wir unterstützen die paralympische Bewegung in Deutschland mit ihren fast 500.000 Sportlerinnen und Sportler sehr gerne. Unser Engagement werden wir weiter ausbauen und damit gezielt einzelne Projekte, aber auch Spitzensportler, Junioren und Senioren aktiv fördern.«

 

Das Faltblatt zierte ebenso wie den Dispenser eine Zeichnung der japanischen Illustratorin Yuko Shimizu. Das Bild zeigt in Anlehnung an die filmische Umsetzung für den TV-Presenter Heinrich Popow beim Weitsprung. Dabei wird die Sprungbewegung künstlerisch als chinesischer Drachen dargestellt. Und hier wie im richtigen Leben ist die Prothese integraler Bestandteil des Motivs.

 

Die Illustration macht aus dem kleinen Unterschied eine dynamische, fast comicartige Umgebung: Der Gehandicapte als Held oder stellvertretend für alle Helden mit Handicap. Genau diese öffentliche Betrachtungsweise haben Sportler wie Popow, die fünffache Medaillengewinnerin Bruhn oder die vielen anderen Behindertensportler verdient. Sie sind Helden, und sie sind Vorbilder - für gehandicapte wie für Nicht-Behinderte.

 

NAI thematisierte Behindertensport

 

Nicht nur der Faltblätter, auch zahlreiche andere Medien, Print wie Online, machten auf die Paralympics aufmerksam; der Druck durch die intensive Berichterstattung im Fernsehen wirkte. In ihren September-Ausgaben hatten die Neue Apotheken Illustrierte (NAI) und die Apotheken-Umschau ebenfalls das Thema Paralympics ausführlich thematisiert; die NAI hatte zudem auf das besondere Engagement der Apotheken hingewiesen. Die ABDA, aber auch viele Mitgliedsorganisationen haben zusätzlich durch Pressearbeit auf die Spiele in Peking und auf die Kooperation von DBS und Apothekerschaft hingewiesen.

 

Und doch sind es die kleinen Gesten, die zu den Besonderheiten des Engagements der Apothekerschaft zählen. So hatte die ABDA alle deutschen Paralympics-Teilnehmer mit einem iPod überrascht. Jenseits der klassischen Einkleidung in einer Mainzer Bundeswehr-Kaserne, reagierten die Sportlerinnen und Sportler auch aus einem ganz anderen Grund sehr positiv auf das Geschenk. Denn anders als die Teilnehmer der Olympiamannschaft, waren sie bislang ohne sogenannte Give-aways auf die Reise geschickt worden. Hermann Stefan Keller, der als Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) in Mainz die ersten iPods überreichte, sagte: »Die Leute haben sich unglaublich über diese Überraschung gefreut; wohl auch, weil sie damit auch gefühlt auf einer ganz anderen Ebene mit den nicht-behinderten Olympioniken aufgeschlossen sind.« 

 

So, wie die Apotheken für viele Menschen eine besondere soziale Rolle wahrnehmen, so versteht sich auch das Engagement der ABDA im sogenannten German Paralympic Club in Peking. Wenige Meter vom Nationalstadion entfernt, entwickelte sich der Club schnell zum Treffpunkt für Sportlerinnen und Sportler, Trainer, Betreuer, Politik, Journalisten, Fans und Familien. Das »Deutsche Haus« war die Anlaufstelle für das gemeinsame Feiern, Diskutieren und Analysieren. Die täglichen Pressekonferenzen mit dem Chef de Mission, Dr. Thomas Quade und den erfolgreichen Athleten im Club verdeutlichten den neuen Stellenwert der Paralympics.

 

Unterstützung vom Bundespräsidenten

 

Mehr als 1500 Gäste besuchten den Club während der Spiele. Eine »Wall of Fame« verewigte alle Medaillengewinner und wird ab Herbst zunächst in Berlin im Deutschen Apothekerhaus und dann in anderen Bundesländern zu sehen sein. Alle Gäste hinterließen zudem mit ihrer Unterschrift Spuren im Eingangsbereich des Clubs; allen voran Bundespräsident Professor Dr. Horst Köhler und seine Frau Eva-Luise. Im Rahmen ihres Paralympics-Besuchs traf sich das Staatsoberhaupt im Club mit den Nachwuchsathleten des Paralympischen Jugendlagers, organisiert von der Deutschen Behinderten-Sportjugend (DBJS). Köhler hatte vor zwei Jahren die Installation eines Top-Teams im Behindertensport angeregt und für die entsprechenden Sponsorings geworben. Die paralympische Jugendarbeit liegt dem Vater einer blinden Tochter überdies sehr am Herzen. Köhler traf auch Mitglieder des Sportausschusses und dessen Vorsitzenden Peter Danckert.

 

Während der Veranstaltung überreichte ABDA-Präsident Wolf dem Bundespräsidenten das erste Exemplar eines Drucks der Illustration der japanischen Künstlerin Yuko Shimizu, die Heinrich Popow zeigt. 150 Exemplare dieses Drucks werden, am ABDA-Stand signiert vom Sportler selbst, während Expopharm und Deutschem Apothekertag in München verkauft. Der Erlös wird komplett der paralympischen Jugendarbeit gespendet. Die Jugendlichen freuten sich indes nicht nur darüber, dass mit Popow eines ihrer Idole künstlerisch abgebildet ist, sondern auch über den hoffentlich stattlichen Betrag. »Egal, wie viel durch diese Aktion zustandekommt: Wir sind den Apotheken sehr dankbar, dass sie uns so engagiert unterstützen«, sagte Gerlinde Mohr, als Vorsitzende des DBJS.

 

Förderung wird vorangetrieben

 

Ein deutliches Signal für den weiteren Ausbau der Athleten-Förderung im Behindertensport brachte der Abend der deutschen Apotheken im German Paralympic Club. Während Speerwurf-Silbermedaillengewinnerin Andrea Hegen ihr Glück noch gar nicht fassen konnte, freuten sich mit ihr rund 120 Gäste aus Nationalmannschaft, Politik, Medien und Partnern über die ersten Erfolge der deutschen Athleten.

 

In der Podiumsdiskussion signalisierte Dr. Rüdiger Kass, Abteilungsleiter Sport im Bundesministerium des Inneren (BMI), auch die zukünftig herausragende Förderung der behinderten Spitzensportler. Unter dem Eindruck der perfekten Paralympics-Organisation in Peking kündigte der DBS-Präsident Haack die weitere Professionalisierung der paralympischen Bewegung an. Davon dürfte neben Andrea Hegen auch Heinrich Popow profitieren. Popow: »Es wäre klasse, wenn die körperlichen Unterschiede zwischen den Menschen keine Rolle mehr in der Gesellschaft spielen müssten.« Daran will ABDA-Präsident Wolf anknüpfen: »Wir wollen dazu beitragen, dass über Integration nicht nur geredet wird, sondern dass sie stattfindet. Deswegen sehen wir unser Engagement langfristig.«

Interview: Nicht nur reden, sondern umsetzen

PZ / Die Apothekerschaft engagiert sich für den Behindertensport. Fritz Becker, DAV-Vorstandsmitglied, Präsident des LAV Baden-Württemberg und Vorsitzender des PR-Ausschusses der ABDA, erläutert warum.

 

PZ: Das Apotheken-A war zwei Wochen lang im Zusammenspiel mit den Paralympics unter anderem auf ARD und ZDF zu sehen. Warum dieses starke Engagement?

Becker: Der TV-Presenter in den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern signalisiert unsere Partnerschaft mit dem Behindertensport. Wir hatten vor einigen Monaten das Gefühl, dass die Apotheken und der Behindertensport eine gute Kooperation hinbekommen könnten. Die vergangenen Wochen und insbesondere die Paralympics haben gezeigt, dass wir damit richtig gelegen haben. Der Behindertensport fristete lange ein Nischendasein, wie wir finden vollkommen zu Unrecht.

 

PZ: Können Sie den Katapultstart der letzten Wochen überhaupt noch steigern?

Becker: Wir stehen gerade erst am Anfang. Grundsätzlich sehen wir die Kooperation langfristig. Die föderalen Strukturen von Deutschem Behindertensportverband und ABDA verdeutlichen die Ähnlichkeiten. Diese wollen wir nutzen, um auch in der Breite, regional wie lokal, das Thema auf die Agenda zu setzen. Hier können wir Apotheker viel für den Behindertensport tun.

 

PZ: Klassisches Sponsoring dürfte der Apothekerschaft mangels finanzieller Mittel schwerfallen.

Becker: Das stimmt. Unsere finanziellen Möglichkeiten sind eindeutig begrenzt. Darum geht es auch nicht in erster Linie. Wir können für mehr Bekanntheit sorgen und zusätzlich mit kreativen Ideen neue Akzente bei einer solchen Kooperation setzen. Das ist der Reiz dieser Zusammenarbeit. Es ist viel stärker als ein schlichtes Sponsoring. Wir haben rund drei Millionen Programm-Flyer an unsere Kunden verbreitet und damit sowie flankierend intensive Pressearbeit auf die Paralympics als Highlight des Behindertensports aufmerksam gemacht. Der direkte Kontakt zu den Patienten und Kunden in der Apotheke ist unsere Stärke. Und die setzen wir gerne für die Sportlerinnen und Sportler ein.

 

PZ: Andere sprechen dann von Corporate Social Responsibility. In welche Kategorie gehört die Unterstützung der Apothekerschaft?

Becker: Wir verstehen uns in erster Linie als Partner, als Förderer der paralympischen Idee. Es macht Spaß, für eine gute Sache einzustehen. Das gilt für die Unterstützung der Spitzensportler ebenso wie für unser Engagement zugunsten der paralympischen Jugend. Diese Partnerschaft ist eine klassische Win-win-Situation für die Beteiligten. Mit der sozialen Verantwortung ist das so eine Sache: Ich finde, wir sollten nicht nur über Engagement reden, sondern vor allem etwas tun.

 

PZ: Inwieweit passt diese Partnerschaft in das Gesamtkonzept der ABDA-Kommunikation?

Becker: Wir haben in den letzten Monaten einen neuen Weg eingeschlagen. Unser Auftritt ist selbstbewusster und geprägt von der Leistungs- und Servicebereitschaft der Apotheken. Deshalb passt das Thema Behindertensport gut zu unserem Gesamtkonzept. Hier können wir unsere Stärken in der Fläche, in der Nähe zu den Menschen ausspielen. Das versteht sich fast von selbst. Ich denke, das ist eine der sinnvollsten und besten Aktionen, die wir bislang in Angriff genommen haben.

Der Autor

Thomas Bellartz verantwortet die Kommunikation der ABDA seit Juli 2007. Zuvor war der 39-jährige gelernte Tageszeitungsjournalist von 1998 bis 2002 Chef vom Dienst der PZ in Eschborn und anschließend Leiter der PZ-Hauptstadtredaktion sowie Ressortleiter Wirtschaft und Handel in Berlin. Der Autor koordiniert die Zusammenarbeit der Apothekerschaft mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS).

 

Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

Jägerstr. 49/50

10117 Berlin

t.bellartz(at)abda.aponet.de

Mehr von Avoxa