Dopamin-Antagonisten gegen Pankreaskarzinom |
14.09.2016 10:13 Uhr |
Von Kerstin A. Gräfe / Medikamente, die bei Schizophrenie eingesetzt werden, könnten auch gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs wirksam sein. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg fanden heraus, dass bei beiden Erkrankungen der gleiche Dopamin-Rezeptor beteiligt ist.
Wie die Forscher um Jörg D. Hoheisel im Fachjournal »Gastroenterology« berichten, verlangsamte die Blockade des Rezeptors mittels Haloperidol im Mausmodell das Tumorwachstum und die Metastasierung (DOI: 10.1053/j.gastro.2016.08.040).
Bauchspeicheldrüsenkrebszelle: Der Zellkern (blau) und das Zytoskelett (rot) sind mit Fluoreszenzfarbstoffen markiert.
Foto: Uniklinik Heidelberg/Dr. Nathalia Giese
Das Team hatte an 195 Fällen von Pankreaskrebs die Genaktivität analysiert und war so auf die Spur des Dopamin-Rezeptors D2 (DRD2) gekommen. Das DRD2-Gen war in Krebszellen deutlich aktiver als in gesunden Pankreaszellen. Vom DRD2-Rezeptorprotein enthielten die Krebszellen sogar das Vierfache der normalen Menge.
DRD2 ist bereits als Schlüsselmolekül bei vielen psychotischen Erkrankungen bekannt und Zielstruktur zahlreicher Psychopharmaka. Da lag der Schluss nahe, mit bekannten Dopamin-Antagonisten den Effekt auf Pankreaskarzinome zu untersuchen. Dazu übertrugen die Forscher menschliche Pankreaskrebszellen auf Mäuse und ließen sie zu Tumoren heranwachsen. Nach Behandlung der Tiere mit dem Dopamin-Antagonisten Haloperidol entwickelten sich kleinere Tumoren und vor allem weniger Metastasen als in unbehandelten Tieren.
»Wir wissen derzeit noch nicht, ob Haloperidol oder verwandte Medikamente bei Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten die gleiche Wirkung haben wie bei Tumorzellen in Kultur oder in Mäusen«, räumt Hoheisel ein. Interessant sei in diesem Zusammenhang die Beobachtung, dass Schizophrenie-Patienten, die oft langfristig mit Dopamin-Antagonisten behandelt werden, insgesamt eine niedrigere Rate an soliden Tumoren haben als die Allgemeinbevölkerung. Möglicherweise sei der krebshemmende Effekt also nicht auf die Bauchspeicheldrüse beschränkt. Die DKFZ-Forscher wollen nun möglichst schnell prüfen, ob Dopamin-Antagonisten bei Patienten mit Pankreaskrebs den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können. /