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Diabetes

Bei Anruf Unterzucker

06.09.2011  17:08 Uhr

Von Sven Siebenand / Im Laufe der Zeit nehmen viele Diabetiker eine drohende Unterzuckerung immer später oder gar zu spät wahr. Das kann dramatische Konsequenzen haben. Nun entwickeln Forscher ein Schweiß-Messgerät, das rechtzeitig vor einer Hypoglykämie warnen soll.

An zwei norwegischen Krankenhäusern gilt das Interesse der Wissenschaftler vor allem dem Schweiß ihrer Diabetes-Patienten. Denn sie wollen ein neues Messgerät entwickeln, das die Tatsache ausnutzt, dass sich Menge und Zusammensetzung des Schweißes bei einer Unterzuckerung ändern. Dieses sogenannte emotionale Schwitzen bleibt für den Patienten oder Außenstehende lange Zeit vollkommen unbemerkt – anders als thermales Schwitzen. Eine Bioimpedanz-Messung erkennt die veränderte Aktivität der Schweißdrüsen aber sehr schnell. Bei Stress bilden sich zwar in der Regel keine Schweißperlen auf der Stirn aus, in der Haut finden aber dennoch messbare Reaktionen statt. Das sagt zumindest Professor Dr. Örjan G. Martinsen von der Universität Oslo gegenüber »Apollon«, dem Forschungsmagazin der Universität.

Auch die Erregung des Sympathikus während einer Unterzuckerung hätte damit Einfluss auf das Schwitzen. Um herauszufinden, wie Schweißausschüttung beziehungsweise -zusammensetzung und Blutzuckerverlauf zusammenhängen, benötigen die norwegischen Forscher weitere Daten. Um diese zu gewinnen, kleben sie ihren Patienten Elektroden auf die Handinnenflächen, weil hier hauptsächlich emotionales Schwitzen stattfindet. Dann senden sie einen schwachen Strom durch die Haut bis in die Schweißdrüse und wieder zurück und messen kontinuierlich den Hautwiderstand. Normalerweise leitet die Haut den Strom schlecht, da die abgestorbenen Hornzellen in der Epidermis nur schwache Leiter sind. Schweiß ist aufgrund der enthaltenen Elektrolyte dagegen ein sehr guter Leiter. Je stärker der Blutzucker absackt, desto mehr schwitzen die Patienten in den Händen und desto höher ist der Ausschlag bei der Strommessung. Ein Signal kann den Diabetiker dann auf die drohende Hypo hinweisen.

 

Das Messgerät ließe sich vermutlich auch mit einem Smartphone koppeln. Bei Anruf droht also eine Unterzuckerung. Bis es so weit ist, wird den Wissenschaftlern zufolge noch einige Zeit vergehen. In ein paar Jahren könnte das Messgerät auf den Markt kommen, schätzen sie. / 

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