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Kassen machen 490 Millionen Euro Minus

09.09.2015  09:25 Uhr

Von Ev Tebroke / Das erste Halbjahr 2015 beschließen die Krankenkassen mit einem Defizit von 490 Millionen Euro. Das geht aus aktuellen Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) hervor. Demnach standen Einnahmen von rund 106,1 Milliarden Euro Ausgaben in Höhe von etwa 106,6 Milliarden Euro gegenüber. Die Finanzreserven der Krankenkassen belaufen sich nach Angaben des BMG auf rund 15,2 Milliarden Euro (erstes Halbjahr 2014: 16,2 Milliarden Euro).

Der Gesundheitsfonds hat Rücklagen von rund 8,6 Milliarden Euro. Die Arzneimittelausgaben sind zwar in den ersten sechs Monaten 2015 um 4,8 Prozent je Versicherten gestiegen (erstes Halbjahr 2014: 8,9 Prozent). Durch Rabattvereinbarungen mit den Pharmaherstellern konnten die Kassen aber rund 1,65 Milliarden Euro einsparen und damit 9 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2014.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) wertete die Finanzsituation der 124 Kassen als »weiterhin stabil«. Das Minus lasse sich dadurch erklären, dass etliche Kassen ihre Mitglieder durch eine Senkung des Zusatzbeitrags auf 0,83 Prozent (bisher 0,9 Prozent) an ihren Finanzreserven beteiligt hätten, heißt es. Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass mittlerweile auch bislang gut aufgestellte Kassen ins Defizit rutschen. So überstiegen bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen im ersten Halbjahr die Ausgaben die Einnahmen um rund 112 Millionen Euro. Dieser Abwärtstrend ist neu: Im ersten Quartal hatten die Ortskrankenkassen noch ein Plus von 36 Millionen Euro erwirtschaftet.

 

Auch die anderen Kassen machten Miese: Bei den Ersatzkassen lag das Defizit bei rund 191 Millionen Euro, bei den Betriebskrankenkassen waren es 127 Millionen Euro und bei den Innungskrankenkassen rund 118 Millionen Euro. Überschüsse erzielten laut BMG nur die Knappschaft-Bahn-See (48 Millionen Euro) und die Landwirtschaftliche Krankenversicherung (9 Millionen Euro).

 

Angesichts der Ausgabenentwicklung geht der GKV-Spitzenverband für 2016 von einem Anstieg des Zusatzbeitrags um 0,2 bis 0,3 Beitragssatzpunkte aus. Aufgrund dieser Prognosen fordert vor allem die SPD eine Rückkehr zum paritätisch finanzierten Sonderbeitrag. Derzeit tragen diese Komponente allein die Versicherten. /

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