Hautkrebsraten steigen ungebremst |
12.09.2018 11:00 Uhr |
dpa / Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 schützt sicher vor Hautkrebs? »Ein Irrglaube«, warnt der Tübinger Hautkrebsexperte Professor Dr. Claus Garbe. Es sei nicht so, dass die Haut durch Sonnenschutzmittel komplett vor Hautkrebs geschützt werden könne. »Vor Sonnenbrand ja, vor Hautkrebs nicht.«
Schon sehr niedrige Dosen UV-Strahlung verursachten Veränderungen des Erbguts in der Haut, die das Krebsrisiko erhöhen können. »Sobald die Haut braun wird, sind schon Mutationen ausgelöst.« Der Professor berichtet vom »überraschenden Resultat« einer Studie mit rund 1800 Kindergartenkindern, nach der Sonnenschutzmittel keinen Effekt auf die Entwicklung von Hautmutationen hatten. Schutz durch Kleidung dagegen habe einen deutlichen Unterschied ausgemacht (DOI: 10.1093/aje/kwi086).
Eincremen schützt nicht sicher vor Hautkrebs.
Foto: Fotolia/paultarasenko
Solange die Menschen das ausgiebige Sonnenbaden nicht sein ließen, stiegen die Hautkrebsraten wohl weiter, sagt der Mediziner, und das ungebremst. Bis 2030 werde eine Verdoppelung bei der Zahl der Neuerkrankungen erwartet. Dann gibt es in Deutschland so viele neue Fälle von Hautkrebs im Jahr wie bei allen anderen Krebsarten zusammen, so Garbe. Er sieht ein Plateau frühestens 2050. Gab es in den 1950er-Jahren nur einen Fall des besonders tückischen schwarzen Hautkrebses (malignes Melanom) in Deutschland auf 100 000 Menschen pro Jahr, waren es in den 1990er-Jahren bereits 8 Fälle und im Jahr 2010 rund 25. Für das Jahr 2030 werden Garbe zufolge 45 Fälle prognostiziert.
Experten sehen in den derzeit ungebremst steigenden Fallzahlen die späten Folgen UV-bedingter Hautschäden in Kindheit und Jugend sowie nach freizeit- und berufsbedingter, langjähriger Sonneneinstrahlung. Vor allem beim gefährlicheren schwarzen Hautkrebs gehen Experten davon aus, dass er durch akute UV-Überbelastung vor allem im Kindesalter bedingt ist. Deutschlandweit erkranken derzeit jährlich mehr als 240 000 Menschen neu an Hautkrebs, sagt Garbe. Frauen erkranken im Mittel mit 60 Jahren, Männer sieben Jahre später. /