Patienten müssen zeit- und ortsnah ihre Arzneimittel erhalten |
18.09.2007 17:28 Uhr |
Patienten müssen zeit- und ortsnah ihre Arzneimittel erhalten
Von Daniel Rücker
Beratung, Rezeptur und Versorgung rund um die Uhr - Dienstleistungen machen den Unterschied zwischen Apothekern und Einzelhändlern. Diese und andere Angebote rechtfertigen auch den rechtlichen Status der Apotheker. Unter Leitung von ABDA-Geschäftsführerin Dr. Christiane Eckert-Lill diskutiert der Deutsche Apothekertag über die apothekerlichen »Leistungen für Patient und Gesellschaft«.
PZ: Ihr Arbeitskreis beim Deutschen Apothekertag trägt den Titel »Leistungen für Patient und Gesellschaft«. Welche Angebote der Apotheker sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten?
Eckert-Lill: Auch wenn es als Selbstverständlichkeit betrachtet wird am wichtigsten ist, dass die Patientinnen und Patienten zeit- und ortsnah ihre Arzneimittel erhalten, deren Qualität gesichert ist. Konkret werden wir uns mit dem Thema Rezeptur beschäftigen. Darüber hinaus werden wir über die Information und Beratung, Pharmazeutische Betreuung sowie die Leistungen der Apotheker in der Prävention diskutieren. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Betreuung älterer multimorbider Patientinnen und Patienten sein. Und schlussendlich werden wir uns mit den fachlichen Voraussetzungen für diese Leistungen, insbesondere der Klinischen Pharmazie, beschäftigen.
PZ: Die Arbeitskreise sind wie in den vergangenen Jahren interdisziplinär besetzt. Wer wird auf dem Podium sitzen?
Eckert-Lill: Wie im vergangenen Jahr haben wir wieder einen Arzt als Podiumsteilnehmer gewinnen können. Dr. Erich Schubert, Berufsverband der Deutschen Dermatologen, wird sich aus ärztlicher Sicht mit der Rezeptur auseinandersetzen. Karin Graf, Vizepräsidentin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, wird sich mit Prävention, Information und Beratung sowie Pharmazeutischer Betreuung beschäftigen. Mit Dr. Michael Jensen, Mitglied des Vorstands der Apothekerkammer Niedersachsen, haben wir einen sehr kompetenten Diskutanten für das Thema Leistungen für ältere, multimorbide Patienten. Last but not least haben wir die Präsidentin des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden, Sina Heintz, eingeladen.
PZ: Warum haben Sie eine Pharmaziestudentin als Referentin verpflichtet?
Eckert-Lill: Das hatte mehrere Gründe. Wir wollen unserem Nachwuchs die Möglichkeit geben, seine Erwartungen an den Apothekerberuf zu äußern. Darüber hinaus wollen wir ein Zeichen für die kommende und auch junge Apothekergeneration setzen, sich aktiv mit berufspolitischen Fragestellungen zu beschäftigen. Es ist auch ihre Zukunft, über die diskutiert wird.
PZ: Wie wird der Arbeitskreis ablaufen?
Eckert-Lill: Auch wenn inhaltliche Überschneidungen in der Natur der Sache liegend vorhanden sind, wollen wir vier verschiedene Themenbereiche diskutieren. Es bietet sich daher an, dass jeder Bereich zunächst durch ein kurzes Impulsreferat des jeweiligen Experten eingeleitet wird. Daran wird sich eine Diskussion auf dem Podium anschließen, in die dann aber auch das Plenum einbezogen wird.
PZ: Die Angebote der Apotheker an die Gesellschaft sind auch bei einigen Apothekern nicht unumstritten, weil der Aufwand den unmittelbaren Ertrag oft übersteigt. Warum sind gerade diese Leistungen so wichtig?
Eckert-Lill: Sie haben aus meiner Sicht richtigerweise formuliert, dass die Leistungen zum Teil nicht unumstritten sind, weil der Aufwand den unmittelbaren Ertrag oft übersteige. Aber es ist auch der mittelbare Ertrag zu berücksichtigen. Und diese Leistungen binden Kunden und Patienten an die Apotheke, machen den Apotheker und die Apotheke unverzichtbar.
PZ: Rezepturen, Gemeinwohlpflichten, Diskretion und Beratung haben einiges mit der Apothekenbetriebsordnung und ihrer Novellierung zu tun. Deren Inhalte sind bislang ein gut gehütetes Geheimnis. Wird dieses bis zum Apothekertag zumindest ein wenig gelüftet? Werden Sie in dem Arbeitskreis auch über die neue Betriebsordnung diskutieren?
Eckert-Lill: Nach unseren Informationen ist mit einem Entwurf zur Novellierung der Apothekenbetriebsordnung nicht vor dem Deutschen Apothekertag zu rechnen. Insofern werden wir wohl nicht konkret über einen Verordnungsentwurf diskutieren können. Gleichwohl werden Aspekte der Apothekenbetriebsordnung im Sinne einer Standortbestimmung sicher eine Rolle spielen.
PZ: Eines ihrer Themen ist die alternde Gesellschaft. Ohne die Ergebnisse des Arbeitskreises vorwegzunehmen wie werden sich die Apotheker darauf einstellen müssen?
Eckert-Lill: Die Arzneimitteltherapie älterer multimorbider Patientinnen und Patienten ist häufig komplex. Wir müssen uns dabei mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Wechselwirkungen oder auch Dosierungsfragen aufgrund eingeschränkter Organfunktionen auseinandersetzen. Wichtig ist auch die Unterstützung bei der Anwendung der Arzneimittel, die für ältere Patientinnen und Patienten mit eingeschränkten körperlichen oder geistigen Funktionen nicht unproblematisch ist. Wir werden auch darüber diskutieren müssen, inwieweit die Apotheke als »soziale Drehscheibe« im Sinne eines Case Management weitergehende, nicht unmittelbar die Arzneimitteltherapie betreffende Hilfsangebote vermitteln kann.
PZ: An den Arbeitskreisen des Deutschen Apothekertages nehmen hauptsächlich Delegierte teil. Warum sollten auch andere Apotheker die Veranstaltung besuchen? Der Apothekertag ist schließlich für den Berufsstand öffentlich.
Eckert-Lill: Die Themen, die in der Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker sowie in den Arbeitskreisen diskutiert werden, betreffen nicht nur die Delegierten, sondern alle Apothekerinnen und Apotheker. Wer seine Zukunft aktiv mitgestalten will, muss sich damit auseinandersetzen. Deshalb ist es wichtig, an der Hauptversammlung und den Arbeitskreisen teilzunehmen.