Erfolgsgeschichte |
06.09.2011 16:42 Uhr |
Wer hätte das gedacht? Im Gesundheitswesen kann es echte Kooperation geben. Apotheker, pharmazeutischer Großhandel und Pharmahersteller zeigen, wie es geht. Gemeinsam haben sie ein Konzept entwickelt, wie Patienten in Deutschland vor gefälschten Arzneimitteln geschützt werden können (lesen Sie dazu AM-Fälschungen: Securpharm sorgt für mehr Sicherheit). Die von den Beteiligten eigens dafür gegründete Initiative Securpharm soll nun das System testen und weiterentwickeln. Bei der Präsentation zeigten sich die Marktpartner zufrieden mit dem bisher Erreichten. Politik und Krankenkassen spielen dabei kaum eine Rolle. Vielleicht liegt darin der Schlüssel zum Erfolg.
Was sich Hersteller, Apotheker und Großhandel ausgedacht haben, ist stimmig und könnte eine Erfolgsgeschichte werden: Arzneimittelpackungen erhalten einen Data-Matrix-Code, über den auf eine Datenbank zurückgegriffen wird. In der ist die individuelle Seriennummer des Medikaments hinterlegt. Bei der Abgabe in der Apotheke wird die Nummer im Beisein des Patienten ausgelesen. Apotheker und Kunden können dann sicher sein, dass es sich um Originalware handelt.
Das hört sich einfach an, ist es aber nicht. Frei von Eigeninteressen sind natürlich auch die an Securpharm beteiligten Parteien nicht. So wollte die Industrie nicht, dass die Apotheker Einsicht in ihre Daten bekommen, die Apotheker wiederum sorgten sich, die Industrie könne über das System Patientendaten generieren. Für all dies wurden Lösungen gefunden, mit denen offensichtlich alle gut leben können. Größter Profiteur ist dabei der Patient. Der wird gerne bemüht, in diesem Falle aber zu Recht. Die Chancen stehen nämlich gut, dass Securpharm nach der dreijährigen Testphase ein ausgereiftes System präsentieren kann. Ein System, das Patienten zuverlässig vor Fälschungen schützt, dabei recht einfach in der Bedienung ist und die Arbeitsabläufe in der Apotheke nicht wirklich stört.
Zur ganz großen Erfolgsgeschichte könnte Securpharm werden, wenn es Politik und Krankenkassen hilft, die schöpferische Kraft von Diskurs und Test zu erkennen und eine distanziertere Beziehung zu Regulierung und Bürokratie zu entwickeln. Hartnäckigkeit, gesunder Menschenverstand und Kompromissbereitschaft könnten dann manche Paragrafensammlung entschlacken helfen.
Daniel Rücker
Chefredakteur