Resistenzen sind älter als Antibiotika |
06.09.2011 17:08 Uhr |
Von Annette Mende / Schon lange bevor Menschen damit begannen, Antibiotika gegen bakterielle Infektionen einzusetzen, hatten Bakterien Resistenzgene dagegen entwickelt. Das berichten kanadische Forscher im Fachjournal »Nature« (doi: 10.1038/nature10388).
Sie widerlegen damit die These, dass die Unempfindlichkeit von bakteriellen Krankheitserregern gegen Antibiotika ausschließlich ein modernes Phänomen ist, ausgelöst allein durch den Selektionsdruck des breiten Einsatzes der Antiinfektiva in der Klinik.
MRSA unter dem Mikroskop. Resistenzen gegen Antibiotika sind offenbar kein neues Phänomen, sondern eine uralte Verteidigungsstrategie von Bakterien.
Foto: CDC
Die Wissenschaftler um Gerard D. Wright von der McMaster University in Hamilton (Ontario) untersuchten 30 000 Jahre alte bakterielle DNA, die sie aus einer tiefen Sedimentschicht des Permafrostbodens in Alaska gewonnen hatten. Sie fanden viele verschiedene Resistenzgene gegen gängige Antibiotikaklassen, darunter β-Lactame, Tetracycline und sogar die heute als Reserveantibiotika geltenden Glykopeptide.
Die Resistenz gegen Antibiotika ist ein uraltes und in der Natur weit verbreitetes Phänomen, schließen die Forscher aus ihren Funden. Dieses Ergebnis überrasche nicht: Vermutlich habe es bereits vor 40 Millionen Jahren natürlich vorkommende Antibiotika gegeben, daher sei davon auszugehen, dass Resistenzen gegen sie ähnlich alt seien. Die Wissenschaftler sehen das als eine Erklärung für das immer wieder beobachtete schnelle Auftauchen von Resistenzen gegen gerade erst in die Therapie eingeführte Antibiotika. Auch in Zukunft werden neu entwickelte antimikrobielle Wirkstoffe daher ihrer Meinung nach auf bereits existierende Resistenzen stoßen. /